Vom Turbo-Folk der Mafia zum Polit-Rap des Untergrunds
Junge Belgrader Popmusiker suchen Anschluss an überregionale Szenen und Märkte
Vier Jahre nach dem Sturz von Milosevic zeigt die Belgrader Popmusik-Szene unterschiedliche Seiten. Während das ehemalige Oppositions-Radio B92 vor allem nach Sponsoren sucht, parodiert eine junge Rapper-Generation die Mafia- und Macho- Gesellschaft des «nationalistischen» Turbo-Folks und knüpft überregionale Netzwerke. Die Roma-Musiker versuchen derweil, sich auf dem Weltmusikmarkt durchzusetzen.
von Thomas Burkhalter, Neue Züricher Zeitung vom 13.04.2004
Vom sumpfigen Belgrader Niemandsland kommen wir her, vom Roma-Partyschiff «Black Panther», am Ufer der Save. Unter Deck gab es «pivo domestik», Bier von hier, und dazu Akkordeon- und Synthesizer-Versionen von Stücken wie Dizzy Gillespies «A Night in Tunisia» oder Simon and Garfunkels «El Condor Pasa». Bis dann unser Sitznachbar, ein dubioser italienischer Handelsreisender, plötzlich seltsame Ranglisten herunterleiert: «Russland - Nummer eins; Serbien - Nummer zwei; Kroatien - Problema; Mazedonien - Problema.» Und dann: «Für einen Serben zählt erstens Herz, zweitens Freunde, drittens Geld.» Oder: «Erstens Tanzen, zweitens Frauen, drittens Bier.» Das reicht. Zeit für uns zu gehen.
http://www.linxxnet.de/linxxkrassomat/13-04-04_serbien-musik.htm