[h3]Kurdenführer ruft zu Guerilla-Attacken in der Türkei auf [/h3]
Die PKK will Rache: Nach der türkischen Bodenoffensive im Nordirak ruft sie jetzt zu Gewaltaktionen in Städten der Türkei auf. PKK-Anführer Bahoz Erdal fordert, die Metropolen müssten "unbewohnbar" werden.
Ankara - Aufruf zum Terror: "Wenn sie uns zerstören wollen, müssen unsere jungen Leute die türkischen Städte unbewohnbar machen", sagte PKK-Führer Bahoz Erdal über den Einmarsch der türkischen Armee im Nordirak. Ein Sprecher der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei hatte bereits gestern mit Guerilla-Aktionen in der Türkei gedroht, sollte Ankara die gegen die PKK gerichtete Offensive nicht beenden.
DPA
Türkische Panzer im Irak: Rund 10.000 Soldaten sollen an der Offensive beteiligt sein
In den Kämpfen hat die PKK nach eigenen Angaben einen türkischen Hubschrauber abgeschossen. Er sei in Scham Gihu im grenznahen Teil der Provinz Dohuk in unwegsamen Berggebiet niedergegangen. Das Schicksal der Besatzung sei unklar. Für den Bericht gab es keine unabhängige Bestätigung.
Das türkische Militär war am Donnerstag in den Norden des Nachbarlandes einmarschiert, um gegen PKK-Kämpfer vorzugehen. An dem Einsatz sind Berichten zufolge mehr als 10.000 Soldaten beteiligt, die von der türkischen Luftwaffe unterstützt werden. Bei den ersten Gefechten wurden nach Angaben des türkischen Generalstabs etwa 80 PKK-Kämpfer und mindestens sieben Soldaten getötet.
Die PKK nutzt nach Einschätzung der türkischen Regierung den Nordirak als Rückzugsraum und Basis für Angriffe in der Türkei. Seit Beginn des Kampfes der PKK für einen eigenen Staat 1984 sind in dem Konflikt 40.000 Menschen getötet worden.
[h4] BLUTIGE GEFECHTE: DIE TÜRKISCHE IRAKOFFENSIVE[/h4]
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US-Verteidigungsminister Robert Gates glaubt jedoch nicht, dass der Einsatz die Probleme mit den kurdischen Separatisten lösen kann. Die Erfahrungen im Irak und in Afghanistan zeigten, dass zusätzlich zum militärischen Vorgehen wirtschaftliche und politische Initiativen nötig seien, sagte Gates heute in Australien. Er rief die Regierung in Ankara auf, die Souveränität des Irak zu beachten, die Kommunikation mit der Regierung in Bagdad zu verbessern und kontinuierlich fortzusetzten.
Die Warnungen Gates stehen in einem gewissen Widerspruch zu Äußerungen des Weißen Hauses und von US-Außenministerin Condoleezza Rice, wonach die USA den türkischen Einsatz unterstützen. Die PKK sei der gemeinsame Feind der USA und der Türkei, sagte Rice gestern. Die Partei sei auch ein Feind des irakischen Volkes. Rice forderte die Türkei jedoch auf, bei ihrem Vorgehen die Lage im Irak nicht zu destabilisieren. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte den Einsatz der türkischen Armee. Ihm seien die Bedenken der Türkei zwar bewusst, gleichwohl bekräftige er seine Aufforderung zu größtmöglicher Zurückhaltung und zu Respekt vor der internationalen Grenze zwischen dem Irak und der Türkei. Zugleich forderte er die PKK auf, ihre Terrorattacken auf türkisches Gebiet einzustellen. "Der Schutz der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten der Grenze bleibt das vordringliche Anliegen", sagte ein Sprecher Bans.
Die irakischen Kurden wollen sich nach eigenen Angaben aus den Kämpfen heraushalten. "Wir werden keine Kriegspartei sein im Kampf zwischen der Türkei und der PKK, nur wenn die Türken Bürger unseres Staates oder bewohnte Gebiete angreifen sollten, dann werden wir erbitterten Widerstand leisten, und darauf haben wir uns auch schon vorbereitet", erklärte der Präsident der nordirakischen Autonomieregion der Kurden, Massud Barsani. Gleichzeitig stellte er die Ziele der türkischen Offensive im Irak infrage. Es sei offensichtlich nicht das vorrangige Anliegen der Türkei, die PKK zu treffen, sagte Barsani. Die bisherigen Angriffe auf Brücken und andere Infrastruktur-Ziele deuteten eher darauf hin, dass die Türkei die Autonomieregion der irakischen Kurden im Visier habe. Die kurdische Autonomieregion umfasst die drei Nord-Provinzen Dohuk, Erbil und Suleimanija. In dem Gebiet sind nur kurdische Soldaten, Polizisten und Grenzwächter stationiert. Die nationale Regierung in Bagdad hat im Norden so gut wie keinen direkten Einfluss.