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Ich habe "wie" geschrieben und nicht "von". Kants Hauptwerk "Die Kritik der reinen Vernunft" thematisiert unter anderem das Themengebiet der Metaphysik. Und diese hat nun mal seine Ursprünge in der Antike. Kant hat den Gedankengang von damals weiter fortgesetzt. Weiter sind Wortschöpfungen wie Tugend nicht das Werk Kants, auch wenn dieser damit eine weitere Theorie der Ethik entwickelt hat. Der Gedankenstoß kam zwei Jahrtausende zuvor von Sokrates. Natürlich hat Kant die Werke der großen antiken Philosophen studiert, wie Philosophiestudenten es heute noch tun. Sie studieren auch wie Kant die Philosophen des Mittelalters, bloß gab es in Relation dazu nur ganz wenig bedeutende. Thomas von Aquin, mehr kommt auch nicht mehr. Es ist nun mal ein Faktum, dass die Philosophie der Moderne erst aufgeblüht ist, als die Araber die Werke antiker Philosophen wieder nach Europa mitgebracht haben. Ohne diesen Zustrom würden wir heute nicht einmal von Thomas von Aquin reden.
Erklär doch mal, wieso mittelalterliche Städte, die in den seltensten Fälle über 10.000 Einwohner zusammenkratzen konnten, höher entwickelt waren als antike Städte. Wie kann es sein, dass die Lebenserwartung im antiken Griechenland und Rom immens höher lag als 1500 Jahre später? Wenn sie sogar, wie du behauptest, bessere hygienische Standards hatten? Die Seife übrigens wurde deshalb erfunden, damit man nicht ins Wasser gehen muss und sich "trockenwaschen" kann. Ein weiterer Irrglaube des fanatischen Mittelalters. Ein Hauptgrund für die Verbreitung von Keimen und Seuchen. Die Pandemie von 1364 forderte den Tod von 30-60% der gesamteuropäischen Population. Es folgte danach Judenprogrome, weil sie dafür verantwortlich gemacht wurden. Warum hat es das christlich-europäische Mittelalter nicht besser gemacht als Aristoteles? Deswegen; der Hauptteil eines Medizinstudiums im Mittelalter bestand zum größten Teil aus Astrologie. Sie waren schlicht weg zu dumm um selbst die Lehre eines Philosophen zu widerlegen. Brillante Naturwissenschaftler und Visionäre wie Galileo Galilei, Leonardo da Vinci oder Michelangelo wurden vom geistlichen Oberhaupt verfolgt und nicht gefördert.
Sklaven gab es in allen Epochen bis heute. Es gibt immer in der Geschichte verschiedene Bezeichnungen für Abhängigkeitsverhältnisse (Untertanen, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter). Dort gab es die Mamelucken, hier gab es halt Leibeigene. Beides sind im Endeffekt Sklaven und da braucht man sich nicht zu streiten. Der Sklave übrigens wird von seinem Herrscher versorgt, der Leibeigene muss sich selbst versorgen. Übrigens, damit ein Leibeigener nicht mehr das Eigentum seines Herrn ist, müsste er sein ganzes Hab und Gut samt Familie zurücklassen, soweit es geht davon laufen in eine Stadt und dort ein Jahr und ein Tag untertauchen. Und jetzt Finger an den Kopf und sich selber fragen, inwieweit man überhaupt eine Chance gehabt hätte das zu überleben. Keine Arbeit, kein Dach über den Kopf, Armut, kein Anwalt, kein Gericht, dass einem Recht geben könnte, er sei wirklich ein Jahr und ein Tag unentdeckt geblieben.
Ich habe hier immer vom Raum Europa geschrieben. Wenn ich das christlich-europäische Mittelalter mit anderen Gegenden der Welt zum gleichen Zeitpunkt verglichen hätte, wie mit dem Morgenland oder China, wäre das Urteil noch düster als es ohnehin schon ist