Hallo!
Tito hat in einer Zeit, geprägt von Krieg, Gewalt, gegenseitigem Töten seinerzeit auch in Kampf und Verbrechen seiner Partisanen (s)einen Staat erschaffen. Darin und dass das Zeit der Existenz Jugoslawiens nicht aufgearbeitet wurde, werden durfte, lag auch schon die Saat für den Untergang. Und wahrscheinlich ist etwas dran, dass der Zusammenhalt als Staat stark mit seiner Person verbunden ist und mit seinem Tod aufbrach.
Nach Titos Tot tat sich erstmal jahrelang nichts.
Solche Aussagen kommen eher von den "Generälen nach der Schlacht" die haben dann nicht nur schon alles vorher gewusst sondern auch genau wer, was, wie und wo hinter verschlossener Tür gesagt, getan und geplant hat.
Ich meine damit jetzt nicht explizit dich sondern das solche Gedanken irgendwann Leute in die Runde brachten und es dann auch so angenommen wurde, klingt plausibel, YU ist ja auch wirklich nach seinem Tot auseinander gefallen.
Wenn die Sezessesionswilligen aber so zahlreich gewesen wären, wäre YU sofort nach Titos tot lautstark in Frage gestellt worden und nicht erst fast 10 Jahre danach und dieses auch erst nach bestimmten Ereignissen.
Diese Ereignisse werden vor allem in solchen serbischen Propagandaschinken verschwiegen oder als nebensächlich dargestellt.
In allen Republiken hatte YU die Bevölkerung hinter sich, nicht bedingungslos aber ausreichend das keine Querulanten eine wirkliche Gefahr darstellten.
Der Zerfall fängt da an wo Milosevic seine Chance sieht Serbien nicht nur als stärkste Republik sondern auch andere Republiken und alle Serben ausserhalb von Serbien in seine Machtpläne mit einzubeziehen wodurch ein irreparabler Schaden im Gleichgewicht der Republiken entstand.
Die Gazimestan Rede, 1989, von Milosevic zeigt unverblümt seine Absichten die er mit Hilfe von Serbien und allen Serben in YU erreichen will.
Diese Rede haben auch die Menschen in den anderen Republiken gehört und verstanden.
Das war DER Startschuss.
Als er dem Kosovo und der Vojvodina ihren Autonomiestatus nahm,
zuvor auf kriminelle Weise dort seine Leute einschleuste,
wie auch in Montenegro,
war klar das sich das die anderen Republiken nicht gefallen lassen wollen und können da Serbien so als einzelne Republik die gleiche Macht besass wie alle anderen Republiken zusammen.
Der Rest kam von Selbst und war nur eine Frage des "wie" und "wann" schnellst möglich raus.
Versteh mich bitte nicht falsch. Kroatien wie alle anderen Staaten hatten, da massiver Volkswille, das Recht auf den "Ausstieg". Panzer und Krieg dagegen waren nicht gerechtfertigt. Worauf wollte ich hinaus. Glaubst du, dass Martic und Konsorten in Kroatien so agiert hätten, hätten sie nicht "Belgrad" hinter sich gewusst oder Karadzic und auch seine kompromisslose Politik in BiH? So ähnlich sehe ich es im Größeren.
Natürlich war es nur mit Hilfe Serbiens möglich.
Deswegen besteht auch u.A. Kroatien darauf das Serbien baldmöglich seine Aggressor Rolle von damals eingesteht damit man wirklich mit einer Aufarbeitung beginnen kann und nicht so tut als hätte sie damit nichts zu tun.
Glaubst du, Kroatien und Slowenien hätten nicht bereits am 25 06.1991 ihre Unabhängigkeit verkündet, wären sie sich nicht massiver internationaler Rückendeckung bewusst gewesen?
Und gerade in Kroatien, wo die Situation mit der serbischen Minderheit längst nicht geklärt war? Es mochte sich um eine Minderheit handeln, aber sie waren dort auch zu Hause. Sie mögen im gewissen Sinn Werkzeug Belgrads gewesen sein, Propagandaopfer, was auch immer. Aber vielleicht war es doch leicht "mit der Brechstange" auch seitens des Westens, vielleicht hätte man diese Menschen und ihre Ängste ernster nehmen sollen.
Das hört sich sehr vernünftig an wenn es wirklich nur um irrationale Ängste gegangen wäre.
Die Rhetorik und Forderungen waren aber ganz klar auf "Wir verlassen YU nicht" gewichtet und " Serbisches Land ist da wo ein Serbe lebt".
Wenn man hätte warten müssen bis sich die kroatischen Serben bereitwillig von Serbien trennen, würde man bis heute warten, deswegen ist diese vernünftige Denkweise auch nicht auf diese Situation anwendbar.
Im Gegenteil, je schneller man die Unabhängigkeit bekommen hätte umso schneller musste sich zumindest die JNA/JA aus Kroatien verziehen und der Konflikt wäre auch nie so eskaliert.
Die Serben aus BiH dienen als bestes Beispiel um dein vernünftiges Argument zu wiederlegen.
Sie haben sich mittlerweile, auf sehr fragwürdige Weise, eine eigene Entität in BiH erkämpft.
Wollen sie immer noch raus aus dem Staat und machen wo sie können querelen im Staatsaufbau?
Ja, wollen und machen sie.
Du siehst, es geht und ging nie um Ängste sondern um den Willen sich Serbien anzuschliessen.
Damals war der Wille natürlich noch viel stärker als heute wo man auf "günstigere" Bedingungen warten muss.
Schau, für einen EU-Beitritt ist es auch meist Bedingung, dass eventuelle Minderheitenkonflikte, Grenzstreitigkeiten (einigermaßen) geklärt sind. Hinterher ist man sicher immer schlauer. Aber vielleicht hätte man ein entsprechendes Signal für eine Anerkennung Kroatiens auch an ähnliches knüpfen sollen. So kamen verlegene EU-Vermittler um Lord Carrington, wenn ich mich nicht irre, erst als die Kacke schon am Dampfen war, pardon. Wenn ich mich recht erinnere. Bitte ansonsten um Korrektur. Hoffentlich kam richtig herüber, was ich meine.
Viele Grüße
Das Zitat oben beantwortet auch diesen Absatz, da man zu keiner Einigung kommen konnte.
Das Ziel der Republik Kroatien und Mehrheit seiner Bevölkerung stand absolut gegensätzlich zum Interesse der kroatischen Serben.
Die eine Partei wollte raus aus YU, die andere wollte mit zumindest einem drittel Kroatiens in YU bleiben.
Hätten die Serben in einem für sich abgeschlossenen, homogenen Gebiet gelebt wären all die schönen Argumente von heute und damals wichtig und richtig, sie lebten aber sehr verteilt und fast genauso viele nicht Serben hätten mit ihnen die Republik Kroatien verlassen müssen damit sie ihren Willen bekommen.
Du siehst, es gab keine Möglichkeit wie ihnen Kroatien hätte entgegen kommen können ihren Willen zu bekommen, in YU zu bleiben.