Türkei: "Wer nur vage Kritik äußert, wird zur Zielscheibe"
Seit vier Tagen läuft die türkische Militäraktion in Syrien rund um den Ort Afrin. In der Türkei selbst werde die Offensive mehrheitlich bejubelt, sagt die Journalistin Elif Akgül. Kritische Stimmen würden eingesperrt.
DW: Frau Akgül, seit dem Beginn der türkischen Militäroffensive in Syrien häufen sich wieder Berichte über Verhaftungen von Journalisten in der Türkei. Wissen Sie, wie viel Festnahmen es bislang gab?
Elif Akgül: Ja, gestern wurden 30 Menschen festgenommen, insbesondere in Diyarbakir. Am Dienstag hat sich die Zahl auf bis zu 75 erhöht. Und die Verhaftungswelle ebbt nicht ab. In Izmir, Muğla und Ankara halten die Razzien meinen Informationen nach an. Es geht gegen Journalisten, aber auch andere kritische Stimmen, vor allem von der Partei HDP, die sich für Minderheitenrechte einsetzt. Es trifft auch alle, die sich in Tweets kritisch geäußert haben.
Kritisch gegen die "Operation Olivenzweig", die Offensive türkischer Truppen in syrischen Kurdengebieten?
Ja, absolut. Es herrscht eine nationalistische Stimmung vor im Land. Die breite Masse der Medien hat sich dem angeschlossen, veröffentlicht schöne Bilder von Soldaten und Kampfflugzeugen. Sie bejubeln den Krieg, ganz, wie die Regierung es wünscht. Selbst Oppositionsparteien wie die CHP befürworten die Invasion. Dagegen sind eigentlich nur marginalisierte Gruppen und die HDP-Mitglieder. [Die linksgerichtete HDP setzt sich besonders für die kurdische Minderheit ein - die Red.] Die Regierung hat es jetzt auf die wenigen kritischen Stimmen abgesehen. Selbst, wer in Tweets nur vage Kritik angedeutet hat, wird jetzt zur Zielscheibe.
Türkei: ?Wer nur vage Kritik äußert, wird zur Zielscheibe? | Europa | DW | 23.01.2018
ich lach mich kaputt über euch