Am höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur hätte die britische Regierung die Gefährdungslage besonders ernst nehmen müssen. Bereits im Vorfeld gab es Warnungen jüdischer Organisationen wie des Community Security Trust (CST), dass Synagogen und jüdische Einrichtungen an diesem Tag ein erhöhtes Anschlagsziel darstellen könnten. Anders als in Deutschland, wo Synagogen und jüdische Einrichtungen traditionell dauerhaft und besonders an hohen Feiertagen unter massivem Polizeischutz stehen, wurde in Großbritannien vielerorts nur auf punktuelle oder zivilgesellschaftlich organisierte Sicherheitsmaßnahmen gesetzt.
Genau diese Lücke nutzte der Attentäter von Manchester aus. Dass es trotz klarer Hinweise und der Symbolik des Tages keine flächendeckende Bewachung gab, wird Premierminister Keir Starmer nun als schweres Versäumnis angelastet. Politisch entsteht der Eindruck, dass die Regierung die Gefahr unterschätzt und jüdisches Leben nicht ausreichend geschützt hat.
Ob man juristisch von Fahrlässigkeit sprechen kann, ist eine offene Frage. Politisch jedoch wirkt es wie ein gravierendes Versagen: An einem Tag, an dem die Sicherheitslage absehbar besonders sensibel war, hat die Regierung nicht die nötigen Vorkehrungen getroffen, um eine Katastrophe wie in Manchester zu verhindern.