
Causa Peršmanhof: Wie der Schrecken wieder hochkommt
Vieles aus der Vergangenheit in Kärnten/Koroška wirkt noch unaufgearbeitet nach. Die Polizeiaktion am Peršmanhof könnte die Gesamtgesellschaft aufrütteln, dies zu ändern
Daniel Wutti, Hochschulprofessor an der PH Kärnten, schreibt in seinem Gastkommentar, warum der Polizeieinsatz viele Kärntner Sloweninnen und Slowenen belastet.
Der mutmaßlich maßlos überzogene Polizeieinsatz am Peršmanhof im Südkärntner Bad Eisenkappel / Železna Kapla löste in Österreich und Slowenien Erstaunen und Protest aus. Unter den Kärntner Sloweninnen und Slowenen aber auch Schrecken und Schock. Von Retraumatisierungen und Traumen ist in der Community die Rede. Einmal mehr ist der Nationalsozialismus Thema – auch bei jenen, die diese Zeit nicht selbst erleben mussten. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass Traumen kumulieren und transgenerationale Dynamiken entwickeln können – vor allem, wenn die gesellschaftlichen Umstände dies begünstigen. Wie es in Kärnten/Koroška jahrzehntelang der Fall war.
Die gesellschaftliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen und des Nationalsozialismus fand in Österreich und ganz speziell in Kärnten sehr spät statt. Ein wichtiger Teil davon passiert gerade jetzt noch. Ehrenamtlichen Vereinen und Initiativen, die meisten davon zweisprachig, ist es zu verdanken, dass inzwischen an die 340 Erinnerungszeichen für NS-Opfer in Kärnten sichtbar sind. Gerade im Mai 2025 erhielt das Kärntner Gailtal endlich ein solches Denkmal, auf Initiative des Vereins "Erinnern Gailtal".
"Slowenisch ist in Kärnten fast nirgends öffentlich sichtbar"
Dem gegenüber stehen etwa 800 "Abwehrkämpferdenkmäler", zumeist gut sichtbar, in Südkärntner Orten. Hier sind gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs und Wehrmachtsoldaten Opfer, zugleich aber auch Helden, wie die "Kärntner Abwehrkämpfer", denen wir es dem immer noch identitätsstiftenden Narrativ nach zu verdanken hätten, dass Kärnten "frei und ungeteilt" blieb. Historisch fraglich – gesellschaftlich wirksam. Jeden 9. und 10. Oktober werden hier Gedenkfeiern abgehalten, "Fackelzüge" ziehen vorbei, Territorien werden so markiert und die Kärntnerinnen und Kärntner implizit daran erinnert, dass hier vor allem Deutsch gesprochen wird.
www.derstandard.at
Vieles aus der Vergangenheit in Kärnten/Koroška wirkt noch unaufgearbeitet nach. Die Polizeiaktion am Peršmanhof könnte die Gesamtgesellschaft aufrütteln, dies zu ändern
Daniel Wutti, Hochschulprofessor an der PH Kärnten, schreibt in seinem Gastkommentar, warum der Polizeieinsatz viele Kärntner Sloweninnen und Slowenen belastet.
Der mutmaßlich maßlos überzogene Polizeieinsatz am Peršmanhof im Südkärntner Bad Eisenkappel / Železna Kapla löste in Österreich und Slowenien Erstaunen und Protest aus. Unter den Kärntner Sloweninnen und Slowenen aber auch Schrecken und Schock. Von Retraumatisierungen und Traumen ist in der Community die Rede. Einmal mehr ist der Nationalsozialismus Thema – auch bei jenen, die diese Zeit nicht selbst erleben mussten. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass Traumen kumulieren und transgenerationale Dynamiken entwickeln können – vor allem, wenn die gesellschaftlichen Umstände dies begünstigen. Wie es in Kärnten/Koroška jahrzehntelang der Fall war.
Die gesellschaftliche Aufarbeitung der NS-Verbrechen und des Nationalsozialismus fand in Österreich und ganz speziell in Kärnten sehr spät statt. Ein wichtiger Teil davon passiert gerade jetzt noch. Ehrenamtlichen Vereinen und Initiativen, die meisten davon zweisprachig, ist es zu verdanken, dass inzwischen an die 340 Erinnerungszeichen für NS-Opfer in Kärnten sichtbar sind. Gerade im Mai 2025 erhielt das Kärntner Gailtal endlich ein solches Denkmal, auf Initiative des Vereins "Erinnern Gailtal".
"Slowenisch ist in Kärnten fast nirgends öffentlich sichtbar"
Dem gegenüber stehen etwa 800 "Abwehrkämpferdenkmäler", zumeist gut sichtbar, in Südkärntner Orten. Hier sind gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs und Wehrmachtsoldaten Opfer, zugleich aber auch Helden, wie die "Kärntner Abwehrkämpfer", denen wir es dem immer noch identitätsstiftenden Narrativ nach zu verdanken hätten, dass Kärnten "frei und ungeteilt" blieb. Historisch fraglich – gesellschaftlich wirksam. Jeden 9. und 10. Oktober werden hier Gedenkfeiern abgehalten, "Fackelzüge" ziehen vorbei, Territorien werden so markiert und die Kärntnerinnen und Kärntner implizit daran erinnert, dass hier vor allem Deutsch gesprochen wird.

Causa Peršmanhof: Wie der Schrecken wieder hochkommt
Vieles aus der Vergangenheit in Kärnten/Koroška wirkt noch unaufgearbeitet nach. Die Polizeiaktion am Peršmanhof könnte die Gesamtgesellschaft aufrütteln, dies zu ändern