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«Der Sheriff ist wieder in der Stadt»

Wenn ein Diktator, der sein Volk ermordet und foltert nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, weil er angeblich das kleinere Übel ist, leben wir in einer beschissenen Welt. Wie leicht dieses Urteil doch fällt. Da lobe ich mir die unverdorbenen, verschwult/verwestlichen Gutmenschen.
Das stimmt natürlich absolut. Gehe ich mit meinem unverdorbenen, verwestlichten Gutmenschentum noch einen Schritt weiter, dreht sich das Blatt aber:

Wenn der Weg zu einem Zur-Rechenschaft-Ziehen aktuell nur darüber geht, dass einseitig fanatisch-religiöse und ebenfalls zutiefst anti-demokratische und aus dem Ausland finanzierte Söldnertruppen die Macht übernehmen, dann will ich lieber Assad noch eine Zeit lang da lassen.

Wenn der Giftgasangriff tatsächlich von ihm befohlen wurde gehört er allerdings wirklich vor einen internationalen Gerichtshof. Als Zyniker kann man sagen: Wenn Hunderttausende durch konventionelle Bomben sterben und 200 durch Giftgas, dann ist das auch egal. Aber das sehe ich anders: Man darf inmitten der Perversion solch eines Krieges nicht automatisch alle Hemmungen über Board werfen. Wenn Chemie-, Bio- und Atomwaffen zum normalen Kriegseinsatz quer über den Globus werden, wird es ein ganzes Stück finsterer für diese Welt.

Darum bin ich ausnahmsweise sogar für diesen Angriff der Amis. Er galt allein dem Flugplatz, von dem aus die Giftgasangriff gestartet wurden (oder jedenfalls einem Flugplatz, auch wenn die Flugzeuge tatsächlich von einem anderen kamen). Und ein Warnschuss ist besser als gar nichts, wenn es dabei bleibt.
 
Trumpovic 2013
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Also Moment mal. Ich und ich glaube auch sonst niemand hat gesagt, dass Assad als kleineres Übel nicht abgesetzt, bestraft werden soll. Und ich will so etwas auch nicht in den Mund gelegt bekommen!

Ich wünsche mit meiner Prognose eines Nachkriegsszenarios falsch zu liegen wie nichts. Werde es aber nicht. Mir geht es nur darum, dass weder hier noch allgemein dann diese Opfer vergessen werden. Denn die Geschichte lässt befürchten, dass es so kommen wird. Weil es nicht um Werte, Demokratie geht oder ob der da Menschen über die Klinge springen ließ und lässt. Ist so. Sondern um das, weil es oder nicht politisch opportun ist. Das ist alles.

Ich habe dir nichts in den Mund gelegt und auch nicht die Absicht gehabt. Aber du wirst nicht lange suchen müssen, um hier einen Hezbollahlecker oder Demokratieskeptiker zu finden, der genau das hier schon mehrfach geschrieben hat."
 
Ich habe dir nichts in den Mund gelegt und auch nicht die Absicht gehabt. Aber du wirst nicht lange suchen müssen, um hier einen Hezbollahlecker oder Demokratieskeptiker zu finden, der genau das hier schon mehrfach geschrieben hat."
Ich habe nichts mit Hezbollah zu tun. Warum auch immer du den Bogen spannst. Ich glaube an Demokratie und seine Werte. Aber ich glaube einen Sch... an "werteorientierter" Außen- und Geopolitik! DARAN zu glauben ist imo Rotz.
 
Das stimmt natürlich absolut. Gehe ich mit meinem unverdorbenen, verwestlichten Gutmenschentum noch einen Schritt weiter, dreht sich das Blatt aber:

Wenn der Weg zu einem Zur-Rechenschaft-Ziehen aktuell nur darüber geht, dass einseitig fanatisch-religiöse und ebenfalls zutiefst anti-demokratische und aus dem Ausland finanzierte Söldnertruppen die Macht übernehmen, dann will ich lieber Assad noch eine Zeit lang da lassen.

Wenn der Giftgasangriff tatsächlich von ihm befohlen wurde gehört er allerdings wirklich vor einen internationalen Gerichtshof. Als Zyniker kann man sagen: Wenn Hunderttausende durch konventionelle Bomben sterben und 200 durch Giftgas, dann ist das auch egal. Aber das sehe ich anders: Man darf inmitten der Perversion solch eines Krieges nicht automatisch alle Hemmungen über Board werfen. Wenn Chemie-, Bio- und Atomwaffen zum normalen Kriegseinsatz quer über den Globus werden, wird es ein ganzes Stück finsterer für diese Welt.

Darum bin ich ausnahmsweise sogar für diesen Angriff der Amis. Er galt allein dem Flugplatz, von dem aus die Giftgasangriff gestartet wurden (oder jedenfalls einem Flugplatz, auch wenn die Flugzeuge tatsächlich von einem anderen kamen). Und ein Warnschuss ist besser als gar nichts, wenn es dabei bleibt.

Giftgas erregt die Gemüter ja nur, wegen den juristischen Konsequenzen. Und bei dem ganzen Gelaber hier, dass Assad keinen Grund gehabt hätte, ubersieht man schnell, dass es auch einfach nur ein Test sein könnte von Assad. Das macht das Ganze noch lächerlicher. Der Typ ist nicht einmal gewählt. Letztlich ist das ganze Thema zum Ykotzen und ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, eine Lösung sowieso nicht. Aber nach meinen naiven Gerechtigkeitsempfinden gibt es für diese Massenmörder nur Knast statt Palast

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Ich habe nichts mit Hezbollah zu tun. Warum auch immer du den Bogen spannst. Ich glaube an Demokratie und seine Werte. Aber ich glaube einen Sch... an "werteorientierter" Außen- und Geopolitik! DARAN zu glauben ist imo Rotz.

Du warst damit ja auch nicht gemeint
 
Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Dass zwischen dem Assad-Regime und dem Aufstieg des sogenannten Islamischen Staates ein Zusammenhang besteht, dürfte kaum einen Syrer überraschen. Im krassen Gegensatz steht dazu das Bild, das das Regime gerne den weltweiten Medien verkauft: Assad als Kämpfer gegen den IS. Von Hakim Khatib

Für die Rolle Assads als Wegbereiter für den IS-Terror gibt es handfeste Beweise. Sowohl der ehemalige irakische Premierminister Nouri al-Maliki als auch Assad entließen im Jahr 2011 Al-Qaida-Mitglieder aus der Haft, wodurch der Aufstieg des IS überhaupt erst möglich wurde. Die bisherigen Forschungsergebnisse belegen, dass die Freilassung der dschihadistischen Extremisten eng korreliert mit der steigenden Zahl der Inhaftierungen von zivilen und säkularen Aktivisten, der geringen Zahl von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Regime und dem IS, der stabilen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem Regime und dem IS und der fortlaufenden Verbindung zu den Dschihadisten im Irak.

"Wir sind Praktiker und keine Theoretiker", sagte General Ali Mamlouk gegenüber US-Vertretern im Jahr 2010. Mamlouk ist Assads Gemeindienstberater und einer der zentralen Figuren des repressiven syrischen Sicherheitsapparats vor und nach Ausbruch des syrischen Aufstands. Voller Stolz über die Erfolge des Regimes bei der Infiltrierung terroristischer Gruppen erklärte er: "Grundsätzlich greifen wir sie [die Terroristen] weder sofort an noch töten wir sie sofort. Stattdessen mischen wir uns unter sie und bewegen uns erst zum geeigneten Zeitpunkt."
Als der syrische Aufstand Mitte März 2011 begann, entließ das Assad-Regime im Mai 2011 Hunderte radikaler Dschihadisten als strategische Maßnahme aus dem Gefängnis. Mindestens 260 Häftlinge stammten aus dem Militärgefängnis Saidnaya nördlich von Damaskus. 14 davon waren Mitglieder kurdischer Einheiten, der Rest extreme Islamisten.

Ende 2011 entließt man mehr als 1.000 ehemalige Al-Qaida-Milizionäre zur Stärkung dschihadistischer Gruppierungen auf Kosten moderater Rebellengruppen. Die Milizionäre nahmen wichtige Funktionen im IS, in der al-Nusra-Front und in anderen Extremistengruppen ein. Dieser Vorstoß zielte auf die Radikalisierung und die Diskreditierung des landesweiten Aufstands ab.


Tür und Tor geöffnet für radikale Islamisten
Doch das ist noch nicht die ganze Geschichte. Das Assad-Regime blickt auf eine lange Zusammenarbeit mit radikalen Islamisten zurück und spielt mit diesen ein doppeltes Spiel. Bereits im Jahr 2003 unterstützte Assad den Aufbau des dschihadistischen Widerstands im Irak zur Bekämpfung der US-Invasion.

Zum Weiterlesen:
https://de.qantara.de/inhalt/assad-und-der-aufstieg-des-is-der-feind-meines-feindes-ist-mein-freund
So viel zum "säkularen" Assad-Regime.
 
Ich denke, man muss immer das Wichtigste sehen, und das ist jetzt, einen katastrophalen Bürgerkrieg zu beenden, der nichts mehr als weitere Zerstörung und Leid bringen kann. Mit dem totalen Sieg der einen oder der anderen Seiten ist das unmöglich: nicht nur weil ein solcher Sieg sehr viel Zeit und Blut fordern wird, sondern auch weil die Situation danach nicht stabil sein wird.

Die Chance für einen Umsturz des Assad-Regimes gab es am Anfang des Aufstandes, als er noch eine Form ähnlich zu diesen in Ägypten und Tunesien hatte. Aus verschiedenen Gründen, hat das damals nicht geklappt. Als dann der Aufstand zu einem Bürgerkrieg geworden ist (was bei Revolutionen leider oft passiert), war es mit den besonderen Umständen Syriens fast unvermeidbar, dass eine solche Situation entstehen würde, in der man nicht weiß, wer schlimmer als der andere ist. Ob das uns gefällt oder nicht, ein großer Teil der Syrer steht hinter Assad, weil er für sie tatsächlich das kleinere Übel ist - und sie haben gute Gründe, das zu glauben. Ob er Giftgas verwendet oder nicht, ist für sie eine sekundäre Frage.

Das Einzige, was eine relative Beruhigung der Lage bringen kann, ist dass man die verschiedenen Herrschaftsbereiche gegenseitig anerkennt, also leider eine unoffizielle Teilung Syriens - was auf dem Boden schon längst eine Realität ist.
 
Man muss Assad nicht mögen, nicht unterstützen oder sonstwas, aber das muss man auch nicht bei Trump. Und schon gar nicht wenn bei den spontanen Trump-Jublern, die ihn noch vor kurzer Zeit wegen #muslimban und #mauer total Scheiße fanden, das Wesentliche vergessen wird. Wie so oft wenn Rache und Religion das Hirn frisst.

Man kann diesen Artikel ja mal ganz unaufgeregt lesen.

Der US-Militärschlag in Syrien ist völkerrechtswidrig - Politik - Süddeutsche.de
 
Also ich verstehe ja generell nicht wieso man diese von britischen und französischen Kolonialherren gezogenen Grenzen bis ans Ende der Zeit beibehalten möchte. Wenn Sunniten und Schiiten keinen Bock aufeinander haben, dann teilt man eben die Staaten entlang ethnischer Grenzen und gut ist. In diesem Zuge könnte man auch die Staatsgrenzen Israels und Palästinas neuziehen (Israel bekommt Metropolregion Tel Aviv, Palästina den Rest).
 
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