Einer der interessantesten Wendepunkte im ersten Weltkrieg. Grossbritannien dachte, dass sie wegen der strategischen Ressourcen sämtlichen Gegner überlegen wäre, bzw. dazu zählte eben ihrer global operierende Flotte und der durch sie gesicherte weltweite Zugang zu Rohstoffen und allen wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen des Empires.
Winston Churchills Vorschlag eines direkten Seeangriffs auf die Dardanellen war ein grosses Desaster (wurde aber auch von vielen gewarnt). Er setzte auf das Szenario eines maritimen Durchbruchs durch die Meerengen und einer Bedrohung Konstantinopels von See her. Diese Strategie entsprach eigentlich der Tradition des globalen Hoch-Imperialismus aus dem 19. Jahrhundert, als man mit der Entsendung von Kanonenbooten versucht hatte, einen unterlegenden kolonialen Gegner einzuschüchtern. Tja, doch unterschätzten solche Überlegungen die Möglichkeiten der damaligen osmanischen Verteidigung.
Man muss sich das ganze so vorstellen, mit nur einem in Deutschland gebautem Minenleger, hatte die türkische Marine die Mündung der Dardanellen erfolgreich gesperrt. Schon damals zeigte sich eine für den Landkrieg an der Westfront charakteristische Asymmetrie zwischen Angreifern und Verteidigern. Es gibt Parallelen zwischen der Verteidigungstaktik der Türken im ersten Weltkrieg und Vietnamesen während ihrer Kolonialkriege gegen China, Frankreich und USA. Ein relativ "schwacher" Verteidiger war bei entsprechendem Einsatz von Verteidigungswaffen und ausgebauten Stellungen in der Lage, einen zunächst numerisch weit überlegenden Angreifer, der durch schwere Schiffsartillerie unterstützt wurde, zurückzuschlagen.
Auf der anderen Seite, konnte der Verteidigungs Erfolg bei Gallipoli nicht die militärische Katastrophe der osmanischen Armee im Kaukasus überdecken, die für die Kriegserfahrung des Osmanischen Reichs und Radikalisierung ethnisch-religiösen Gewalt nach innen von entscheidender Bedeutung sein sollte.