Die Medienlandschaft in Kroatien und Serbien sind bei solchen "Jubiläen" immer besonders schön oder auch traurig geschmückt. Wobei manche vielleicht wie der kroatische "Globus" für einen 20. Jahrestag nicht unbedingt ein passendes Titelbild für die Vorderseite gewählt haben und so zur Zielscheibe ihres eigenen Publikums wurden.
Will als Betroffener auch meine Sichtweise etwas näher erläutern (vor allem aus militärischer Sicht). Dass die "Oluja" über Knin und den restlichen Ortschaften in der Krajina definitiv rüber rollen wird, war uns spätestens nach dem Grahovo ein paar Wochen zuvor in kroatische Hände gefallen war klar. Aber auch nach "Bljesak" in West Slawonien wusste man mehr oder weniger wo der Wind bald wehen wird.
Durch das ständige militärische Vordringen und Eroberung der kroatischen Armee Grahovos wurde die "SVK" ins Offside manövriert und so war Knin zum ersten mal vom Hinterland militärisch bedroht und die "SVK" konnte aus Mangel an Soldaten diese neu entstandene Lücke nicht abdecken. Als die Serben Grahovo endgültig verloren haben, begann sich auch die kroatische Armee in Richtung Knin zu "senken" und die neu formierten serbischen Einheiten begannen sich auf der sogenannten "Roten Erde" und einigen Dörfern oberhalb Knins zu positionieren. Plavsic gab mittlerweile plumpe Durchhalte Parolen durch das damalige Radio Knin, dass die Serben den Verlust des Heimatortes Gavrilo Princips niemals hinnehmen werden.
In den neu besetzten Gegenden haben sich die serbischen Einheiten praktisch nirgends eingegraben (zum einen wegen der äusserst felsigen Landschaft, aus Zeitmangel und vor allem aus Mangel an der Maschinerie). Zum Beispiel, auf einem Hügel waren etwa 10 Soldaten neu positioniert und an einem anderen Hügel, wieder etwa 10 Soldaten. Komischerweise wurden zwischen den beiden Hügeln, die etwa 500 Meter Luftlinie trennt niemand dazwischen positioniert und hinter der Linie war man auch nicht abgesichert. Ein klassischer militärischer Anfängerfehler von amateurhaften lokalen Kommandeuren.
Die serbische Armee die auf dem Dinara Gebirge operierte, wurde als "taktische Gruppe" getauft, aber ihre Logistik war schrecklich und das Kommunikationssystem noch schlimmer. Viele Soldaten waren bereits nach dem ersten Tag der "Oluja" ohne Munition auf der gebirgigen Landschaft im Hinterland Knins steckengeblieben. Die "SVK" war der Aufgabe und dem Gegner zu keinem Zeitpunkt gewachsen.
Am einfachen Beispiel der beiden Hügel dass von etwa 20 serbischen Soldaten besetzt war zeigt simpel die ganze Stärke auf. Berg Teile die noch immer in serbischer Hand waren, wurden ganz einfach von der Artillerie und Infanterie blockiert, und zwischen den Hügeln konnte etwa die Hälfte des Bataillones ohne Probleme durchmarschieren und so ihren Rücken vom Gegner absichern. Die kroatische Armee hatte zu diesem Zeitpunkt alles auf ihrer Seite und war zu diesem Zeitpunkt zu einer qualitativ äusserst kampferprobten und mittlerweile professionellen Armee herangewachsen. Sie waren den Serben überall überlegen, in punkto (motivierten) ausgebildeten Soldaten, Artillerie, Logistik, Kommando-Strukturen und vom Kommunikationssystem will ich nicht mal sprechen.
Im Vergleich zu 1992 und 1993, war die kroatische Armee damals noch relativ ineffektiv und vor allem defensiv orientiert und erst mit der militärischen Aktion "Maslenica", als zum ersten und zum letzten mal kroatische und serbische Einheiten etwa gleich stark waren, begann ihr Aufstieg und Siege sich zu häufen.
Die westliche Doktrin in der kroatischen Armee hatte Früchte getragen, bzw. die praktisch eigentlich zwei militärische Doktrin-Kulturen vereint hat. Die eine war die amerikanische, bzw. mehrdimensionale Kriegsführung (wurde von den Amis im Vietnam demonstriert) und die andere Doktrin, die der Französischen Fremdenlegion.
Ein Punkt das für mich mit entscheidend für die Erfolge der Kroatischen Armee war, dass sie sich begonnen haben an den Unteroffizieren und effektiven Kampfleistung zu basieren, im Gegensatz zu der Militärischen Doktrin der JNA, bzw. basierend auf den Masseneinsatz ihrer Kriegsgeräte und der ineffizienten Arbeit der Offiziere.
Mit anderen Worten, in der Kroatischen Armee hatte der Sergeant (der einen Unteroffiziersdienstgrad hatte) das Sagen und in der JNA (und später der neu formierten serbischen Einheiten) der Oberst. Es gibt da eine militärische Faustregel: der Sergeant wird in der Regel den Oberst immer auf dem Schlachtfeld schlagen, weil er jünger, innovativer, pyhsisch stärker wirkt und besser das gelernte auf dem Feld anwenden kann. Ausserdem führt der Oberst die Befehle und die militärischen Aktionen immer aus seinem Kabinett aus, während der Sergeant mit seinen Soldaten mittendrin auf dem Schlachtfeld steht und so eine bessere Übersicht über den Verlauf hat.
Man will sich zwar die militärische Niederlage damit einreden lassen, dass die Kroaten militärische Hilfe vor allem aus den USA bekommen haben. Es stimmt zwar, dass amerikanische EA-6B Aufklärer vor der "Oluja" im Luftraum patrouillierten und die elektronischen Kommunikationslinien des serbischen Militärs blockierten oder Flakstellungen zerstörten, aber auch ohne diese Hilfe war man dem Gegner komplett unterlegen, der einfach das ganze noch beschleunigt hat. Alles in allem, verdienter militärischer Sieg der Kroaten.
Wie so oft, schreibt der Sieger die Geschichte und über die Moral des Ganzen will ich nicht jetzt urteilen und ist jedem selbst überlassen (auch ich weiss wie damit umzugehen).