Kroatien und die ultranationale Karte
Im selben Jahr hatte sich wiederum in Kroatien die rechtsnationale HDZ gegründet und den ehemaligen Tito-General Franjo Tudjman zu ihrem Parteichef gekürt. Den erstarkenden serbischen Nationalismus konterte man in Kroatien mit Visionen vom „tausendjährigen Wunsch des kroatischen Volkes“ nach Unabhängigkeit.
Doch Milosevic, erinnert der Südeuropa-Experte Sundhaussen, habe die nationalistische Wende in den serbischen Diskursen nicht eingeleitet, sondern sei „lediglich auf den fahrenden Zug aufgesprungen“; dies ganz im Gegensatz zu Tudjmann, der sich als großer nationalistischer Kommunikator erwiesen habe: „Feste Überzeugungen waren Milosevic eher fremd.“
Spätestens mit dem Fall der Berliner Mauer, besonders aber im Jahr 1990 erhöht sich die Taktfrequenz des Zerfalls. Am 23. Jänner 1990 verlässt die slowenische Delegation aus Protest gegen Serbien den 14. Außerordentlichen Parteitag des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens; Kroatien zieht in gleicher Richtung nach. Bei den ersten freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Slowenien siegt im April 1990 das Mitte-rechts-Bündnis Demos. Die Wahl des ehemaligen KP-Chefs Kucan zum Staatspräsidenten beschleunigt die Verselbstständigung Sloweniens.
Kroatien und die ultranationale Karte
Im selben Jahr hatte sich wiederum in Kroatien die rechtsnationale HDZ gegründet und den ehemaligen Tito-General Franjo Tudjman zu ihrem Parteichef gekürt. Den erstarkenden serbischen Nationalismus konterte man in Kroatien mit Visionen vom „tausendjährigen Wunsch des kroatischen Volkes“ nach Unabhängigkeit.
Doch Milosevic, erinnert der Südeuropa-Experte Sundhaussen, habe die nationalistische Wende in den serbischen Diskursen nicht eingeleitet, sondern sei „lediglich auf den fahrenden Zug aufgesprungen“; dies ganz im Gegensatz zu Tudjmann, der sich als großer nationalistischer Kommunikator erwiesen habe: „Feste Überzeugungen waren Milosevic eher fremd.“
Spätestens mit dem Fall der Berliner Mauer, besonders aber im Jahr 1990 erhöht sich die Taktfrequenz des Zerfalls. Am 23. Jänner 1990 verlässt die slowenische Delegation aus Protest gegen Serbien den 14. Außerordentlichen Parteitag des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens; Kroatien zieht in gleicher Richtung nach. Bei den ersten freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Slowenien siegt im April 1990 das Mitte-rechts-Bündnis Demos. Die Wahl des ehemaligen KP-Chefs Kucan zum Staatspräsidenten beschleunigt die Verselbstständigung Sloweniens.
„Die HDZ“, so Sundhaussen, „trug massiv zur Eskalation der nationalen Spannungen bei; ein mit nationalistischen Parolen geführter Wahlkampf, befeuert von fanatischen Gruppen im Exil, musste die 600.000 Serben der Republik zutiefst beunruhigen.“
Im Raum stand die Rehabilitierung von Ustascha-Emigranten wie überhaupt eine komplette Umdrehung der jugoslawischen Erinnerungskultur. „Ich bin kein Individuum mehr, ich bin keine Person. Ich bin eine von vier bis fünf Millionen Kroaten“, hielt die Zagreber Schriftstellerin Slavenka Drakulic den neuen Chauvinismus in ihrer Heimat fest.