Liess dir mal Stalins Direktive an die Generäle von 1945 durch wo vor allem unterstrichen wurde, dass man sorgfältig mit den menschlichen Ressourcen umgehen sollte, wo man bereits zu den letzten Reserven an Streitkräften schöpfte. Ein "sowjetisches Lissabon" war eher der damaligen Propaganda geschuldet, die Sowjets hätten ein solches Gebiet nicht einmal fünf Jahre halten können, bzw. gleichzeitig ein Frankreich, Italien, Spanien, die Niederlande, Skandinavien und ganz Deutschland besetzt halten, erscheint mir gerade zu unwirklich, nicht unter diesen Bedingungen, auch ohne die nukleare Weltmacht USA. Stalin höchstpersönlich wollte bereits im Jahr 1952 sich komplett aus Deutschland zurückziehen, aber die führenden sowjetischen Generäle konnten ihn überzeugen den Plan fallenzulassen. Ausserdem hatten sie schon enorme Mühe mit den polnischen Gerilla-Partisanen klarzukommen, nicht zu vorstellen welche Ressourcen man bereit hätte stellen sollen, um alle möglichen inneren Feinde wirksam zu bekämpfen.
Selbst ohne die Amerikaner scheint mir dieses Szenario fremd, wobei die Amis schon seit 1942 an den Plänen für die Normandie arbeiten. Nur in einigen wenigen Alternativ Szenarien haben wir keine USA als Schutzmacht in Europa. Beispielsweise war die Situation 1929 viel schwerwiegender oder noch schlimmer, die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg war eine traumatische Talfahrt für Amerika die zu einem radikalen Isolationismus geführt hat, mit dem Roosevelt zu kämpfen hatte.
Gehen wir mal in der Annahme an, dass die Situation für die Amis an den Kriegsfronten gegen sie läuft, wir haben einen grösseren Schaden in Pearl Harbor, militärische Niederlage bei Midway und den Salomonen Inseln was schlussendlich zu dem führt, dass der amerikanische Stiefel den europäischen Boden nicht erreicht. Grundlegend und wichtig zu erwähnen, die Deutschen und Italiener halten sich somit noch länger in Afrika auf. Die Briten würden mit ihren Commonwealth-Truppen alleine gegen die Wehrmacht kämpfen und auf eigene Faust eine Invasion auf die Normandie planen, die betrachtet man alle damaligen Faktoren, wahrscheinlich nicht sonderlich erfolgreich ausgegangen wäre.
Wir haben keine Konferenz in Casablanca und Teheran wo eine bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands als primäres Ziel festgesetzt wurde. Das Ende des Krieges ist mit einer bedingten Kapitulation versehen. Die Deutschen können zwar den Krieg nicht gewinnen, aber ohne die Amis und der Zweiten Front bluten die Sowjets und Briten so sehr aus, dass der Krieg mit einem "Unentschieden" und erzwungenen "Frieden" endet. Hitler hätte wahrscheinlich Francos Spanien in den Krieg mit einbezogen, die Operation Felix wäre wahrscheinlich auch geglückt. Die Engländer würden alle Versuche unternehmen um die Türkei auch ins "Boot" zu holen und haben automatisch einen noch längeren Krieg. Das Stauffenberg-Attentat wird ein Erfolg, die Monarchie wird eingerichtet und ein Frieden mit den anderen Mächten ausgehandelt.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges:
-die Sowjets sind wahrscheinlich jetzt in den erweiterten Grenzen aus 1939
-Deutschland hat jetzt die Grenzen des Kaiserlichen Deutschlands mit der reinstalierten Monarchie
-die Deutschen ziehen sich aus dem Westen Europas zurück
-die Sowjets bekommen wahrscheinlich den ganzen baltischen Raum, das verkleinerte Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, wahrscheinlich auch Finnland und die Slowakei
-Norwegen und Island sind von nun an die Hauptverbündete des britischen Empire, aus geostrategischen Gründen
-Italien wäre wahrscheinlich geteilt gewesen, der Norden kommunistisch und der Süden monarchistisch
-Tschechien wäre ein Satellit Deutschlands, vielleicht auch direkt annektiert und wird ein Teil des Kaiserreichs
-die Briten wären somit in einer viel schlimmeren Situation und es würde sich ein anglo-französischer Block bilden
-Jugoslawien wäre wahrscheinlich auch unter sowjetischer Herrschaft gefallen oder wir hätten ein monarchistisches Serbien und eigenständiges kommunistisches Kroatien
-es kommt zu keiner Europäischen Union und haben einen mehrseitigen Kalten Krieg, anglo-französischer Block, die USA, Deutschland und die Sowjetunionen mit seinen Satellitenstaaten
Ist nur meine Annahme, deswegen heisst es auch Alternativgeschichte, wobei ich alle damaligen Faktoren mit einbezogen habe.
Was die strategische Ausrichtung betrifft, die Gebietserwerbungen und Truppenverschiebungen der Sowjets konnten als bedrohlich angesehen werden, die Betonung liegt auf konnte. Mit den Grenzverschiebungen sind natürlich Russlands Möglichkeiten gestiegen, während Deutschlands Chancen einengten. Die Besetzung der baltischen Staaten stellte eine Gefahr für Finnland dar (nahezu ein deutsches Protektorat) und erweiterte das russische kontrollierte Seegebiet in der Ostsee, wo Deutschland unter anderem seine U-Boot-Besatzungen ausbildete. Die Annexion der rumänischen Donauprovinzen bedrohte das von Deutschland abhängige Bulgarien und verbessere Russlands Aussichten, sich den Zugang vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer zu sichern. Aber das alleine und deine aufgezählten Dinge als konkreten sowjetischen Angriffsplan auf Deutschland zu sehen halte ich zu weit hergeholt.