Ich hab hier was interesssantes zu Alexandros/ er...Sein Grab das noch nicht gefunden wurde könnte laut Spiegel längst gefunden werden...MFG
24. Januar 2005
ALEXANDER-GRAB
Auf der Spur des Gottkönigs
Von Olaf Ihlau und Volkhard Windfuhr
Das Grab Alexanders des Großen hat Generationen von Forschern, Phantasten und Abenteurern in Atem gehalten. Alexandria gilt als heißester Kandidat unter den möglichen Fundorten. Doch Archäologen stoßen bei der Suche nach der Herrschergruft auf den Widerstand ägyptischer Bürokraten und Kirchen.
Der römische Eroberer Ägyptens wollte einen noch erfolgreicheren Eroberer ehren, der sich 300 Jahre vor ihm zum hellenischen Herrscher über die gesamte antike Welt aufgeschwungen hatte:
Wie schon Julius Caesar pilgerte auch dessen Adoptivsohn Octavian, der spätere Kaiser Augustus, in der Mittelmeermetropole Alexandria zum Sema, der von Gärten durchzogenen Prunk-Begräbnisstätte der Ptolemäer. In einer der Grabkammern dort stand der Alabaster-Sarkophag Alexanders des Großen.
Der künftige Imperator der Supermacht zur Zeitwende ließ die Mumie des Makedoniers aus dem Gewölbe nach oben schaffen. Octavian wollte den Kopf des Einbalsamierten mit einem goldenen Eichenkranz schmücken. Dabei brach Alexanders Nase ab.
Dass sich Alexanders Beisetzungsstätte in der von ihm geschaffenen Stadt befand, ist durch zeitgenössische Schriftsteller
historisch verbürgt. Einer der letzten Promi-Besucher am Grabmal des Gottkönigs dürfte Roms Kaiser Caracalla im Jahr 215 gewesen sein. Danach folgte für Alexandria eine Zeit der Katastrophen: Erdbeben, Feuersbrünste, Eroberer zerstörten die prächtige Stadt, und mit diesen Heimsuchungen verliert sich die Spur der Sema-Nekropole im Dunkel der Geschichte.
Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte Alexandria als Multikulti-Habitat von Arabern, Griechen, Armeniern und Juden zu neuer Blüte. Da stießen Ausgräber auf dem Gelände des Lateinischen Friedhofs auf einen sensationellen Fund: Sie legten ein Monument aus massiven Alabaster-Blöcken frei, "das für Ägypten einzigartig ist", so der derzeitige Kopf der französischen Alexandria-Forscher, Jean-Yves Empereur, 52.
Alabaster war im pharaonischen Ägypten heiligen Stätten vorbehalten. Nach Angaben des griechischen Geografen und Geschichtsschreibers Strabon, der etwa um 25 vor Christus Alexandria besuchte, lag auf diesem Areal die königliche Nekropole mit der Gruft der Ptolemäer-Herrscher und damit auch das Grab Alexanders.
"Nur hier kann er liegen" , fand auch der Doyen der ägyptischen Alexandrologen, Fausi al-Facharani. Der hochbetagte Professor setzte kurz vor dem Millenniumswechsel auf dem weitläufigen Gottesacker, der unterdessen der Universität Alexandria als Botanischer Garten ihrer Landwirtschaftlichen Fakultät dient, sechs strategische Stichgrabungen an.
Der Mangel an Geldern ließ den Wissenschaftler unter dem Dschungel aus Bananenstauden, Gummibäumen und Zypressen nicht recht vorankommen. Zudem verhedderte er sich in Kleinkriege mit Behörden und Gouverneur um die Grabungserlaubnis. Dabei mag auch das grundlegende Desinteresse der heutigen Elite Ägyptens an einer Periode mitgespielt haben, die zwischen dem Ende der Pharaonen-Dynastien und der Ankunft des Islam lag: In diesen gut tausend Jahren beherrschten Fremde das Land - Assyrer, Perser, Griechen, Römer.
Facharani starb verhärmt, die Grabungen wurden eingestellt und erst unter dem Franzosen Jean-Yves Empereur Ende 2002 wieder aufgenommen.
Denn inzwischen hatten durch Vermittlung des SPIEGEL und finanziert vom Unternehmen Hochtief Geophysiker einer Leipziger Spezialfirma Bodenuntersuchungen angestellt und mit bemerkenswerten Ergebnissen und Schlussfolgerungen aufgewartet. Das Durchleuchten des Untergrunds mit Georadar auf der Suche nach der bedeutendsten Reliquie des Hellenismus hatte, so schien es, unweit des Alabaster-Monuments in vier bis acht Metern Tiefe weitere Alabaster-Quader geortet - "ein sicherer Hinweis auf ptolemäische Grabanlagen", frohlockte Empereur.
Zu früh gefreut. Der Franzose ließ erneut buddeln, doch er buddelt bis heute ohne spektakulären Erfolg. Gefunden wurden zwar Brunnen, Labyrinthe, Gesteinsquader, Scherben und Münzen aus der frühen Ptolemäerzeit, also bald nach Alexanders Tod. Doch auf Grabgewölbe oder eine Gruft stieß man bislang nicht.
Gleichwohl hat Empereur seinen Optimismus nicht eingebüßt. Er ist sicher, im Bereich der Sema-Nekropole zu graben. Nur machen ihm mehrere Handicaps zu schaffen, deren größtes sich kaum beseitigen lässt: Unmittelbar hinter dem Alabaster-Monument, wahrscheinlich über dem einstigen Sema, erstreckt sich ein Gräberterrain von etwa einem Quadratkilometer Weite, das als unantastbar gilt.
Hier liegen die Friedhöfe von Alexandrias einstigen und jüngsten Bewohnern - von koptischen Christen, Griechisch-Orthodoxen, Protestanten, Juden, Freimaurern, Armeniern, von britischen und französischen Weltkriegssoldaten. "Da haben wir keinerlei Chance, irgendetwas umzustülpen", hadert der französische Archäologe, "da machen die Kirchen nicht mit".
Allein im Bereich des Botanischen Gartens wären noch weitere Grabungen möglich, obwohl Alexandrias Gouverneur damit begonnen hat, einen Vergnügungspark zu errichten. Dieses Projekt will jetzt Ägyptens Präsident Husni Mubarak mit einem Machtwort stoppen.
Die Order des Staatschefs zeigte noch eine andere Wirkung: Die Bulldozer, die bereits begonnen hatten, einen Teil des historischen Osthafens der antiken Weltmetropole zuzuschütten, um den Bau einer Tiefgarage vorzubereiten, wurden unverzüglich abgezogen. In nur acht Metern Tiefe des alten Hafenbeckens waren durch ein Seebeben abgesunkene, zum Teil noch gut erhaltene Tempel- und Palastanlagen aus der Ptolemäerzeit geortet worden. Die Archäologen und Historiker der Nilrepublik atmeten auf.
Auch im Bereich des Botanischen Gartens sollen die Archäologen ihre vermutlich letzte Chance erhalten, mit dem Aufstöbern des Alexander-Grabmals eine Jahrhundert-Sensation zu präsentieren - einen Coup, der durchaus vergleichbar wäre mit dem Fund der Grabkammer des Pharaos Tutanchamun in Thebens Tal der Könige.
Oder war am Ende, was einige Forscher glauben, gar das Alabaster-Monument die letzte Ruhestätte Alexanders?
Die unbearbeiteten Außenseiten der innen glatt polierten Alabaster-Quader legen nahe, dass sie in der Erdummantelung eines Hügelgrabs steckten. Sie sind eindeutig früh-hellenistisch und ähneln im Baustil der Zwei-Kammer-Gruft, die der griechische Archäologe Manolis Andronikos 1977 beim nordgriechischen Vergina unter einem 13 Meter hohen Erdhügel fand: Ein Goldschrein darin enthielt die in Purpurgewebe gehüllten Knochenreste des Makedonenherrschers Philipp II., des Vaters von Alexander.
Jean-Yves Empereur will nicht ausschließen, dass das durch Betonstützen verunstaltete Alabaster-Monument die Vorkammer des Alexander-Grabmals war. Nur leider: Träfe diese Annahme zu, dann wäre das eigentliche Grab des Gottkönigs im Zerstörungsschutt der Jahrhunderte endgültig verschwunden.
Quelle (Spiegel)