http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~EDF532A8EB5D442D4B1CEEE504733C205~ATpl~Ecommon~SMed.html
Was sind eigentlich Griechen?
Die Griechen stammen nicht von Griechen ab. Das ist eine historische Wahrheit, die den Griechen insgeheim keine Ruhe lässt, weshalb sie die slawische Minderheit im Norden des Landes immer noch tüchtig triezen und der kleinen Balkanrepublik Mazedonien ihren Namen nicht gönnen. Machen wir es kurz: Am Ende der Antike, um das Jahr 600, brachen die Slawen über das ausgeblutete Hellas herein und besiedelten es. Dann, nach der Eroberung Konstantinopels um 1204, kamen fränkische Kreuzfahrer, ihnen folgten Bulgaren, Serben, Katalanen und schließlich die Osmanen, die ab 1450 auch die Macht übernahmen. Zwischendurch hatten sich noch albanische Stämme in den dünn besiedelten ländlichen Regionen Thessaliens, Böotiens und auf der Peloponnes niedergelassen. Und selbst die entscheidende Schlacht des griechischen Unabhängigkeitskriegs, in der die englische und die französische Flotte 1827 die Marine des Sultans zusammenschossen, fand an einem Ort statt, Navarino, der nach einem fremden Reitervolk, den Awaren, benannt ist. Von dort ging es dann über die Befreiung Thessalonikis - damals mehrheitlich von Türken und sephardischen Juden bewohnt - weiter bis zur kleinasiatischen Katastrophe von 1922 und dem nachfolgenden Bevölkerungsaustausch mit der Türkei, bei dem das kleine Land eineinhalb Millionen Auslandsgriechen aufnehmen und integrieren musste. Jeder vierte heutige Grieche stammt von diesen Zuzüglern ab, ebenso viele haben slawische oder albanische Wurzeln, aber natürlich halten alle zusammen wie Pech und Schwefel, wenn es gegen äußere Feinde geht. Und da die Türken - Rache für Konstantinopel! - gerade nicht zur Hand sind, geben die Deutschen eine ideale Zielscheibe ab. Denn sie haben während des Zweiten Weltkriegs im Mutterland der europäischen Kultur auf eine Weise gehaust, dass man heute noch schamrot werden muss.
Stimmt es, dass Griechenland, wie wir es heute kennen, eine Erfindung der Bayern ist?
Am 6. Februar 1833 landete Otto von Wittelsbach, der bayerische Prinz, von Italien kommend, in Griechenland, um dort König zu werden, was daran lag, das Griechenland kurz davor unabhängig geworden war und einen Herrscher brauchte; zwei andere Prinzen hatten abgesagt, und Otto war der Mann, auf den Franzosen, Engländer und Russen, die dort das Sagen hatten, sich einigen konnten. Die Griechen hatte keiner gefragt, und auch Otto, als er dann regierte, interessierte sich nicht so sehr für die realen Griechen; er hatte ganz andere Griechen im Kopf. Schließlich war er der Sohn Ludwigs I., jenes Bayernkönigs der ganz München mit Säulen und Giebeln vollgestellt hatte, damit es ein Isar-Athen werde, und Friedrich von Gärtner, Ludwigs Architekt, baute dann auch im echten Athen jenen schönen griechischen Königspalast, in dem heute das griechische Parlament tagt. In Ottos Kabinett saßen ausschließlich Bayern, sie verabschiedeten Gesetze nach bayerischem Vorbild, sie bauten eine bayerische Verwaltung auf, weshalb die Griechen seine Regierungsform „Bavarokratie” nannten; Ottos Apanage zahlten Bayerns Steuerzahler, Ottos Schulden auch, und natürlich galt in Griechenland das bayerische Reinheitsgebot. Und die schöne Flagge mit den weißen und den blauen Streifen hat ihre Farben nicht von den Felsen und vom Meer. Es sind - Gott mit dir, du Land der Bayern - die Farben von Ottos Vaterland.