Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Alija Izetbegovic oder Tito ?

Wen findet ihr besser ?


  • Umfrageteilnehmer
    124
Auch bei Stalins Tod im März 1953 haben Millionen Menschen geweint, aber dennoch kann man Stalin und Tito nicht vergleichen. Dass die beiden einander spinnefeind waren, wussten wir ab dem ersten Tag des Tito-Stalin-Konflikts, der in den Jahren 1947 bis 1955 Jugoslawien einer dauernden Bedrohung seitens Stalins und seiner Satelliten aussetzte. Wie das Land darauf reagierte und am Ende die Sowjets förmlich zu Kreuze kriechen ließ, darauf ist man in Ex-Jugoslawien noch immer stolz, wie nicht zuletzt das Slowenische Fernsehen vor einigen Jahren in einer mehrteiligen TV-Dokumentation nachzeichnete. Davor gab es die Bücher von Milovan Djilas („Gespräche mit Stalin“), Vladimir Dedijer („Stalins verlorene Schlacht“) und viele andere, die erhellende Details ausbreiteten. Stalin war den Menschen gottgleich entrückt, Tito stand den Menschen nahe und wusste sie zu begeistern. Im Grunde war er ein schlechter Redner, der über jedes Fremdwort unweigerlich stolperte, aber er konnte hinreißende Statements äußern, wenn er einfach so redete, wie ihm sein kroatischer Bauernschnabel gewachsen war. Dann kamen Dinger heraus, die binnen Stunden im ganzen Land herum waren – sein berühmter Versprecher in der montenegrinischen Hauptstadt: „Podgorica, ich kenne Podgorica noch aus Vorkriegszeiten – äh, oder Titograd, wie es jetzt heißt“.

bezüglich Stalin...
 
Ist mir bewusst, aber eben dieser Handlungsspielraum resultierte nicht daraus, dass Tito so "toll" war oder die JNA so stark. Jugoslawien hat einfach nur die Lage ausgenutzt, in der sich die Welt befand, bis dann der Kalte Krieg abklang und es keine Blöcke mehr gab.

Mich stört es wenn die militätische und politische Macht damals so überschätzt wird.

PS: Bitte zieht mich nicht in euren Disput mit ein :grin:

Dann hast du mich evtl falsch verstanden, aber Jugoslawien spielte zu seiner Blütezeit unter Tito eine große Rolle auf der Bühne der Welt. Das schafften unsere Länder in den letzen 1000 Jahren nicht und das ist ein Faktum.
 
Dann hast du mich evtl falsch verstanden, aber Jugoslawien spielte zu seiner Blütezeit unter Tito eine große Rolle auf der Bühne der Welt. Das schafften unsere Länder in den letzen 1000 Jahren nicht und das ist ein Faktum.
Genau da liegt ja auch der Knackpunkt. Die einen sagen, dass Jugoslawien diese Rolle spielte dank Tito. Das war die Ansicht der meisten Historiker. Mittlerweile gibt es aber Stimmen, die genau das in Frage stelle. Die Konstellation in der Welt war einfach eine andere als heute. Das hat zwar bedingt auch mit der Größe und dem Einfluss eine Staates zu tun, wie groß seine Rolle in der Welt ist, aber eben auch mit den äußeren Faktoren. Ich persönlich denke nicht, dass es so eine grandiose Leistung Titos war, wenn man das im Hinterkopf behält, aber das kann jeder so sehen wie er will.
 
Genau da liegt ja auch der Knackpunkt. Die einen sagen, dass Jugoslawien diese Rolle spielte dank Tito. Das war die Ansicht der meisten Historiker. Mittlerweile gibt es aber Stimmen, die genau das in Frage stelle. Die Konstellation in der Welt war einfach eine andere als heute. Das hat zwar bedingt auch mit der Größe und dem Einfluss eine Staates zu tun, wie groß seine Rolle in der Welt ist, aber eben auch mit den äußeren Faktoren. Ich persönlich denke nicht, dass es so eine grandiose Leistung Titos war, wenn man das im Hinterkopf behält, aber das kann jeder so sehen wie er will.

Meiner Meinung nach hat er mit seinen politischen Gegenspielern geschickt Schach gespielt. Er hat das Volk zu einer Einheit geformt und sich somit den Rückhalt gesichert. Er machte aus den einzelnen Bauernstaaten, einen bis in die 70-er gut laufenden Industriestaat. Unter anderem angesehene Rüstungsindustrie, wie auch die jugoslawische Baumaschinerie.

Auf der anderen Seite war er non stop auf der Weltbühne präsent, war bei allen beliebt, schuf sich hier und da Kontakte bzw Verbündete und hatte im Prinzip keine Feinde. Dann kam der Bruch mit Stalin, er pokerte hoch aber hat im Prinzip den gesamten Pot abgeräumt. Mehr kann man da nicht sagen.
 
Genau da liegt ja auch der Knackpunkt. Die einen sagen, dass Jugoslawien diese Rolle spielte dank Tito. Das war die Ansicht der meisten Historiker. Mittlerweile gibt es aber Stimmen, die genau das in Frage stelle. Die Konstellation in der Welt war einfach eine andere als heute. Das hat zwar bedingt auch mit der Größe und dem Einfluss eine Staates zu tun, wie groß seine Rolle in der Welt ist, aber eben auch mit den äußeren Faktoren. Ich persönlich denke nicht, dass es so eine grandiose Leistung Titos war, wenn man das im Hinterkopf behält, aber das kann jeder so sehen wie er will.

Ich bin auch Historiker, wenn auch kein bedeutender und schon gar nicht bzgl. dieser Thematik. Ich sehe das schon als Titos Verdienst, auch wenn, wie du richtig feststellst, sehr viele äussere Faktoren da hineinspielten. Die Basis für die Rolle der SFRJ auf der politischen Weltbühne, bildete der Ost-West-Konflikt. Ohne den hätte es diese Rolle Jugoslawiens nicht gegeben. Aber es war ohne Frage Tito, der die SFRJ in diese Rolle hineinmanövriert hat, und das hat er, das muss man neidlos anerkennen, grandios getan. Aber erst dadruch ergab sich das grundlegende Problem Jugoslawiens, denn es gehörte nicht in diese Rolle. Die Rolle war ein paar Schuhnummern zu gross. Aber Tito gefiel sich in dieser Rolle. Er gefiel sich dort so sehr, dass beinahe sein ganzes Interesse dieser Aussenpolitik galt. Die Nachkriegszeit brachte dem sich im Aufbau befindenden Jugoslawien einen Aufschwung, aber dieser Aufschwung war trügerisch, denn die Basis dafür war ein durch Krieg zerstörtes Land. Man verpasste es in dieser Zeit, Grundlagen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Wirtschaft zu schaffen, stattdessen suhlte man sich im aussenpolitischen Ruhm. Neben der Wirtschaftspolitik war auch die Innenpolitik ein Opfer dieser Rolle. Man hatte weder die Zeit noch die Lust, sich mit innerpolitischen Angelegenheiten zu befassen. Es war einfacher, das Volk, mal ganz lapidar ausgedrückt, mittels Repression ruhig zu stellen.
 
Wie schon gesagt:

Die Isolierung Jugoslawiens kam auch den sowjetischen Interessen auf dem Balkan entgegen. Albanien wandte sich von Jugoslawien ab und fand in Moskau seinen neuen Patron; Bulgarien gebärdete sich als einer der schärfsten Kritiker der «Tito-Clique»; und schliesslich stellte Belgrad die Hilfe an die griechischen Partisanen ein und trug damit massgeblich zu deren Niederlage und der Beendigung des Bürgerkrieges bei. Tito hatte nicht mit einer derart harschen Reaktion Moskaus gerechnet. Doch der jugoslawische Führer verstand es bald, diese Situation in einen Vorteil umzumünzen. Geschickt verkaufte Tito den Konflikt als Ergebnis seines Kampfes um den «eigenen Weg zum Sozialismus» – eine Devise, die später zur Grundlage der erfolgreichen jugoslawischen Politik der Blockfreiheit wurde.
 
"Stop sending people to kill me. We've already captured five of them, one of them with a bomb and another with a rifle (...) If you don't stop sending killers, I'll send one to Moscow, and I won't have to send a second."
— Josip Broz Tito in letter to Stalin

:ajs:
 
Zurück
Oben