Mpravo re su ta ipes ola

Ich verstehe die jungen Menschen wieso sie Auswandern File.....Viele meiner Cousins und Cousinen tun das bereits. Entweder gehen sie nach Deutschland oder nach Australien/Canada. Die gebildete Jugend reißt sich den Arsch auf, damit sie es später zu etwas bringen und kriegen im Endeffekt noch weniger als ein Elektriker hier in Deutschland (Dabei sind die Bedingungen fürs Studium genauso wie in DE wenn nicht höher)
Ein anderes persönliches Beispiel ist mein Opa. Mein Opa hatte früher 2 Jobs um über die Runden zu kommen und hat mehr gebuckelt und geackert als so mancher Westeuropäer und stattdessen wurde ihm insgesamt fast 300 Euro seiner eh schon mickrigen Rente abgezogen. Meine Großeltern kommen aber gut über die Runden da sie Selbstversorger sind im Großen und Ganzen. Was ist aber für die Menschen in GR die keine Selbstversorger sind??Dennen geht es richtig dreckig. Im großen und ganzen wird unsere Gesellschaft grade im ökönomischen, im moralischen und kulturellen Sinne zerstört. Und da kann es sonst so Radikal sein was Yunan sagt. Es muss etwas getan werden. Mono mia epanastasi mas soni, etsu mporoume na to pame olo to sistima sto dialo
Ela re mastora

Natürlich wandern sie aus, welche Chancen haben sie auch schon bei solch einer Regierung, es ist zum verzweifeln. Griechenland schadet sich konsequent nur selbst und das schon seit mehr als 30 Jahren und nun sind wir in der letzten Etappe der Selbstzerstörung angelangt, das Land ist tief gespalten. Es gehen Risse durch die Gesellschaft, die sich, wie nach einem großen Erdbeben, durch sämtliche Bereiche durchziehen. Bei den Kleinunternehmern welche diese marode Wirtschaft noch hauptsächlich getragen haben, herrscht Eindzeitstimmung, sie hat es am härtesten getroffen. Man muss nur einmal durch die Straßen von Thessaloniki gehen und sich mal anschauen wie viele Geschäfte dicht gemacht haben, als ich das letzte mal bei solch einem Geschäft vorbeigeschaut habe und mit dem Ladenbesitzer sprach, meinte er zu mir er hätte nicht mal genügend Geld zum Essen. Fast schon aus Mitleid hab ich ihm dann was für fünf Euro abgekauft woraufhin er ins nächste Zacharoplastio gegangen ist und sich was zu Essen holte von den 5 €. Sehr traurig, aber so ist es nicht nur in Thessaloniki sondern auch in anderen Städten. Das trostlose Bild leerer Läden und Geschäfte zieht sich durch ganz Griechenland. Diesen Betrieben steht ein immer noch riesiger, schwacher Staatsapparat gegenüber, der zwar lahmgelegt ist, aber nach wie vor immer noch riesige Ressourcen verschlingt. Die Arbeitslosen Zahl ist im Privatsektor am höchsten, wenn ich mich nicht irre dann liegt diese momentan bei über 20% man kann mich da aber auch gerne korrigieren und verbessern. Doch während die Angestellten im Privatsektor um ihren Job bangen müssen, verteidigen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst verbissen ihre Vorteile, mit einigen Erfolgen. So mussten auch sie zwar Lohnkürzungen hinnehmen, doch wurde zumindest bis 2011, also nach ganzen 3 Jahren, immer noch kaum jemand aus dem öffentlichen Dienst entlassen.
Das schlimmste kommt aber erst noch, die breite Mehrheit dort hat inzwischen die harten Reformen und die schmerzhafte Realität bereits bereitwillig akzeptiert. Das heißt aber nicht, dass es keine Proteste mehr gibt. Es gibt immer noch Streiks - und Protestaktionen die sich vor allem gegen die zwei großen Parteien Nea Dimokratia und PASOK richten. So wurde beispielsweise ehemaliger Vizepremierminister Theodoros Pangalos in seinem eigenen Wahlkreis mit Joghurt beworfen. Selbiges passierte auch Andreas Loverdos bei einem Besuch der Universität Patras. : Onlyamother: Daneben gibt es aber auch Protestaktionen unter dem Motto "Wir zahlen nichts" dabei wird zum Fahrkartenboykott aufgerufen und sogar Fahrkartenautomaten zerstört. Auch Autofahrer sollen schon ähnliche Maßnahmen ergriffen haben, so wie ich das gehört habe, haben einige Autofahrer eine Mautstation besetzt und ließen andere ohne Wegzoll passieren. Ganz unrecht haben sie dabei auch gar nicht, denn die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr wurden um 40% (!) erhöht. Mal abgesehen davon ist das griechische Mautsystem sowieso ein Skandal das seines gleichen sucht. Es wird von privaten Bauheren betrieben, die im Einvernehmen mit dem Staat die Autofahrer schröpfen. Es herrscht also auch schon Anarchismus im Land, wenngleich dieser auch nur von einer Minderheit geführt wird.
Ich will jetzt aber mal wieder zurück zu den Anfängen allen Übels kommen, dazu wollte ich schon im vorherigen Post kommen doch fehlte mir leider die Zeit dazu. Über 40 Jahre lang wurde Griechenland von Rechten ununterbrochen regiert (wenn man mal von der deutschen Besatzung 1941-44 absieht) - entweder als Diktatur ( Metaxas-Diktatur 1936-40), konstitutionelle Monarchie (1944-67), Militärjunta (1967-74) oder als demokratische Mitte-rechts Regierung von 1974-81. Die Rechte hat in dieser Zeit allgemein ihre Macht stets in zwei Richtungen ausgeübt. Einerseits verfolgte sie unerbittlich ihre Gegner, andererseits verteilte sie Privilegien an jene Teile der Bevölkerung, die ihr gehorsam folgten. Sie baute ein Willkür- und Abhängigkeitssystem auf, das den zentral gedenkten Machtapparaten sowjetischer Prägung viel näher war als einem demokratischen Rechtsstaat. Das ist kein Witz, für mich ist Griechenland der letzte Staat des real existierenden Sozialismus in Europa. Vor allem nach dem Bürgerkrieg (1946-48) den die von Briten und US-Amerikanern unterstütze Rechte mit erbarmungslosem Terror führte und der mit einer Niederlage der Linken endete, übten die rechten Parteibonzen in der griechischen Provinz eine ähnliche Macht aus wie die Parteisekretäre in der Provinz einer Volksrepublik. Bis Ende der 60 Jahre waren der Bevölkerung viele Bürgerrechte und Freiheiten verwehrt. Sammelbecken für die Privilegierten dieses Systems war der Staatsapparat. Jede junge Frau und jeder junge Mann träumte zu damaligen Zeiten nach dem Studium eine Stelle beim Staat zu bekommen. Sogar als Gärtner oder als Putzfrau beim Staat zu arbeiten, war ein Privileg. So wie in den Ländern des real existierenden Sozialismus die Nomenklatura und die Parteimitglieder über alle Privilegien verfügten, während die einfachen Bürger schuften mussten, so entstand auch in Griechenland ein System, in dem die Günstlinge der Rechten alle Privilegien bekamen, während die übrige Bevölkerung als Bürger zweiter Klasse lebte.
Dann kam das Jahr 1981. Es hätte zu genau diesem Zeitpunkt zu einer Wende dieses niederträchtigen selbstzerstörenden Systems kommen können, kommen müssen, doch hätte hier hätte da bringt uns heute auch nicht weiter. 1981 jedenfalls, und das dürfte den Älteren hier wohl noch gut in Erinnerung geblieben sein, kam die sozialdemokratische PASOK an die Macht. Andreas Papandreou erkannte dieses Gebilde welches sich in den Jahren zuvor gebildet hatte sofort nachdem er an die Macht kam als neuer Ministerpräsident. Doch anstatt dieses Gebilde zu zerschlagen und damit auch die Wende einzuleiten, handelte er anders und stellte damit auch die Weichen für die heutige Finanzkrise mitein. Er platzierte massenhaft die eigenen Leute im Staatsapparat - mit dem schlagenden Argument "Die Rechte hat jahrelang vom Staat profitiert. Jetzt sind unsere Leute an der Reihe!"
Griechenland wird als hellenische Republik angesehen, doch wird sie wie eine Monarchie regiert. Es gibt drei politisch populäre Familien in Griechenland die fast immer den "Thronfolger", also den Ministerpräsidenten gestellt haben. Es sind die Familien Papandreou, Karamanlis und Mitsotakis. Politische Dynastien gibt es nur dort und in keinem anderen Land Europas. Die Familie Papandreou hat seit 1944 drei Ministerpräsidenten gestellt, den Gründer Georgios Papandreou, sein Sohn Andreas Papandreou und sein Enkel Georgios Papandreou, der letzte Ex-Ministerpräsidenten Griechenlands. Die eigentliche Monarchie hat 29 Jahre überlebt, nämlich von 1944-75 wo sie dann durch Volksentscheid abgeschafft wurde. Die politische Dynastie Papandreou hingegen hat 66 Jahre überlebt und ist erst durch die Finanzkrise letztlich "gefallen" zusammen mit der inzwischen verhassten Partei PASOK, welche wohl nie wieder an die Macht kommen dürfte, hoffe ich jedenfalls. Das es ab 1975 immer wieder kurzzeitig andere Ministerpräsidenten gab, die nicht aus den drei oben genannten Familien entstammen ist mir auch bewusst, diese waren aber eben nur kurzzeitig als Ministerpräsident tätig, einzige Ausnahme war der PASOK Politiker Konstantinos Simitis, dieser gehörte keiner der Familien an und wurde zwei mal gewählt. Insgesamt hochgerechnet regierte nur 10 von 36 Jahren nach der Militärdiktatur, ein Ministerpräsident der nicht zu den obigen drei Familien gehört hatte.
Hier mal eine Liste griechischer Premierminister zur Selbstbestätigung:
Liste der griechischen Premierminister In der ganz rechten Spalte ab dem Jahre 74.
Der wahrscheinlich unfähigste Premierminister war wohl Kostas Karamanlis der von 2004 bis 2009 die Macht inne hatte. Während 2007 Südgriechenland brannte, saß er und jeder andere Grieche vor dem Fernsehr und sah zu, wie ausländische Feuerwehrkräfte zu Hilfe kamen. Der marode lahmgelegte griechische Staatsapparat besaß zu dieser Zeit weder die Kraft noch die Strukturen diesen Brand selbstständig in den Griff zu bekommen. Eine große Zahl die Karamanlis trotz allem wiederwählten kam von den Opfern des Brandes, denen er je 3000 Euro zugeschanzt hatte.
Diese Beschränkung der politischen Landschaft auf drei Familien hat zur Verkrustung des Systems geführt und das Erscheinen von anderen vielleicht sehr viel fähigeren Politikern auf der politischen Bühne blockiert. Die meisten griechischen Wähler jedoch, scheinen kein Problem damit zu haben, ihnen bleibt durch die Dominanz der drei Familien sowie der zwei großen Parteien ND und PASOK auch keine große Alternative, wozu sollte man sich denn auch die Mühe machen wenn doch sowieso nur die üblichen an die Macht kommen und zwar abwechselnd. Seit Jahrzehnten gibt es nur die zwei großen Parteien und das Land ist größtenteils auch nur in zwei Lager gespalten gewesen, nämlich entweder ND oder PASOK. Und in beiden Lagern wählen die Parteikader, die durch die Gunst der Familien eine politische Karriere beginnen konnten, die Sprösslinge, der Familie an die Spitze, weil sie sich dadurch einen leichteren Aufstieg in der Parteihierarchie versprechen.
So, und jetzt noch etwas zu der Politik Griechenlands. Das Land war bis 1989 der einzige Balkanstaat des "Westens". Es war sowohl Mitglied der EU als auch der NATO und hatte somit gute Voraussetzungen nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes eine Führungsrolle zu übernehmen im Balkan und in Osteuropa. 1989 als der Ost-West-Konflikt sich dem Ende näherte träumte man von großen Investitionsmöglichkeiten in den Nachbarländern, man träumte von Thessaloniki als wirtschaftliches Zentrum und Metropole des Balkans so wie es diese Stadt schon zur Zeit des osmanischen Reiches war. Vor allem nordgriechische Unternehmen begannen eifrig, ihre Geschäfte auf Mazedonien, Bulgarien, Rumänien und Albanien auszuweiten. So meine lieben Herren des Balkanforum doch dann kam es zu einem Ereignis der hier ja stets kräftig ausdiskutiert wurde, einem Konflikt der hier ja jeden nur all zu gut bekannt ist. Nämlich der Namensstreit, den kein anderes Land so richtig verstehen konnte. Der Konflikt hielt bis heute an und wird noch aggressiver geführt, weil auch in Mazedonien nun die Nationalisten das Sagen haben.
Die griechische Regierung jedenfalls überließ den Unternehmen ihrem Schicksal, weil die nationalen Interessen wichtiger waren. Ist klar, sie konnten sich dadurch nur mehr Wähler versprechen, das ist doch der wahre Grund, als ob es ihnen um das Volk und ihre Nation geht. Pah!
Anfang der neunziger als Mazedonien seine Unternehmen privatisierte, war das Land sogar dazu bereit, ihre Telekom- und Elektrizitätsgesellschaften an griechische Unternehmen zu verkaufen. Was daraus durch den Namensstreit wurde, könnt ihr euch ja denken, mal wieder schaden wir uns nur selbst. Typisch. Heute sind es türkische Konzerne die den Balkanmarkt übernehmen, griechische Unternehmen hatten die Chance an die Stelle zu treten, an der türkische Unternehmen heute stehen, man hat seine Chancen nicht genutzt.
Es war aber eher der Jugoslawienkrieg, der alle griechischen Hoffnungen auf eine Führungsrolle im Balkan zerschlug und weniger der Namensstreit mit Mazedonien, der einen Teil der Wirtschaftsentwicklung für beide Seiten blockierte. Griechenland war das einzige NATO-Mitglied, dass das Regime von Slobodan Milosevic indirekt unterstützte. Griechenland nahm an den Bombardements nicht teil, sperrte den Luftraum für NATO-Kampfjets und untersagte NATO-Konvois die durchfahrt. Die Kirche in Griechenland sprach zwar damals oft von "unseren orthodoxen Brüdern", aber es war mehr als nur das. Die griechische Haltung hatte sowohl mit Milosevics Nationalismus zu tun, wie mit einer verdrehten sozialistischen Solidarität. Griechenland hat sich von diesem Alleingang nie erholt, er schadete den griechischen Investitionsplänen im Ausland und der wirtschaftlichen Entwicklung Nordgriechenlands im Nachhinein gewaltig. Die griechische Politik hat kurzsichtige nationale Interesse stets höher eingestuft als das finanzielle und politische Potential des Landes. Griechenland un die griechische Bevölkerung sind nicht unbedingt das Problem, die Finanzkrise lässt sich hingegen auf eine viel längere und größere Krise zurückverfolgen, sie ist ein Ergebnis von falscher Politik die schon seit Jahrzehnten so geführt wurde und zwar auf mehreren Ebenen und nicht nur auf einer.
Das jetzt andere Staaten von dieser falschen Politik auch noch profitieren wollen, ist fast schon nur all zu verständlich... gerade was das nationale Interesse anbelangt, deckt sich z.B. das griechische Militär mit lauter Waffen aus deutsch-französischer Produktion ein, das Militär Griechenlands besitzt ca. 130.000 aktive Soldaten und weitere ~ 400.000 Reservisten, für ein Land mit 10-11 Millionen Einwohnern definitiv viel zu viel! Doch statt mit diesem Wahnsinn aufzuhören wird munter weitergemacht, die deutschen und französischen Waffenunternehmen freuen sich. Doch die Bevölkerung leidet darunter. Aber dazu vielleicht später noch etwas mehr...
Sorry für die späte Antwort.
Sollte eine Widerstandsbewegung aufkommen, ob sie friedlich ist oder zu anderen Mitteln greift - das Urteil der hiesigen Medien und somit die öffentliche Meinung in der EU wäre schon vorab gefestigt. Wenn alleine schon Leute wie Tsipras, die die Legitimität der Schulden nicht einmal anzweifeln und sich den Mantel der Opposition überstreifen, von den Medien negativ dargestellt werden, dann ist vollkommen klar dass das Bild der Medien über eine solche Bewegung von vorherein feststeht. Es wäre kein verlorener Kampf um die öffentliche Meinung sondern ein Kampf der es nicht einmal wert ist begonnen zu werden. Was letztendlich zählt ist nicht die Meinung der westlichen Medien sondern die Tatsachen, die in Griechenland selbst vollbracht werden. Die westlichen Medien sind das Werkzeug des Neoimperialismus und -liberalismus. Gezielte Falschmeldungen von Beginn an kann man schon als feste Größe einbeziehen und mit ihr kalkulieren.
Anhand der Arabischen Revolution kann beobachtet werden, wie die Medien den Interessen der Mächtigen dienen. Während die Berichterstattung über Rebellen in Afghanistan, Tschetschenien oder dem Irak durchweg negativ ausfällt, werden Rebellenbewegungen in Libyen, Syrien, dem Yemen etc. positiv porträtiert obwohl es sich teilweise um Leute handelt, die genauso oder noch radikaler in ihren Ansichten sind als in den erstgenannten Ländern.
Es kann als ein symbolischer Akt gewertet werden wenn westliche Medien gezielt aus einem möglichen revolutionären Prozess heraus aus dem Land verbannt werden. Keine dieser Medien ist unabhängig, die Besitzverhältnisse sind monopolistisch in den Händen weniger Großindustrieller oder Finanzakteure, welche verbandelt mit der EU und den USA sind. Genauso verhält es sich in Griechenland. Es wäre nur klug, von Anfang an mit dieser Medienpolitik zu rechnen und seine Strategie so auszulegen, dass diesem Faktor jede Einflussmöglichkeit in Griechenland selbst der Boden unter den Füßen weggezogen würde. Das hätte zum einen den Effekt, dass die Manipulation der griechischen Bevölkerung unterbunden werden könnte. Zum anderen verliert der Westen so seine größte Waffe und wäre gezwungen, entweder das Problem zu ignorieren oder, und das ist das wahrscheinlichere Szenario, Partei zu ergreifen und passiv oder aktiv in Griechenland selbst zu intervenieren. Hier finden wir uns wider an dem Punkt, den ich im letzten Kommentar erwähnt habe, nämlich dass sich im Falle einer Intervention der Westen über seine eigene überhöhte Moral hinwegsetzen und somit der Welt und auch der eigenen Bevölkerung offenbaren würde, dass es im Zweifel immer nach dem Willen des Kapitals geht und nicht nach dem Willen des Volkes. In beiden Fällen, der Einmischung und der Nichteinmischung des Westens, hätte eine Widerstandsbewegung gewonnen. Der Westen hat sich mit seiner Politik über Jahrzehnte so weit an den Abgrund manövriert, moralisch, politisch und wirtschaftlich, dass jede Bewegung und Reaktion zum eigenen Nachteil sein kann und wird.
Hier wären wir auch beim Punkt der Einmischung: Es ist vorhersehbar, dass sich sowohl der Westen als auch der Osten, z.B. Russland im Falle einer Revolution in Griechenland einmischen wollen würden. Der Balkan war schon immer ein Pulverfass und er wird es immer bleiben. Der einzige Weg, eine Einmischung zu verhindern wäre keine Revolution zu starten und die Einmischungen der vergangenen 60 Jahre zu akzeptieren. Das aber würde jeder Rationalität entgegenstehen, denn die Kosten eines Verharrens in der jetzigen Situation sind unbezahlbar, läuft doch alles im Moment darauf hinaus, Griechenland gesellschaftlich zu zerstören und der neoliberalen Weltanschauung zu unterwerfen.
Der Denkfehler besteht darin, dass es die irrige Annahme gibt, man könne einen Schritt unternehmen mit dem sich der Balkan ein für alle Mal befreien könnte von negativen Einflüssen. Der Widerstand gegen Beeinflussung ist allerdings fortfolgend und kommt nie zu einem Ende. Versuche der Einflussnahme unter Menschen, unter Staaten und Kulturräumen hat es immer gegeben und wird es auch immer geben. Entscheidend ist, ob man den Kampf dagegen beginnt und ihn beständig fortführt oder ob man sich nach einigen wenigen Schritten selbstzufrieden zurücklehnt und dieses Problem auf die nächste Generation verschiebt, die das Problem in ihrer Gesamtheit erneute erfassen muss bevor sie sich dagegen zur Wehr setzen kann.
Ich würde als festhalten:
1. Mit vorverurteilender Propaganda der westlichen Medien ist zu rechnen. Es kann auch nicht anders sein weil die Medien ein zusammenhängendes System sind, dass antidemokratischen Interessensgruppen dient. Möchte man Befreiung, muss dies hingenommen und damit umgegangen werden.
2. Es ist sowohl gegen die Logik als auch gegen das Herz, vor einer unvermeidbaren Aufgabe zurückzuschrecken aus Angst vor den Folgen. Mit dieser Haltung lagert man die heutigen Probleme nicht nur in die Zukunft aus (wenn es dann nicht schon zu spät ist), sondern jeder Tag ohne Widerstand ist ein Tag an dem man die herrschenden Kreise sogar noch dazu einlädt, mit ihrem betrügerischen Spiel fortzufahren.
Was das Wesen der Revolution angeht, ob sie friedlich oder kriegerisch ist, stimme ich dir zu wenn du sagst, dass die kriegerische Option eine Option ist, die definitiv zu vermeiden ist wenn möglich. Ich bin aber auch Realist und die Realität hat gezeigt, dass es friedliche Veränderungen nie gegeben hat wenn sie gegen die Interessen der Herrschenden gingen. Du nennst Gandhi als Beispiel, dem es nachzueifern gilt. Ich ziehe meinen Hut vor Gandhi und seinen Ansichten, seinen Prinzipien. Das heutige Indien aber ist ein Land voller Armut mit einer verkasteten Gesellschaft und im Grunde wird genau dieselbe ausbeuterische Politik gegen das eigene Volk betrieben wie es der Neoliberalismus nun einmal zur Folge hat. Eine weitere Tatsache, die oft keine Beachtung findet, ist die, dass diese friedliche Revolution unter der Führung Gandhis nur deshalb friedlich verlaufen ist weil die neue Großmacht USA dies so wollte. Nach dem zweiten Weltkrieg präsentierten die USA sich als anti-imperialistische Macht und benutzten die Zurechtstutzung der Briten und Franzosen um ihre Agenda in diese Richtung zu unterstützen. Die gesamten britischen und französischen Kolonien sind nicht deshalb frei geworden weil es plötzliche Einsicht auf der Seite der Europäer gab und der Volkswille der Kolonialvölker stärker war als die Diktatur, sondern weil die USA eine Strategie des unsichtbaren, wirtschaftlichen Imperialismus verfolgten, der keine direkten Fronten erkennen lies sondern offensichtlichen in verstecken Imperialismus verwandelte. Dies geschah ganz im Geiste der Zeit und war das Fundament für das wirtschaftliche System wie es heute ist. Ähnlich verlief es in Ägypten mit der Suez-Krise, als die USA die Briten fallen ließen weil das ihrem Image einer anti-imperialen Macht schadete.
Trotzdem ist es natürlich unverzichtbar, das richtige Maß zu wahren und keine unverhältnismäßigen Mittel zum Einsatz kommen zulassen. Wenn es möglich ist, ist Gewalt zu meiden. Man muss nur erkennen, ab welchem Punkt man dem herrschenden System mit dieser Haltung in die Karten spielt, denn der friedliche Widerstand ist mittlerweile auch zur Agenda des Bürgertums geworden, dass im Grunde nichts anderes ist als eine Bevölkerungsschicht die der Elite in allem nacheifert und diese imitiert. So läuft nämlich alles darauf hinaus, die Gefahr von den Herrschenden Abzuwenden und den theatralisch Entrüsteten das Gefühl zu geben, sie hätten irgendetwas in der Hand um dieses zutiefst undemokratische System zu verändern. Die ist eine Illusion.
Die Option mit dem Militär kannst du meiner Meinung nach direkt vergessen, denn das Militär ist und war größter Verbündeter des Westens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Das Militär war es auch, dass die Diktatur ermöglichte und das Militär war es, dass Hand in Hand mit der Politik ging und Waffengeschäfte abwickelte, die allesamt zum Nachteil des griechischen Volkes waren. Mit Sicherheit würde es Teile des Militärs geben, die auch im Zuge einer Revolution überlaufen würden aber ich würde Lügen wenn ich hier konkretere Verhaltensweisen des Militärs voraussagen würden.
Aber auch an diesem Punkt würde ich mir keine Sorgen machen, denn sollte das Militär in Griechenland eingesetzt werden, würde die Bevölkerung mit ziemlicher Sicherheit darin einen Anlass sehen, den Widerstand gegen die Regierung aktiv zu unterstützen. Das Militär würde Fehler begehen und eine Spirale in Gang setzen, die es nur verlieren könnte. Dieses System ist in seiner Gesamtheit so überladen, dass es mit dem Rücken zur Wand steht. Die Chancen auf Erfolg sind heute so gut wie nie zuvor.
Was den Erfolg dessen angeht, scheiden sich bei uns wohl die Geister, aber ich denke mal dem Rest würde fast jeder, der sein Land aus der Krise wieder hervorheben will zustimmen, es muss aktiv dagegen vorgegangen werden, das stimmt. Nur wie soll das geschehen?
Die breite Bevölkerung hat diese Zustände bereits akzeptiert, die wenigen die noch dagegen halten, schaden uns letztlich mehr als sie uns nützen. Wie soll man also die Breite der Bevölkerung gegen ihren Staat mobilisieren? Sollen wir uns hier in der Diaspora etwa organisieren und uns einen Plan ausdenken wie wir in Athen dann am bestmöglichsten den Syntagma Platz im Sturm einnehmen? Und was dann? Einen Teil der Regierung als Geiseln halten und die Macht die sie besitzen ihnen absprechen? Sollen wir uns dann vor allen anderen stellen und im ganzen Land verkünden, dass ab jetzt wieder richtige Menschen an der Macht sind? Wir, die durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen sind und sich illegitim an die Macht gehievt haben. Warum sollte man gerade solchen Menschen vertrauen, werden sich die meisten denken, ich kann mir auch nicht beim besten Willen vorstellen, dass man damit Erfolg hat, eher wird das Militär eingreifen, am besten noch durch Unterstützung von Außen und die Menschen die sich durch einen Putsch an die Macht gebracht haben wieder entmachten, mal abgesehen davon, dass man sich sowieso nicht einfach vor ein Podest stellen kann und man daraufhin sagt, wir sind die neue Regierung, ab jetzt tanzt jeder nach unserer Pfeife.
Nun gut, ich ziehe das alles wohl doch zu sehr ins lächerliche, so mein ich das gar nicht, ich stehe auch vollkommen dahinter etwas zu tun nur bin ich sehr skeptisch was den Erfolg angeht. Vor allem, während wir hier über mögliche Hypothesen schwafeln, wie man denn einen Machtwechsel am ehesten vollbringen könnte, ist das was wir letztlich dafür tun gleich null. Oder stellst du dich etwa vor die Massen in Griechenland und rufst dazu auf, gegen diese korrupte Regierung vorzugehen? Verzeih mir wenn ich falsch liege, aber ich denke mal, dass du genau so wie ich und viele andere Diaspora-Griechen bisher nur groß daher reden aber etwas dafür getan, das hat keiner von uns, davon gehe ich jedenfalls mal aus.
Aber jetzt sage mir doch wie dein Plan aussieht. Dann können wir weiter darüber diskutieren.