Im Zweiten Weltkrieg hatte der Gründer der Ukrainischen Aufständischen Armee und Führer einer der beiden Flügel der ukrainischen Nationalistenorganisation OUN seine Anhänger für den Kampf gegen die Sowjetunion von Deutschen ausbilden lassen. Die Deutschen ließen noch am selben Tag Flugblätter und Plakate verteilen, in denen »jüdische Bolschewiken« für die Morde in den Gefängnissen verantwortlich gemacht wurden. Unmittelbar danach kam es zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung Lembergs. Die OUN verhaftete Juden und trieb sie in Massen zu den Gefängnissen, in dem sich die Leichen der vormaligen Insassen befanden. Diese mussten sie aus Massengräbern und Zellen holen und zur Leichenschau in die Gefängnishöfe bringen. Sie wurden misshandelt, unter anderem wurden sie einem für viele tödlich ausgehenden Spießrutenlauf ausgesetzt.
Allein an diesem Tag wurden über hundert Menschen erschlagen und unzählige verletzt. Innerhalb der ersten drei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen wurden ungefähr 7 000 Juden umgebracht.
»Volk! Das musst Du wissen, Moskowiten, Polen, Ungaren und Juden – sie sind deine Feinde. Vernichte Sie! Das musst Du wissen! Deine Führung – das ist die Führung der ukrainischen Nationalisten, die OUN. Dein Führer – Stepan Bandera«,
Kurz vor Ende seiner Amtszeit zu Beginn diesen Jahres verlieh der ehemalige Präsident Wiktor Jusch-tschenko Bandera die höchste Auszeichnung, die die ukrainische Regierung ihren Bürgern zu verleihen hat: den Titel »Held der Ukraine«.
Die Ehrung rief eine Welle der Empörung sowohl im Ausland, besonders in Russland und Polen, als auch in der Ukraine selbst hervor. Das Europäische Parlament protestierte mit einer Resolution gegen Banderas Glorifizierung und äußerte die Hoffnung, dass der neue Präsident der Ukraine diesen Präsidialerlass revidiere. Mehrere jüdische Organisationen, darunter das Simon-Wiesenthal-Zentrum, verurteilten die Ehrung und wiesen darauf hin, dass Bandera Mitschuld am Tod von Tausenden Juden trage.
Nach den internationalen Protesten hat der neue ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch die Rücknahme der Ehrung Banderas in Aussicht gestellt.