Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Bücherthread: Was lesen die Balkanesen gerade?

9783406447648_large.jpg
 
Tönt voll nach Porno. :jester:


Hm, nicht wirklich, aber zwischendurch kommt dann furztrocken sowas:


"Die Müdigkeit,
Die der alte tote Holländer auslöst,
Lässt sich nicht bescheinigen
Ehe der Meister zurückkehrt.

39, 334497, 44512, 33711. Unter der angegebenen Adresse konnte ich mir ihre Muschi ansehen - flimmernde, digitalisierte, aber seltsam reale Bilder. War sie eine Lebendige, eine Tote oder eine Intermediäre? Wohl eher eine Intermediäre; aber dieses Thema war tabu.

Frauen vermitteln den Eindruck von Ewigkeit, mit ihrer Muschi als Zugang zum Geheimnisvollen - als wäre sie ein Tunnel, der zum Wesen der Welt führt, dabei handelt es sich nur um ein Zwergenloch, das niemanden mehr interessiert. Aber es freut mich für sie, wenn sie diesen Eindruck noch hervorrufen können; meine Worte sind voller Mitleid.

...

Die zweite Botschaft von Marie22 lautete:

Ich sitze da wie eine blöde Tussi
Allein mit meiner Pussi. "

Dann quatscht er normal weiter, kommt mit irgendwelchen Pierceschen Lehrsätzen, und dann wieder, stocknüchtern sowas:

"Ich kann mich heute beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, warum ich meine erste Frau geheiratet habe; wenn ich ihr auf der Strasse begegnete, würde ich sie vermutlich nicht einmal wiedererkennen. Manche Dinge vergisst man einfach, vergisst sie tatsächlich; die Annahme, dass alles im Gedächtnis gespeichert wird, ist ein Irrtum; manche, sogar die meisten Begebenheiten werden ganz einfach getilgt, sie hinterlassen keine Spur, als hätte es sie nie gegeben. Um auf meine Frau zurückzukommen, meine erste Frau jedenfalls, glaube ich sagen zu können, dass wir zwei oder drei Jahre zusammengelebt haben; als sie schwanger wurde, habe ich sie fast augenblicklich sitzen lassen.
Ich hatte damals noch keinen Erfolg, und daher hat sie nur eine dürftige Unterhaltsrente bekommen.
An dem Tag, an dem mein Sohn Selbstmord beging, habe ich mir Rührei mit Tomaten zubereitet. "Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe", meinte der Prediger Salomo zu Recht. Ich hatte dieses Kind nie geliebt: Es war so dumm wie seine Mutter und so gemein wie sein Vater. Sein Tod war wirklich keine Katastrophe; auf solche Menschenwesen kann man verzichten."

Auch das hier soll gut sein, werd' mir wohl auch mal holen

http://de.wikipedia.org/wiki/Elementarteilchen_(Roman)


Naja, hab grad bisschen viel Zeit^^
 
"... Ich studierte damals meine Sketche mit Hilfe einer kleinen, auf einem Stativ befestigten Videokamera ein, die an einen Monitor angeschlossen war, auf dem ich meine Intonationen, meine Mimik, meine Gesten live überwachen konnte. Ich hatte mir seit langem ein einfaches Prinzip zu eigen gemacht: Wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt in Lachen ausbrach, dann hiess das, dass das Publikum an dieser Stelle höchstwahrscheinlich ebenfalls lachen würde. Während ich mir diese Kassetten ansah, stellte ich fest, dass mir dabei immer unbehaglicher zumute wurde, ein Gefühl, das manchmal in Ekel umschlug. Zwei Wochen vor der Premiere wurde mir der Grund für dieses Unbehagen plötzlich klar:
Weder mein Gesicht noch der stereotype Charakter mancher Mimiken aus dem Standardrepertoire jedes Komikers, die auch ich verwenden musste, waren daran schuld - nein, ich ertrug das Lachen nicht mehr, das Lachen als solches, diese plötzliche, heftige Verzerrung des Gesichts, die ihm augenblicklich alle Würde nimmt. Nicht umsonst ist der Mensch das einzige Lebewesen, das diese grässliche Gesichtsverzerrung zur Schau stellt, denn er ist auch der einzige, der den Egoismus der Tiernatur überwunden und das unterträgliche höchste Stadium erreicht hat: die Grausamkeit.
Die drei Wochen, in denen ich fast jeden Abend auf der Bühne stand, waren für mich ein Leidesweg ohne Ende; zum erstenmal erfuhr ich, welch furchtbarer Schmerz sich hinter dem Ausdruck ein trauriger Clown verbirgt; zum erstenmal verstand ich wirklich die Menschheit. Ich hatte das Räderwerk der Maschine blossgelegt und konnte es, wann immer ich wollte, in Bewegung setzen. Jeden Abend, ehe ich auf die Bühne ging, schluckte ich ein ganzes Röhrchen Xanax. Jedesmal, wenn das Publikum lachte (das konnte ich voraussehen, ich dosierte die Lacheffekte methodisch, schliesslich war ich ein Profi), fühlte ich mich gezwungen, den Blick abzuwenden, um diese blöden Gesichter nicht zu sehen, Hunderte vor Hass zusammenzuckende Gesichter."

- Michel Houellebecq "Die Möglichkeit einer Insel"
 
"... Jedesmal, wenn das Publikum lachte (das konnte ich voraussehen, ich dosierte die Lacheffekte methodisch, schliesslich war ich ein Profi), fühlte ich mich gezwungen, den Blick abzuwenden, um diese blöden Gesichter nicht zu sehen, Hunderte vor Hass zusammenzuckende Gesichter."

- Michel Houellebecq "Die Möglichkeit einer Insel"


Fertiggelesen. Nicht unbedingt leichte Kost, aber äusserst interessant, "zieht mit". Regt zum Nachdenken an, "wo", wie, etc. wir leben.

Michel Houellebecq ? Wikipedia

Michel Houellebecq

"Insgesamt ist Houellebecqs Sprache schnörkellos und präzise; sein Erzählstil wirkt nüchtern und beiläufig."
<- und das ist äusserst toll.

Jetzt mal die weiteren Werke vornehmen :)
 
verstehen was sterbende sagen wollen (von elisabeth kübler ross)
 
Zurück
Oben