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Bücherthread: Was lesen die Balkanesen gerade?

Seid alle herzlich gegrüßt, an diesem "letzten Tag".

Da explizit durch den Thread-Titel aufgefordert, fühle ich mich ermutigt, auch einen (wenn auch vollkommen unmaßgeblichen) Beitrag für die Lesenden dieses Forums zu leisten: ich lese gerade "Ergebenst, euer Schurik" von Ljudmilla Ulitzkaja. Und warum? Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber mir sind im Gegensatz zu den russischen Klassikern die zeitgenössischen Autoren vollkommen unbekannt. "Die Ulitzkaja" ist schon durch mindestens zwei (Frauen-) Hände gegangen, bevor sie bei mir ankam, und die Besitzerinnen dieser Hände waren begeistert. Es geht um einen jungen, von zwei Frauen, nämlich von Mutter und Großmutter erzogenen Moskauer und seinem daraus resultierenden Verhältnis zu Frauen. Es geht um einen "Anti-Don Juan", wie es der Klappentext verkündet (dtv Verlag). Ich bin noch ziemlich am Anfang, finde aber den nichtlinearen Erzählstil sehr gelungen. Ich weiß allerdings noch nicht, ob er in dieser Form bis zum Schluß beibehalten wird. Jedenfalls bin ich gespannt auf die Fortsetzung und erfahre etwas über Rußland aus zeitgenössischer, gut geführter Feder.

Aaaaaber. Da ich schon mal dabei bin und dies ein Balkanforum ist, möchte ich auf gar keinen Fall einen Autor unerwähnt lassen, der großen Eindruck auf mich gemacht hat und der nicht die internationale Beachtung genießt, die er verdient hätte. Es geht um Sandor Majoros (ungarisch: Majoros Sándor), einem Autor aus der Vojvodina (Аутономна Покрајина Војводина, "autonome" Provinz mit beträchtlicher ungarischer Minderheit, wie ihr alle wißt). Er schreibt über das Leben in Jugoslawien aus der ungarisch-jugoslawischen Perspektive. Für die, die es nicht schon hinlänglich wissen: Die Ungarn in Jugoslawien waren nicht gerade auf Rosen gebettet. Und sind es im heutigen Serbien erst recht nicht. Natürlich muß man hierbei auch und unbedingt erwähnen, daß wir Ungarn uns im Laufe der Geschichte des Balkans nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben (Jól van, jól. Most ne csapkodjátok a fejem!).

"Drug" Majoros schreibt also über den Alltag in der Tito-Ära, unverbittert, unrassistisch, aber mit einem lachenden und weinenden Auge. Und über den Krieg danach. Ja, auch darüber, meine Lieben, denn - nota bene! - es waren tragischerweise Ungarn in der JNA auf der einen und bei den "Sezessionisten" auf der anderen Seite dabei. Eine Tragödie unter den vielen. Freilich. Aber viele Außenstehende wissen das überhaupt nicht, wie ich immer wieder feststellen muß. Er hat also diesen beeindruckenden und verstörenden Roman geschrieben, den man wohl auf Deutsch "Sterben bei Vukovar" übersetzen würde. Offenbar gibt es ihn aber nicht auf Deutsch und ich habe nur die erste Seite übersetzt - und das auch noch unauthorisiert. Sollte ich den Autor mal irgendwo erwischen, hole ich mir vielleicht die Erlaubnis, das Buch zu übersetzen. Es gibt ihn aber
- auf Kroatisch: Umrijeti kod Vukovara (Artresor naklada, Zagreb)
- und auf Ungarisch: Meghalni vukovárnál (Timp kiadó)

Wer es lesen kann, möge es tun. Er/Sie wird es nicht so schnell wieder vergessen.

Seine wirklich wunderbar erzählten Kurzgeschichten bzw. Novellen kenne ich nur auf Ungarisch. Meine Landsleute mögen es lesen, sie werden auf ihre Kosten kommen. Vieles aus dem "sozialistischen" Alltag werden auch diejenigen wiedererkennen, die nicht als Minderheit irgendwo verstreut in Osteuropa leben, sondern in Ungarn selbst. Ich habe gerade "Emberrel esik meg" gelesen. Es gibt natürlich noch mehr auf ungarisch, siehe auf libri.hu oder Homepage des "Timp kiadó".

Und ihr anderen, die ihr weder Ungarisch noch Kroatisch könnt aber des Englischen mächtig seid, seid auf diese beiden Kurrzgeschichten verwiesen (vielleicht gibt's auch mehr im Web):

- Sándor Majoros: Kosovo, bullet wound - hier: Regnytr - Majoros Sndor irodalmi honlapja

- Sándor Majoros: The Hole - hier:Regnytr - Majoros Sndor irodalmi honlapja.

So, ich hoffe, daß so viele Worte wenigstens einem einzigen etwas gesagt haben. Ich gehe jetzt mich betrinken.

Friede/béke/mir/pace für euch alle und

Frohes Neues Jahr
Boldog Új Évet
Sretnu Novu Godinu
La multi ani
 
Seid alle herzlich gegrüßt, an diesem "letzten Tag".

Da explizit durch den Thread-Titel aufgefordert, fühle ich mich ermutigt, auch einen (wenn auch vollkommen unmaßgeblichen) Beitrag für die Lesenden dieses Forums zu leisten: ich lese gerade "Ergebenst, euer Schurik" von Ljudmilla Ulitzkaja. Und warum? Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber mir sind im Gegensatz zu den russischen Klassikern die zeitgenössischen Autoren vollkommen unbekannt. "Die Ulitzkaja" ist schon durch mindestens zwei (Frauen-) Hände gegangen, bevor sie bei mir ankam, und die Besitzerinnen dieser Hände waren begeistert. Es geht um einen jungen, von zwei Frauen, nämlich von Mutter und Großmutter erzogenen Moskauer und seinem daraus resultierenden Verhältnis zu Frauen. Es geht um einen "Anti-Don Juan", wie es der Klappentext verkündet (dtv Verlag). Ich bin noch ziemlich am Anfang, finde aber den nichtlinearen Erzählstil sehr gelungen. Ich weiß allerdings noch nicht, ob er in dieser Form bis zum Schluß beibehalten wird. Jedenfalls bin ich gespannt auf die Fortsetzung und erfahre etwas über Rußland aus zeitgenössischer, gut geführter Feder.

Aaaaaber. Da ich schon mal dabei bin und dies ein Balkanforum ist, möchte ich auf gar keinen Fall einen Autor unerwähnt lassen, der großen Eindruck auf mich gemacht hat und der nicht die internationale Beachtung genießt, die er verdient hätte. Es geht um Sandor Majoros (ungarisch: Majoros Sándor), einem Autor aus der Vojvodina (Аутономна Покрајина Војводина, "autonome" Provinz mit beträchtlicher ungarischer Minderheit, wie ihr alle wißt). Er schreibt über das Leben in Jugoslawien aus der ungarisch-jugoslawischen Perspektive. Für die, die es nicht schon hinlänglich wissen: Die Ungarn in Jugoslawien waren nicht gerade auf Rosen gebettet. Und sind es im heutigen Serbien erst recht nicht. Natürlich muß man hierbei auch und unbedingt erwähnen, daß wir Ungarn uns im Laufe der Geschichte des Balkans nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben (Jól van, jól. Most ne csapkodjátok a fejem!).

"Drug" Majoros schreibt also über den Alltag in der Tito-Ära, unverbittert, unrassistisch, aber mit einem lachenden und weinenden Auge. Und über den Krieg danach. Ja, auch darüber, meine Lieben, denn - nota bene! - es waren tragischerweise Ungarn in der JNA auf der einen und bei den "Sezessionisten" auf der anderen Seite dabei. Eine Tragödie unter den vielen. Freilich. Aber viele Außenstehende wissen das überhaupt nicht, wie ich immer wieder feststellen muß. Er hat also diesen beeindruckenden und verstörenden Roman geschrieben, den man wohl auf Deutsch "Sterben bei Vukovar" übersetzen würde. Offenbar gibt es ihn aber nicht auf Deutsch und ich habe nur die erste Seite übersetzt - und das auch noch unauthorisiert. Sollte ich den Autor mal irgendwo erwischen, hole ich mir vielleicht die Erlaubnis, das Buch zu übersetzen. Es gibt ihn aber
- auf Kroatisch: Umrijeti kod Vukovara (Artresor naklada, Zagreb)
- und auf Ungarisch: Meghalni vukovárnál (Timp kiadó)

Wer es lesen kann, möge es tun. Er/Sie wird es nicht so schnell wieder vergessen.

Seine wirklich wunderbar erzählten Kurzgeschichten bzw. Novellen kenne ich nur auf Ungarisch. Meine Landsleute mögen es lesen, sie werden auf ihre Kosten kommen. Vieles aus dem "sozialistischen" Alltag werden auch diejenigen wiedererkennen, die nicht als Minderheit irgendwo verstreut in Osteuropa leben, sondern in Ungarn selbst. Ich habe gerade "Emberrel esik meg" gelesen. Es gibt natürlich noch mehr auf ungarisch, siehe auf libri.hu oder Homepage des "Timp kiadó".

Und ihr anderen, die ihr weder Ungarisch noch Kroatisch könnt aber des Englischen mächtig seid, seid auf diese beiden Kurrzgeschichten verwiesen (vielleicht gibt's auch mehr im Web):

- Sándor Majoros: Kosovo, bullet wound - hier: Regnytr - Majoros Sndor irodalmi honlapja

- Sándor Majoros: The Hole - hier:Regnytr - Majoros Sndor irodalmi honlapja.

So, ich hoffe, daß so viele Worte wenigstens einem einzigen etwas gesagt haben. Ich gehe jetzt mich betrinken.

Friede/béke/mir/pace für euch alle und

Frohes Neues Jahr
Boldog Új Évet
Sretnu Novu Godinu
La multi ani


ich glaube ich habe mich verliebt
 
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