Ausser den Güterzügen der Una-Bahn störte niemand unsere Nachtruhe.
Anderntags konnten wir nur kurze Zeit paddeln, dann stand ein Staudamm im Weg. Wir zogen die Boote an Land, und Ante organisierten einen Bauern mit Pferdefuhrwerk, der uns das Ganze 2 km flussabwärts transportierte.
Dann gings über viele Steine durch die nächste malerische Schlucht, bis das Wasser wieder ruhiger wurde und wir wieder im Schlepptau fuhren. Irgendwann fragte Ante zwei am Ufer spielende Kinder, wie weit es noch nach Bosanska Krupa sei. Die antworteten auf Deutsch:
Zwelf Kilometerr !"
Wir kamen danach zu dem Schluss, dass sie meinten, wer so verrückt ist, den Fluss auf Schlauchbooten zu befahren, kann nur aus Deutschland kommen.
In Bosanska Krupa erklärte Ante die Tour für beendet. Auf der weiteren Fahrt bis Bosanski Novi wäre der Fluss völlig ruhig und nur noch Schlepptau-Fahrt mit Motor angesagt gewesen, und das hatten wir jetzt schon mehr als "
zwelf Kilometerr" hinter uns. Irgendwann kam ein
Šinobus (ähnlich wie der hier unten), in den wir Boote und Gepäck hineinstopften. Währenddessen feierte neben uns eine Clique junger Einheimischer mit Bier und Ziehharmonikagesang. Ante erklärte mir, einer der Leute müsse zum Militär und würde so verabschiedet. Bei uns, so antwortete ich, sei das umgekehrt. Da würde gefeiert, wenn sie das Ganze hinter sich haben.
YouTube - Å inobus u Ozlju
Es folgten noch ein paar unbeschwerte Tage in Dvor, bevor ich mich wieder Richtung Heimat aufmachte. Die Zugfahrt bis zur österreichischen Grenze kostete knapp 10 DM, da lohnte das Trampen nicht. So fuhr mich Stojan in seinem alten Zastava irgendwann morgens bei Dunkelheit nach Bosanski Novi, und am Nachmittag stand ich schon am Ortsrand von Jesenice, wenige Kilometer vor der Grenze und hielt den Daumen raus.
Nach einer Stunde begann es zu regnen. Gerade rechtzeitig vor der völligen Durchfeuchtung hielt ein Renault R4 mit Münchner Nummer - ein Studentenpärchen, die nach ihrem Adria-Urlaub noch ein paar Tage ins Familienferienhaus nach Berchtesgaden wollten.
An der Grenze gab ich der Beifahrerin meinen Pass. Die blätterte drin herum und stolperte über meinen Familiennamen. "Kann es sein, dass Du in München eine Schwester hast, die G. heisst ?"
Es konnte.
Die nächsten beiden Tage verbrachte ich in Berchtesgaden.
- ENDE -