Giacomo Casanova (1725-1798)
Giacomo Girolamo Casanova wird in Venedig als Sohn eines Schauspielerehepaares geboren. Seine Großmutter Marzia kümmert sich viel ihn, da sich seine Eltern ab 1726 für zweieinhalb Jahre auf Tournee in London befinden. Der kleine Giacomo leidet in seiner Kindheit an ständigem starkem Nasenbluten und man glaubt schon, er würde nicht lange leben. Nach seiner Genesung, die man einer Wunderheilerin zuschreibt, interessiert er sich später ebenso für Medizin wie für Wunderheilerei.
2. April 1725
Sein Vater stirbt an einer eitrigen Mittelohrentzündung infolge falscher Behandlung. Der Knabe wächst nun ausschließlich bei der Großmutter auf.
Ab November 1737
Giacomo – jetzt 12 Jahre alt – beginnt sein Studium »beider Rechte« (nämlich weltliches und kirchliches Recht) an der Universität Padua. Da zu jener Zeit das Bildungssystem keine höheren Schulen vorsieht, vermitteln die Universitäten in den ersten Semestern das Allgemeinwissen. Nach vierjährigem Studium legt man dann die Abschlussprüfung – die sog. »laurea« – ab. Vergleiche mit modernen Bildungssystemen sind nur sehr begrenzt möglich.
Casanova hätte lieber Medizin oder Chemie studiert; statt dessen muß er sich vor allem mit dem Kirchenrecht befassen: Damals war es üblich, daß sich vermögenslose Gebildete dem geistlichen Stande zuwandten. Nach dieser Vorstellung soll der junge Giacomo geistlicher Anwalt werden. Den Beruf des Anwalts übt er aber niemals aus; vielmehr eignet er sich umfangreiche medizinische Kenntnisse an. Die Details, die er über den Stand der Medizin im 18. Jahrhundert in seinen Schriften hinterläßt, regte international Ärzte zu Diskussionen an.
Oktober 1739
Wegen Geldmangel kehrt Casanova nach Venedig zu seiner Großmutter zurück, von wo aus er seine Studien fortsetzt.
14. Februar 1740
Im Rahmen seiner geistlich geprägten Laufbahn wird er Abbé und erhält schließlich im Januar 1741 die vier niederen Weihen. Nach drei Jahren gibt er die geistliche Laufbahn wieder auf.
Juni 1742
Casanova kehrt nach Padua zurück um zum Doktor utriusque iuris zu promovieren. Seine Doktorarbeit im Zivilrecht hat das Thema »De testamentis« und im Kirchenrecht das Thema »Utrum hebrei possint construere novas Synagogas« (übersetzt: Ob die Juden neue Synagogen bauen können) zum Gegenstand.
Juni 1744 – März 1745
Casanova tritt in Rom in die Dienste des Kardinal Acquaviva. Im Rahmen dieser Tätigkeit empfängt ihn auch mehrmals Papst Benedikt XIV.
1745 – 1746
In Bologna läßt sich Casanova eine Phantasie-Uniform schneidern und kauft in Venedig, wie damals üblich, ein Leutnantspatent. Daraufhin wird er als Fähnrich mit dem Versprechen baldiger Beförderung dem venezianischen Regiment Bala in Korfu zugeteilt. Als er nicht wie versprochen befördert wird, gibt er die soldatische Laufbahn auf, verkauft das Leutnantspatent und schlägt sich zunächst als Geiger an einem Theater durch.
1746 – 1749
Casanova kann sich zwar zu einer juristischen Laufbahn nicht entschließen, praktiziert dennoch mehrfach in den Kanzleien des Notar Manzoni und des Notar Marco Leze. Diese Tätigkeit füllt ihn nie vollkommen aus, sodaß ihm genug Zeit verbleibt sich dem Glücksspiel zu widmen.
1753
In Venedig hat er eine Affäre mit »C.C.« und »M.M.«, zweier Nonnen des Klosters Santa Maria degli Angeli.
25. Juli 1755
Casanova wird verhaftet und in die venezianischen Bleikammern verbracht. Der offizielle Grund ist ein von Casanova vorgetragenes, religiös zu leichtfertiges Gedicht. Desweiteren war seine Affäre mit »C.C.« und »M.M.« bei einigen Inquisitoren bekannt geworden. Weder fand eine Gerichtsverhandlung statt, noch hatte man Casanova den Grund oder die Dauer seiner Einkerkerung mitgeteilt.
1. November 1756
Casanova glückt die Flucht aus den Bleikammern, einem der damals sichersten Gefängnisse der Welt.
1757
Casanova wird zum Direktor der französischen Lotterie ernannt.
Ende August bis Mitte September fährt er in geheimer Mission nach Dünkirchen, um die dort stationierte Flotte auszukundschaften.
Ab 1758
Casanova bereist zweimal Holland in geheimer französischer Finanzmission.
1759
Er adelt sich selbst, indem er sich fortan »Chevalier de Seingalt« nennt.
1760
Papst Clemens XIII. schlägt ihn zum Ritter des Goldenen Sporns und ernennt ihn gleichzeitig zum Apostolischen Protonotar extra urbem.
Ab 1764
Auf seinen zahlreichen Reisen gewährt ihm Friedrich der Große in Berlin und Katharina die Große in Petersburg Audienz.
1776
Casanova arbeitet als Geheimagent der Inquisation und wird von 1780-81 sogar fest besoldet.
1784
Arbeit als Sekretär des venezianischen Botschafters Foscarini. Als dieser am 23.4.1785 verstirbt, tritt er als Bibliothekar in die Dienste des Grafen Waldstein in Dux. Dort verfasst er ab 1790 seine Memoiren (»Histoire de ma vie« – 15 Bände in französischer Sprache), welche erst 1821 in Auszügen veröffentlicht werden sollten. Seine Memoiren haben einen hohen kulturhistorischen Wert, da sie der Nachwelt einen Einblick ins 18. Jahrhundert verschaffen, fanden jedoch nur wegen der darin geschilderten erotischen Abenteuer einen großen Leserkreis.
1798
Casanova erkrankt an einem schweren Blasenleiden und verstirbt schließlich am 4. Juni 1798 in Dux. Dort wurde er auf dem Friedhof St. Barbera begraben. Die Stelle an der sich sein Grab befindet, ist heute nicht mehr bekannt.
Passt gerade zum Buch Casanovas (das ich gerade lese), in dem sein Leben geschildert wird. Casanova ist selbst Autor dieses Buches.