LoL, ich glaube du verstehst seine Lieder nicht, hast sie wahrscheinlich auch noch nie gehört. Ich hab das komplette Album, nicht ohne Grund heisst es: Leben im Exil. Er thematisiert dort hauptsächlich das Ausländerthema und dann kommen solche Leute wie du und behaupten, er sei rassistisch.
Was war denn der Auslöser dafür, dass du dich musikalisch mit Problemen wie Identitätskrisen, Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst beschäftigen wolltest, statt auf den gängigen Gangster-Rap-Zug aufzuspringen?
Colos: Solche sozialkritischen Themen waren mir immer schon am liebsten. Wenn man sich meinen Werdegang ansieht, merkt man ja auch schnell, dass ich nicht so ein Leben gehabt habe, wie die Leute hier. Die sind halt mit Friede, Freude, Eierkuchen aufgewachsen und suchen sich hier ihre Probleme, damit sie den Gangster spielen können. Mir sind andere Dinge wichtiger: Meine Familie zum Beispiel und dass ich eine sichere Zukunft habe. Ich musste mit meiner Familie Anfang der 90er aus dem Kosovo flüchten, als es ganz kritisch wurde. Als ich dann nach Deutschland gekommen bin, hatte ich natürlich auch meine Probleme und war aggressiv, weil für mich alles keinen Sinn mehr gemacht hat. Aber Hip-Hop hat mich immer schon interessiert, ich wusste damals nur noch nicht, in welcher Sprache. Ich hatte es auch mal auf albanisch versucht, aber da fehlte mir ein Vorbild, an dem ich mich hätte orientieren konnte. In Deutschland waren es dann solche Leute wie Moses Pelham oder Azad, die mich mit ihrem harten Rap auf deutsch begeistert haben. Aber damals hätte ich meine Texte von heute noch nicht bringen können. Du kannst im Untergrund nicht darüber sprechen, dass es dir schlecht geht und welche Probleme du hast, das will keiner hören.
hr bezeichnet die Musik ja selbst als Ausländer-Rap. Wieso? Führt das nicht vielleicht auch wieder zu einer Abgrenzung, indem man sich durch so eine Stigmatisierung wieder selbst in eine Ecke drängen lässt?
Colos: Zu viele Ausländer bekommen die Chance, etwas zu machen, aber tun nur das, was ihnen gesagt wird. Die reden nur Scheiße und erzählen den kleinen Kindern dann, man würde nur als Krimineller etwas erreichen. Und das ist einfach Quatsch.
Ben: Wir wollen den jungen Kids zeigen, dass man auch positiv sein kann. Wie es Afrika Bambaataa einmal gesagt hat: Die Kids orientieren sich an Idolen und die meisten Idole sind Gangster, Drogendealer usw. Aber es muss doch möglich sein, auch ein positives Vorbild zu sein. Das war ja der Ur-Gedanke der Zulu-Nation und genau das wollen wir machen, damit die Leute sehen, dass man auch mit einer vernünftigen Einstellung ein Star werden kann. Du musst nicht deine Mutter beschimpfen, deinen Gegner abstechen und falschen Werten nachstreben, man kann auch positiv sein. Zeig Respekt vor Frauen, vor deiner Familie, arbeite hart, lass dich nicht in irgendwelchen Drogenscheiß verwickeln – übersowas redet keiner außer uns. Jeder, der rappt und sich Kanake schimpft, macht einen auf Gangster. Das nervt mich und die kleinen Kids sind halt blöd genug. Die glauben den Scheiß und äffen das nach, weil die denken, das muss so sein. Ich will den Kids nicht vorgaukeln, dass man ein Gangster sein, einen fetten Bentley fahren oder die Frauen wie Nutten behandeln muss, um erfolgreich zu sein. Das ist Schwachsinn. Es gibt andere Werte, wichtige Werte, wie Loyalität. Halt zu deinen Freunden und deiner Familie, Glaube, sei ein Mensch mit Ehre und Würde. Das ist wichtig und Ausländer-Rap kann und muss eben auch solche Dinge vermitteln.
COLOS .:: BACKSPIN HIP HOP MAGAZIN
Also, er gehört ganz sicher nicht zu den Spasstis, wie du es gerne hättest. Er hat im Rapgame eine ganz neue Richtung aufgezeigt und den Kids auch etwas anderes positiv, nachdenkliches vermittelt als nur den üblichen Schrott, den man Heute zu hören bekommt.