Buntovnik
Sa parkinga
Wahrscheinlich weil viele Leute Marx als Ökonomen verstehen, so wie wir den Begriff heute verwenden. Damals war nämlich die Grenze zwischen Ökonomie, Philosophie und Soziologie noch weit verschwommener, bis es sich die Österreicher zur Mission machten, die Wirtschaftswissenschaften von diesen Bereichen reinzuwaschen. Nun haben wir ja den Salat.Es ist natürlich einer der wichtigsten Bereiche bei Marx aber eben auch von den wenigsten wirklich verstanden. Viele haben das wohl überhaupt erst durch Erich Fromm gerafft, aber der ist mir oft zu weichgespült, aber trotzdem ganz gut. In letzter Konsequenz will die Wahrheit darin ja auch niemand haben. Und es stimmt natürlich auch, dass der Kapitalismus sehr wandlungsfähig ist und dadurch quasi unzerstörbar, sich auf jeden Fall nicht selbst zerstören wird. Tja, und dennoch muss man zugeben, welcher Selbstbetrug damit eigentlich verbunden ist. Als Theorie ist das sehr spannend, die Umsetzung für meinen Geschmack aber zu brutal. Wobei man am Beispiel YU schon einige interessante Sachen als Alternative durchrechnen kann.
Das Buch fand ich damals klasse, teilweise etwas abgedreht aber lesenswert. War sogar die Abo-Prämie für die jungle World, allein das fand ich schon witzig
Der Kapitalismus revolutioniert sich ständig selber, Tag für Tag schafft er die eigenen Umstände für seine eigene Reproduktion. Der Widerspruch hebt sich täglich auf mit dem Fortschreiten der Geschichte, daran ist ja nix schräg. Schräg ist es zu behaupten, dass die fundamentalen Mechanismen des Kapitalismus irgendwie in den letzten 200 Jahren ausgehebelt worden. Es ist nicht nur schräg, es ist ne faule Art und Weise sich mit Marx auseinanderzusetzen, was ja viele ernstzunehmendere bürgerliche Ökonomen früh gemerkt haben und deshalb versuchten, die Kritik der Politischen Ökonomie von Innen anzugreifen. Die gefährlichsten Kritiken waren immer jene die quasi durch Marx versuchten Marx zu kritisieren.
Falls der Kapitalismus Mal zu Grunde geht wird es bestimmt kein lauter Knall sein, sondern viel eher ein langsamer schmerzhafter Tod, der die ganze Menschheit mit in den Untergang zerren würde. Insofern stimmts, dass Linke, die sich den grossen, heroischen Untergang, die letzte Krise herbeihalluzinieren / insgeheim wünschen, was gewaltig falsch verstanden haben.
Die Tatsache, dass wir trotz allem tagtäglich mit der Möglichkeit, von unseren eigenen Sachzwänge aufgefressen zu werden, leben müssen, lässt uns aber auch nicht darauf hoffen, Arbeiter und Bourgeois Hand in Hand während der grossen pazifistischen Revolution gen sozialistischen Sonnenuntergang marschieren zu sehen.