Warum gönnt man denn den Juden keinen Staat? Welchen Grund sollte es denn haben, wenn man sonst keine Juden mag?
Ich meine Israel ist auch kein Gottesstaat und der Vater des Zionismus, Herzl, war auch Atheist und eher jüdischer Nationalist. Und genau deswegen pisst es den paar ultraorthodoxen Spinner an, sonst wären sie für einen Holocaust 2.0 mit den Araber.
Also, ganz einfach, weil man an das Selbstbestimmungsrecht der Völker glaubt. Ich spreche jetzt nicht generell über einen jüdischen Staat, sondern einen jüdischen Staat in Palästina, also in einem Gebiet wo das die Mehrheit der lokalen Bevölkerung nicht wollte.
Na gut, man kann sagen, das ist jetzt Vergangenheit, wie du auch sagst, kann man jetzt nicht verändern. Für viele Leute aber spielt so ein allgemeines Gerechtigkeitsgefühl auch nach dem Verlauf von Jahrzehnten eine Rolle. Man kann ihnen vielleicht Realitätsferne vorwerfen (obwohl das auch diskutabel ist), nicht aber Judenhass. Denkst du, hätten viele dieser Leute ein Problem, wenn der jüdische Staat woanders gegründet würde, wo die lokale Bevölkerung nicht dagegen wäre?
Übrigens, wenn ich über jüdische Antizionisten spreche (ich meine, solche die gegen die Existenz eines jüdischen Staates in Palästina sind), habe ich eher die säkularen linksgerichteten im Kopf, weniger die Ultra-Orthodoxen.
Ob aber die Gründung eines zionistischen Staates in den 40ern gerechtfertigt war, ist für mich persönlich keine besonders wichtige Frage. Ungerechtigkeiten passieren, und manchmal ist es sinnvoll, zu Gunsten des Friedens sie hinzunehmen.
Viel wichtiger ist die Frage, ob heute ein zionistischer Staat überleben kann, und unter welchen Kosten. Deswegen ziehe ich vor, meine Denkweise als post-zionistisch und nicht als anti-zionistisch zu bezeichnen.