Tyler
Flop-Poster
Vielleicht gibts einfach keine. Für einen Journalisten ist es auch schwer, selbst wenn er aus dem Ausland kommt und von der eigenen Leserschaft keinen Shitstorm zu erwarten hat. Aber er müsste sich die Zeit nehmen, die Story von Betroffenen aller Seiten zu erfahren. Dokumente zu lesen, Bücher zu lesen usw. Wenn man mit Journalismus seine Bröchten verdient ist das zeitlich schwer machbar. So viel verdient man mit einem Artikel oder einem Buch zu dem Thema ja auch nicht, als dass man sich da ewig Zeit für nehmen kann.
Das merkt man leider. Auch bei einem Michael Martens, dessen Intentionen ganz gut sein scheinen und noch mehr bei den Jungs von "BallaBallaBalkan", die einfach mal die Hälfte vergessen. Auch bei ganz schwierigen Exemplaren wie Erich Rathfelder der TAZ, gibt es Meinungen hier im Forum, er habe sich eben bei seinen Falschmeldungen einfach auf Zeugenaussagen verlassen, aber sowas geht mMn. bei so einem brisanten Thema eben nicht. Dann halt lieber über Entertainment schreiben.
Ich hab mal das Buch von Peter Scholl-Latour zum JU Konflikt gelesen. Das fand ich neutral, dafür war er auch bekannt, er musste niemandem was beweisen. Aber es war total bruchstückhaft. Hier ein Gespräch mit dem Patriarchen in Belgrad, da eins mit dem Bürgermeister von Knin, dort eins mit einem bosnischen Hodza und mit irgendjemandem im Zagreber Präsidentenpalast. Man merkte einfach, wie er aus dem eingesammelten Material jetzt ne interessante Story basteln musste. Am Ende warens ein paar gut erzählte Einzel-Geschichten und eine etwas weit hergeholte Erklärung zur Bedeutung der Religionen auf dem Balkan.
Viele authentisches Material ist aber sicher schonmal lesenswert. Kennst du das hier: https://www.amazon.de/Krieg-Religionen-Politik-Zeichen-Apokalypse/dp/377054188X?
Oft empfohlen bekommen, User hier meinen, es wäre reine Propaganda …
Aber was ich hier im Forum auch schnell verstanden hab: es geht nicht um hochsachliche Aufarbeitung. Sondern sich halt an dem Thema abzuarbeiten und dabei die Zeit zu vertreiben. Mit meinen Ex-Jugo Freunden hab ich früher aber auch nicht so viel über das Thema gesprochen.
Live rede ich auch gar nicht mehr über die problematischen Themen, außer mit engen Familienmitgliedern, die auch schon lange hier wohnen. Hab' aber gemerkt, dass auch die radikalsten meiner serbischen Freunde inzwischen nichts mehr von Dorin oder Elsässer hören wollen und um Objektivität bemüht sind – wenngleich immer noch viele einseitige Meinungen festgebrannt sind, wenn es mal zu dem Thema kommt. Aber eher, weil sie sich generell wenig damit auseinandersetzen.
Entfernte Verwandte auf FB, die ich noch nie live getroffen hab' antworten auch sehr pauschal und einsilbig, aber auch hier ist keine Verherrlichung eines Mladic oder so mehr herauszuhören. Man hat eher das Gefühl, sie sind des Themas einfach überdrüssig.