Ich dachte zuerst auch, eine etwas "weitere" Reise nach Griechenland/Italien/Spanien/Portugal zu machen, aber das habe ich mir dann seelisch doch nicht zugetraut; also nicht die Reise an sich, damit komme ich klar, eher das Gefühl der eventuellen Einsamkeit. Zurzeit habe ich Maastricht und/oder Brüssel im Blick, was auch sehr symbolisch wäre, da mein Abschluss ja speziell auch EU-Studien beinhält.
Ich denke, ein kleines Problem bei mir ist, dass ich mit einer enormen Angst vor der Welt erzogen wurde. Meine Mutter hat eine undiagnostizierte "Angststörung" (weil mir gerade kein besserer Begriff einfällt). Jede fremde Person ist eine Gefahr, jede Reise wird vermieden, die ersten paar Jahre, nachdem ich meinen Führerschein bekam, musste ich immer zu Hause anrufen, um zu sagen, dass ich bei meinem Ziel angekommen bin, auch wenn das nur die Schule oder der nächstgelegene Ort war... Meine Mutter weinte, als ich meine allererste Reise mit meiner Freundin gemacht habe. Ich muss zugeben, dass ich mich immer noch ein wenig schuldig fühle, wenn ich Reisen antrete und so sehr ich es mag, mit meiner Freundin zu verreisen, versuche ich die Buchung immer hinauszuzögern, weil mir eine Stimme sagt, dass ich meine Mutter in Stich lassen würde. Es hilft wohl nicht, dass ich die psychische Stütze im Haus bin und sowohl sie als auch meine Schwester mit jedem Problemchen zu mir kommen. Teilweise rät mir meine Mutter aktiv vorm Reisen ab, auch wenn sie das immer "humorvoll" verpackt und "es ja nicht ernst meint, ich habe dich niemals daran gehindert, es zu machen - du warst ja schon auf Reisen!". Und dann glaubt sie es mir nicht, wenn ich ihr sage, dass ich eigentlich brauche, dass sie mir Mut macht, statt dass sie mit ihrem klassischen "Wo willst du denn wieder hin?!" kommt. Ich würde doch sowieso nicht auf ihre Meinung hören, die ohnehin nur spaßig gemeint war.
Und dann gibt mir die Gesellschaft MAL WIEDER zwei Signale: "Eltern sollten ihren emotionalen Ballast nicht auf ihren Kinder abladen" - das sagt mir, dass ich das RECHT habe, auch auf mich zu achten und mal zu machen, was ICH will. Aber dann gibt es das andere Signal: "ES SIND DEINE ELTERN, DU MUSST AUF SIE AUFPASSEN, DENN SIE HABEN DICH GROSSGEZOGEN!". Und was soll ich sagen... ich hatte wohl mehr oder weniger alles, was ich gebraucht habe. Ich habe nie gehungert, ich wohne bis jetzt immer noch bei ihnen... schon das disqualifiziert jegliche Kritik. Ich hatte aber aufgrund der Helikopterei niemals wirklich Freiheit - und auch wenn ich mir diese nehmen würde, würde ich mich dafür schuldig fühlen.