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Der Ukraine Sammelthread

Wohnungen in Kiew werden nicht mehr geheizt
Wegen des Krieges in der Ukraine ist die Heizsaison in der Hauptstadt Kiew heute vorzeitig beendet worden. Das habe die örtliche Militärverwaltung angeordnet, teilt die Stadtverwaltung mit. Wohnungen und Geschäftsgebäude sollten nicht mehr beheizt werden. Für Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Kultureinrichtungen werde das Abschalten in Absprache mit deren Leitern geregelt.

In Kiew werden in den kommenden Nächten Temperaturen von ein bis drei Grad erwartet. Üblicherweise endet die Heizsaison im Fernwärmenetz Mitte April. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass die Infrastruktur der Millionenstadt trotz des Krieges funktioniere. Notfallteams arbeiteten rund um die Uhr, um Schäden an Strom-, Heiz- und Wassernetzen zu reparieren. 90 Müllwagen holten Abfälle ab, mehr als 2.300 Hausmeister säuberten weiterhin Straßen und Höfe, heißt es.
 
Ukraine: Russen wollen nach Kiew durchbrechen
Russische Truppen wollen ukrainischen Angaben zufolge Verteidigungsanlagen im Umkreis von Kiew durchbrechen und weiter in Richtung der Hauptstadt vorstoßen. Im Nordwesten und im Osten wehre die ukrainische Armee Versuche russischer Soldaten ab, die Kontrolle über wichtige Straßen und Siedlungen zu übernehmen, so der ukrainische Generalstab am Vormittag. Zuvor hat die Ukraine betont, man erwarte, dass sich die russischen Truppen im Norden der Ukraine zurückziehen werden.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlicht unterdessen Aufnahmen von gepanzerten Fahrzeugen, die rund 40 Kilometer von Kiew entfernt den Ort Salissja verlassen haben und auf der Fernstraße E95 unterwegs sein sollen.

Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Der ukrainische Generalstab berichtet zudem von andauernden Kämpfen auch in anderen Landesteilen – darunter in den Regionen Mykolajiw und Saporischschja im Süden.
 
Bürgermeister fordert komplette Evakuierung Mariupols
Die Menschen in Mariupol stehen am Rande der humanitären Katastrophe. Das sagt der Bürgermeister der belagerten Hafenstadt, Wadym Boitschenko. Er schätzt, dass etwa 160.000 Menschen ohne Strom und Heizung in der Stadt ausharren und fordert die vollständige Evakuierung.

26 Busse warten laut Boitschenko darauf, aber die russischen Streitkräfte sind nicht bereit, ihnen einen sicheren Korridor zu gewähren. „Die Russische Föderation spielt mit uns“, sagt der Mariupoler Bürgermeister.
 
Die ukrainische Luftwaffe besitzt noch etwa 90% aller Jets aus Vorkriegszeit. Sie ist am Leben, aktiv und fliegt täglich Einsätze:


Das ist eigentlich unglaublich wenn man bedenkt, wie unterlegen die ukrainische Luftwaffe gegenüber der russischen ist. Mutige Jungs die ukrainischen Piloten.
 
+++ 12:30 Ukraine beziffert Kriegsschäden auf bislang 564,9 Milliarden Dollar +++

Kann das hinkommen oder ist dort wirklich alles mit Gold beflastert?
 
+++ 12:30 Ukraine beziffert Kriegsschäden auf bislang 564,9 Milliarden Dollar +++

Kann das hinkommen oder ist dort wirklich alles mit Gold beflastert?
Hast Du im letzten Jahr jemals ein Haus gebau? Ich bin gerade mit meiner Tochter und meinem Schwiegersohn dabei. Glaub mir - da glaubst Du, dass sogar in Standardausführung ALLES aus Gold besteht!
Wenn Du von einem 8-stöckigen Wohnhaus mit ca. 80 Wohnungen a ca. 80 m² aus gehtst, bist Du bei einem Preis von mind. 15 Mio. €. Auch in der Ukraine. Und das ist alles sehr günstig und mit viel Eigenleistung nd ohne Grudstückskosten gerechnet. Dazu noch die Aufarbeitung der Ruinen. Dazu kommt, ob Baumaterial und Arbeiter überhaupt verfügbar sind. In einer mittleren Stadt sind mind. 1000 Häuser zerstört. Alleine das entspricht Kosten von mind. 15 Mrd! Wieviele Dörfer, Städte und Häuser (oft noch viel größer? würden alleine in einem Monat zerstört?

Wieviele Industrieanlagen? Wieviel Infrastruktur? Straßen, Wasserleitung, Kanalisation, Eisenbahn, Geschäfte und Supermärkte, Telekom und IT...? In vielen Groß- und Millionenstädten ist ALLES zerbombt. Teilweise jahrhunderte alte Architektur unwiederbringleich und barbarisch zerstört.

Also ich halte die genannten 565 Mrd sogar als die untere Grenze der Schäden.
 
Putin ist einfach nur ein missverstandener Junge....

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Die autoritäre Formierung des ukrainischen Staates Ukraine auf Russlands Spuren​

Politik

Mit Parteiverboten und Verhaftungen von Journalisten scheint Kiew den Weg in eine instabile Kriegsdiktatur einzuschlagen.


Wolodymyr Selenskyj bei dem Treffen mit diversen osteuropäischen Aussenminister in Kiev, 15.


Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj liess am frühen Morgen des 20. März viele linke oder russlandfreundliche Oppositionsparteien in der Ukraine per Dekret verbieten. Laut prorussischen Quellen1 ist von diesem Parteiverbot auch die grösste parlamentarische Oppositionspartei betroffen, die prorussisch „Oppositionsplattform – für das Leben“, die bei den letzten Parlamentswahlen rund 13 Prozent der Stimmen, vornehmen im Osten des Landes, auf sich vereinigten konnte. Hinzu kommt noch eine Reihe kleinerer linker Parteien.

Selenskyj rechtfertigte die Parteiverbote mit der russischen Invasion der Ukraine und den „politischen Verknüpfungen“, die diese Gruppierungen und Parteien mit Russland unterhalten sollen. Folgende Parteien sind von den Verboten betroffen (Schreibweise laut Quellenangabe): „Opposition Platform – For Life“, „Shariy Party“, „Nashi“, „Opposition Bloc“, „Left Opposition“, „Union of Left Forces“, „State“, „Progressive Socialist Party of Ukraine“, „Socialist Party of Ukraine“, „Socialists“, „Volodymyr Saldo Bloc“. Die genannten linken Parteien sind somit nun genauso illegal, wie die Kommunistische Partei der Ukraine, die schon kurz nach dem prowestlichen Regierungsumsturz 2014 in die faktische Illegalität gedrängt wurde.2

Zudem wurde in Odessa der Journalist, Blogger und Physiker Yuri Tkachev vom berüchtigten ukrainischen Geheimdienst SBU verhaftet. Tkachev hat bei seiner Kriegsberichterstattung wiederholt die derzeitige Regierung kritisiert. Der SBU fiel zuletzt Anfang März durch die Hinrichtung eines Mitglieds der ukrainischen Waffenstillstandsdelegation, Denys Kireev, auf, dem Hochverrat vorgeworfen wurde.3 Kireev war an der ersten russisch-ukrainischen Verhandlungsrunde im belarussischen Gomel beteiligt, wenige Tage danach wurde er vom SBU bei seiner Verhaftung erschossen.

Von den Verboten ist keine einzige jener rechten oder rechtsextremen Parteien oder Milizen betroffen, denen ein wachsender Einfluss4 innerhalb des ukrainischen Militär- und Sicherheitsapparates nachgesagt wird.5 Diese zunehmende Machtfülle der extremem Rechten innerhalb des ukrainischen Staats trat zuletzt im Dezember 2021 offen tuzage, als Präsident Selenskyj einem führenden Mitglied der Naziorganisation „Pravy Sektor“ (Rechter Sektor), Dmytro Kotsyubail, den Staatsorden „Held der Ukraine“ verlieh.6 Der Rechte Sektor soll massgeblich an dem Pogrom von Odessa im Jahr 2014 beteiligt gewesen sein, bei dem Dutzende Teilnehmer eines prorussischen Dauerprotests von ukrainischen Nazis und Sicherheitskräften umgebracht wurden. Hunderte Menschen wurden bei dem Pogrom verletzt.7

Die innenpolitisch signifikante Repression gegen die grösste prorussische Partei der Ukraine, die „Oppositionsplattform“, begann schon vor dem Krieg.8 Das politische Spektrum der Ukraine war lange Jahre weitestgehend bestimmt durch oligarchische Seilschaften, die „ihre“ Partien oder Politiker finanzieren – und die entweder prowestlich oder prorussisch ausgerichtet waren. Der mit Putin befreundete Oligarch hinter der prorussischen Oppositionsplattform, Wiktor Medwedtschuk, wurde im Mai 2021 verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Zuvor, im Februar 2021, wurden drei russischsprachige TV-Sender, die Medwedtschuk kontrolliert haben soll, verboten.9

Der derzeitige ukrainische Präsident Selenskyj, der einen Antikorruptionswahlkampf führte, wurde wiederum von dem Oligarchen Ihor Kolomojskyj unterstützt, der nach dem prowestlichen Umsturz 2014 als einer der Finanziers rechter und rechtsextremer Milizen10 – wie des berüchtigten Asow-Regiments – fungierte.11 Die Verbote und Inhaftierungen prorussischer Politiker und TV-Sener sind somit einerseits Ausdruck der üblichen Oligarchenkämpfe, wie auch andererseits Folge der geopolitischen Westanbindung der Ukraine, bei der russlandfreundliche Kräfte ausgeschaltet wurden. Das Atlantic Council begrüsste die Verbote russischer Fernsehsender in der Ukraine etwa als eine „couragierte Entscheidung“ des ukrainischen Präsidenten.12

Die autoritäre Formierung des ukrainischen Staates geht aber – und das war charakteristisch für den kapitalistischen Krisenprozess in vielen Ländern der Peripherie – mit dessen krisenbedingter Verwilderung einher. Die von Kolomojskyj finanzierten Milizen, etwa in Mariupol, üben ein hohes Mass an Autonomie aus. Die Region in der Nähe der Frontlinie im Donbass galt praktisch als deren Territorium, wo die Kontrolle der zentralen Staatsgewalt kaum wirksam war und wo diese Milizen auch Repression gegen abweichende prorussische oder schlicht liberale Kräfte übten – etwa während einer Demonstration anlässlich des Frauentages.

Selenskyj gelang es zu Beginn seiner Präsidentschaft nicht, diese Nazi-Milizen im Osten unter Kontrolle zu bringen und zur Auflösung zu bewegen, sodass sie später in den Staatsapparat eingegliedert wurden. Formel dem ukrainischen Staat angehörig, scheinen diese rechtsextremen Kräfte an der Erosion ukrainischer Staatlichkeit mitzuwirken, die schon nach 2014 einsetzte, als im Gefolge von Regierungssturz und Bürgerkrieg überall von Oligarchen finanzierte Milizen auftauchten.13 Und offenbar haben diese fanatisch kämpfenden Milizen inzwischen genügend Einfluss akkumulieren können, um einen weiten Teil des politischen Spektrums der Ukraine verbieten lassen zu können. Je länger der Krieg dauern wird, desto weiter wird diese Wechselwirkung von autoritärer Staatsmobilisierung und innerer Staatserosion in der Ukraine voranschreiten, wie sie zuvor in Peripheriestaaten wie Syrien, Libyen oder dem Irak sich entfaltete.

Damit befindet sich die Ukraine auf den Weg in eine instabile, von inneren Erosionstendenzen erfasste Kriegsdiktatur, was die Parallelen zu der politischen Lade in Russland offensichtlich werden lässt. Die drakonischen neuen Medien-14 und Repressionsgesetzte, die der Kreml bei Kriegsbeginn erliess, lassen blosse Kritik am Krieg mit hohen Haftstrafen belegen15 – sie sind ihrem Charakter nach postdemokratisch. Putins öffentliche Angriffe gegen Volksverräter und eine liberale „fünfte Kolone“, die mit Ungeziefer gleichgesetzt werden, seine Forderungen nach einer „Reinigung“ Russlands von dem „Unrat“ oppositioneller Kräfte – diese brutale Rhetorik ist schon faschistoid. Sie wurde offensichtlich bewusst gewählt, um das militärische Desaster der russischen Armee in der Anfangsphase des Krieges zu bemänteln.

Die autoritäre, inzwischen wohl schlich diktatorisch zu nennende Formierung, bei der eine absurde Kriegs- und Burgfrieden-Propaganda verbreitet wird,16 geht mit zunehmenden Spannungen innerhalb der russischen „Machtvertikale“, also des von staatsoligarchischen und mafiösen Seilschaften beherrschten russischen Staatsapparates einher. Inzwischen befinden sich führende Köpfe des russischen Geheimdienstes FSB unter Hausarrest – da sie den Kreml mit falschen Informationen bezüglich der Lage in der Ukraine versorgt haben sollen.17 Immer um die Gunst Putins buhlend, sollen sich die verschiedenen Seilschaften im Nachrichtendienst darin überboten haben, dem Kremlherrscher vor dem Kireg die Infos zukommen zu lassen, die er hören wollte: dass die Ukraine keinen nennenswerten Widerstand leisten werde.

Zudem muss das militärisch der Ukraine weit überlegene Russland, dessen reguläre Armee aufgrund mangelnder Motivation und Organisation empfindliche Niederlagen einstecken musste, auf poststaatliche Akteure setzen, um militärische Erfolge rasch zu erzielen. Die ukrainischen Nazi-Milizen in Mariupol werden derzeit von den Söldnertruppen des tschetschenischen Machthabers Kadyrow bekämpft,18 die nur formell den russischen Truppen angehören, während sie faktisch als eine Privatarmee eines in die russische Föderation integrierten Warlords agieren. Milizen und Söldnertruppen, militärische Akteure, wie sie charakteristisch für die anomische Gewaltstruktur in vielen Failed States der Peripherie sind, bilden somit die schlagkräftigsten Formationen im Krieg um die Ukraine, die sich zu einem zweite Syrien zu wandeln droht. Charakteristisch in diesem Zusammenhang sind auch die Bemühungen beider Seiten, möglichst viele Freiwillige oder Söldner aus aller Welt für ihre Kriegsanstrengung zu mobilisieren. Der Krieg führt somit in seiner Funktion als Krisenbeschleuniger zu einer Annäherung der Verhältnisse in Russland und der Ukraine.
Tomasz Konicz
 
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