Bevor ich mich die nächsten Monate rar machen werde, hier noch eine kurze Einschätzung zur aktuellen militärischen Situation in der Ukraine:
Die Offensive der Ukraine läuft bei weitem nicht so gut, wie es viele erwartet bzw. erhofft hätten. Nach der Lieferung von Storm Shadow Cruise Missiles kurz vor Beginn der Offensive, bin ich davon ausgegangen dass es weitaus schneller vorangehen würde, auch wenn die Südfront extrem gut gesichert ist durch die russische Armee. Andererseits muss man bedenken, dass Russland 300.000 Mann mobilisiert hat im letzten Herbst und dass diese nun voll im Einsatz sind. Unterschiedlichen Quellen zufolge hat Russland über 180.000 Mann nur an der Ostfront zusammen gezogen (von Bakhmut bis an die russische Grenze) um die ukrainische Gegenoffensive zu kontern und Reserven zu binden. Weiterhin hat die russische Armee ihre elektronische Kriegsführung verbessert und stört massiv GPS von westlichen Präzisionswaffen. Die russische Luftwaffe ist deutlich aktiver mit Hilfe von gelenkten Bomben und verbesserter Taktik der immer noch sehr gefährlichen Ka-52 Helikopter, die sehr effektiv gegen Leopard 2 eingesetzt werden konnten.
Die Ukraine wird sich darauf neu einstellen müssen. Es werden auch weitere Waffenlieferungen aus dem Westen ankommen, über 100 Leopard 1 und weitere Leopard 2 (bis 30 Stück mehr) sowie etliche Bradley Schützenpanzer. Also bisher ist noch nichts entschieden und die ukrainischen Verluste sind bisher übersichtlich und rasch ersetzt durch neue Lieferungen.
Aktuell rückt die Ukraine an 3 Abschnitten vor, im Süden, bei Bakhmut und in Kherson am linken Dnipro-Ufer. Die ukrainische Armee wird weiterhin vorsichtig vorrücken und auf eine Schwachstelle warten, die sich vermutlich zwangsläufig ergeben wird. Sollte das zu spät der Fall sein, wird es schwierig, bis zur Schlammperiode etwas zu erreichen. Die Ukraine hat dazu etwa bis September Zeit, bis dahin muss man ihnen die Zeit lassen die es braucht um Lücken zu schlagen in die russische Verteidigung und gegebenenfalls die Moral soweit zu schädigen, dass es lokal zu Meutereien kommt und sich dadurch neue Möglichkeiten ergeben.