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Der Ukraine Sammelthread

Russland setzt sich in „Pufferzone“ fest
Nach dem Vormarsch der russischen Truppen in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine deutet nun alles darauf hin, dass Russland eine „Pufferzone“ zur eigenen Grenze etablieren will. Laut Militärbeobachtern nahm das Tempo der Angriffe zuletzt ab. Die bedrängten ukrainischen Verteidiger wiederum zogen sich aus einigen Dörfern in der Region zurück, teilte das Militär in der Nacht auf Mittwoch mit.

Die ukrainische Armee teilte mit, in einigen Gebieten um die Orte Lukjanzi und Wowtschansk hätten sich Einheiten als Reaktion auf feindlichen Beschuss und Angriffe von Bodentruppen „auf günstigere Positionen begeben“. Moskau meldete am Dienstag die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region. Die nur etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Russland gelegene Stadt Charkiw wurde in den vergangenen Monaten verstärkt beschossen.

Bei der neuen Offensive der russischen Invasionstruppen geraten die ukrainischen Verteidiger in der grenznahen Kleinstadt Wowtschansk nach eigenen Angaben zunehmend unter Druck. „Die Lage ist äußerst schwierig“, so der örtliche Polizeichef Olexij Charkiwskyj auf Facebook. Russische Truppen hätten Stellungen in den Straßen der weitgehend zerstörten Stadt bezogen. Die Kämpfe seien heftig.

Selenskyj: Lage stabilisiert sich

 
Kiew will russischen Vorstoß im Nordosten gebremst haben
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben den Vorstoß der russischen Invasionstruppen im Nordosten des Landes gebremst. In Wowtschansk gebe es Kämpfe in den nördlichen Stadtvierteln, aber ein weiteres Vordringen russischer Soldaten in dem Ort habe vereitelt werden können, teilte der ukrainische Generalstab heute mit.

Die Lage sei unter Kontrolle. Eine Einnahme der rund fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernten Kleinstadt wäre der bedeutendste Geländegewinn der russischen Truppen seit Beginn der Offensive in die Region Charkiw vor einer Woche.

Die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete unterdessen unter Berufung auf von Russland eingesetzte Behördenvertreter in besetzten Gebieten, russische Truppen näherten sich dem Dorf Lypzi und bereiteten dessen Einnahme vor. Lypzi liegt weiter westlich als Wowtschansk und näher bei Charkiw. Russland hat bereits die Einnahme mehrerer Dörfer in der Region Charkiw gemeldet.

 
„Die ersten Erschießungen von Zivilisten durch das russische Militär wurden bekannt“
Kiew wirft Russland Kriegsverbrechen in der Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw vor. Unterdessen ist Selenskyj nach Charkiw gereist. Für den ukrainischen Präsidenten ist die militärische Lage unter Kontrolle, man füge der russischen Seite „spürbare Verluste“ zu.
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Der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko hat den russischen Truppen die Gefangennahme und Tötung von Zivilisten in der Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw vorgeworfen. „Die ersten Erschießungen von Zivilisten durch das russische Militär wurden bekannt“, schrieb Klymenko am Donnerstag auf seinem Telegramkanal.

 
Gressel zur russischen Offensive
"Die Russen machen Jagd auf ukrainische Sanitäter"
So stark unter Druck wie derzeit stand die Ukraine selten in diesem Krieg. Was bedeutet das für die kommenden Monate? Wie können die Frontkämpfer den Russen standhalten? Sicherheitsexperte Gressel spricht über die größten Herausforderungen und die Trümpfe, die die Ukraine noch in der Hand hat.

ntv.de: Herr Gressel, wenn man auf die Menge und Massivität der russischen Angriffe derzeit schaut: Welche Dimension hat das insgesamt?

Gustav Gressel: Die lang erwartete russische Sommeroffensive dürfte jetzt begonnen haben. Das sehen wir an den den Bilanzen des ukrainischen Generalstabs.

Was erkennen Sie da?

An ruhigen Tagen zählte der bislang 50 bis 60 schwere Gefechte pro Tag. Zum Höhepunkt der Winteroffensive im Januar dieses Jahres waren es etwa 92, 93. Vor einigen Tagen hat er 115 gemeldet.

Wieviel bewirken die Russen damit?

In den vergangenen Tagen haben die Russen an der Front jeweils bis zu eineinhalb Kilometer Fortschritt gemacht. Dazu folgender Hintergrund: Den Vorschriften der russischen Armee zufolge soll eine angreifende Division eigentlich täglich nur 700 Meter voranschreiten. Mehr, das ist die eigene Vorgabe, schaffen sie nicht. Das heißt, sie liegen in bestimmten Sektoren der Front noch über ihrem Plansoll. Das zeigt, wie stark die ukrainischen Kräfte unter Druck sind. Eigentlich hätten sie die Heeresreserven natürlich gerne in diese bedrohten Frontabschnitte geworfen, um dort die russischen Fortschritte zu stoppen oder einen Gegenangriff zu starten. Doch die müssen sie jetzt Richtung Charkiw und Charkiw Oblast werfen.

 
Regierung rechnet mit monatelangen Stromabschaltungen
Wegen der schweren Schäden an Kraftwerken und Umspannwerken in der Ukraine rechnet die Regierung mit monatelangen Stromabschaltungen. Erst ab August oder September sei mit einer Verbesserung zu rechnen, sagte Jurij Bojko, Berater des Ministerpräsidenten und Aufsichtsrat beim Versorger Ukrenerho, gestern in Kiew.

Wie gestern gab es auch gestern regional gestaffelte Abschaltungen, um Strom zu sparen. Auch Teile der Hauptstadt Kiew waren betroffen. Durch die Raketenangriffe Russlands habe das Stromnetz großen Schaden genommen, sagte Bojko.

„Um das Stromsystem im Gleichgewicht zu halten und Unfälle zu vermeiden, waren die Disponenten gezwungen, außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen und den Verbrauchern den Strom abzuschalten.“ Bei dem kalten Wetter derzeit sei der Verbrauch hoch. Im Spätsommer werde der Verbrauch niedriger sein; zudem gebe es mehr Solarenergie.

Vermehrt Angriffe auf Energieanlagen

 
16 Stunden Fliegeralarm in Charkiw
Der mehr als 16 Stunden andauernde Fliegeralarm in Charkiw ist in der Nacht in den meisten Teilen der Region aufgehoben worden.

Laut dem Regionalgouverneur Oleh Synjehubow haben zuvor mindestens fünf Drohnen Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, angegriffen. Ihor Terechow, der Bürgermeister der Stadt, teilt mit, dass ein Stadtteil getroffen worden sei und es einen Brand gegeben habe.

Nach Angaben des öffentlichen Rundfunksenders Suspilne galt in Charkiw für mehr als 16,5 Stunden ein Fliegeralarm, so lange wie noch nie seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022.

 
Kiew greift das russische Hinterland an: Atacms-Raketen treffen Militärflughäfen auf der Krim
Innerhalb eines Monats verzeichnen die Ukrainer drei erfolgreiche Attacken. Moskau tut sich schwer mit der Abwehr. Für die Ukrainer ist die Schwächung der feindlichen Luftwaffe überlebensnotwendig.

Gleich zwei Mal haben diese Woche heftige Explosionen den russischen Militärflughafen von Belbek erschüttert. Der kremlnahe Telegram-Kanal Rybar beschreibt dabei eine mehrstufige Attacke am späten Mittwochabend: Zunächst hätten die Ukrainer Marinedrohnen und unbemannte Flugobjekte in Richtung Sewastopol losgeschickt, um die Verteidiger abzulenken und aufzuklären. Danach hätten sie amerikanische Atacms-Raketen abgefeuert.

 
Nato rechnet nicht mit russischem Durchbruch bei Charkiw
Der russische Angriffsplan war genau bekannt, dennoch glückte er. Dass Russland nach Charkiw durchmarschiert, glaubt die Nato aber nicht. Dafür fehlten »Fähigkeiten und Können«.
Vor der russischen Offensive war lange gewarnt worden, ganz aufhalten konnte die Ukraine sie dennoch nicht. Die Nato-Militärführung rechnet aber nicht mit einem russischen Durchbruch in der ukrainischen Region Charkiw. »Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke«, sagte der Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa, Christopher Cavoli, nach einer Sitzung der Militärchefs der Mitgliedsländer. Die Russen hätten zudem »nicht die Fähigkeiten und das Können«, fügte der US-General hinzu. »Sie sind in der Lage, lokale Vorstöße zu machen, und das haben sie auch getan. Sie haben aber auch einige lokale Verluste erlitten«, so Cavoli weiter.

 
Selenskyj ruft Bürger zum Energiesparen auf
Angesichts der Schäden am ukrainischen Stromnetz hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bürger zum Stromsparen aufgerufen. „Jetzt ist ein sehr rationeller, überlegter Stromverbrauch gefragt“, sagte er gestern in Kiew. Kommunen und Energieversorger sollten darüber informieren, warum zeitweise Stromsperren notwendig seien.

In seiner abendlichen Videobotschaft berichtete er, dass er mit Regierung und Militär über die schwierige Lage im Energiesystem seines von Russland angegriffenen Landes beraten habe. „Durch die russischen Angriffe hat unser Energiesektor nun einen erheblichen Teil seiner Erzeugung verloren“, sagte Selenskyj.

„Es wird Zeit brauchen, sich davon zu erholen.“ Große Anstrengungen seien nötig, die Energieversorgung so umzubauen, dass sie von Russland nicht mehr beschädigt werden könne. Details nannte Selenskyj nicht.

 
Selenskyj: Ukraine hat nur ein Viertel der benötigten Luftabwehrsysteme
Die Ukraine verfügt nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj nur über ein Viertel der für die Verteidigung gegen Russland benötigten Luftabwehrsysteme. Sein Land brauche außerdem 120 bis 130 F16-Kampfflugzeuge, um die russische Luftüberlegenheit beenden zu können, sagte Selenskyj am Freitag in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er sagte zudem, dass sich der Mangel an Soldaten auf die Moral der Truppen auswirke.

Selenskyj kritisierte im AFP-Interview außerdem den Westen dafür, der Ukraine zu verbieten, die von europäischen Ländern und den USA gelieferten Waffen zu nutzen, um russisches Territorium anzugreifen. Die Ukraine könne russischen Waffen, die auf russischem Territorium seien, mit westlichen Waffen nichts anhaben. Russland hingegen könne alle Waffen von seinem Territorium auf die Ukraine abfeuern. „Das ist der größte Vorteil, den Russland hat.“


 
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