Putin hat in den Jelzin-Jahren auch Pinochet gelobt. Er scheint, entgegen den Annahmen die manche haben, dem Kommunismus wirklich nicht freundlich gesinnt zu sein (siehe auch seine Haltung zu Lenin bzgl. Ukraine). Wie so viele russische Nationalisten scheint er aber keine sonderliche Abneigung gegenüber Stalin zu haben.
Die Industrialisierung, der Aufbau einer mächtigen Rüstungsindustrie und Armee, der Sieg im Zweiten Weltkrieg, die Ausweitung der UdSSR und der sowjetischen Einflusszone in Europa, Sputnik (der erste Satellit), Gagarin – all das ist Stalins Verdienst, das ist gut.
Massenhungersnot mit Millionen von Opfern in den frühen 1920er und 1930er Jahren, 1947, Massenterror mit Millionen von Opfern – das ist schlecht.
Aber das war der Preis für Stalins Siege und Errungenschaften. Das eine wäre ohne das andere im rückständigen Russland nicht möglich gewesen.
Das Ideal Putins und der herrschenden Clique ist der Weg, den der emigrierte Philosoph Iwan Iljin in den 1920er und 1930er Jahren vorgab: Nach dem Fall der kommunistischen Macht in Russland sollte ein Diktator an die Macht kommen, der schrittweise den Status quo vor der Revolution von 1917 wiederherstellen würde: Der Zar + Prawoslawije + Kapitalismus, eine konstitutionelle Monarchie, in der der Zar das letzte Wort hat, aber Putin & Co wollen dies nach einer Formel umsetzen, bei der sie die Hebel der realen Macht in der Hand haben und der Zar mehr eine dekorative Rolle als höchste moralische Autorität spielt, ähnlich wie in den gegenwärtigen europäischen Monarchien
Ich will nicht, dass Russland glimpflich davonkommt. Ich möchte, dass Russland leidet.
Russland leidet schon, und es wird noch mehr leiden. Ganz unabhängig von unseren Wünschen
