Schade das Steinbrück nicht Bundeskanzler wurde, er wäre vielleicht ein guter Kriesenmanager bezüglich des Ukraine-Konflikts gewesen:
Interview mit Peer Steinbrück: "Vergleiche mit der Nazi-Zeit entgleiten immer" - Politik | STERN.DE
"Vergleiche mit der Nazi-Zeit entgleiten immer"
4. April 2014, 15:35 Uhr
Kunstvolle Modelle historischer Schiffe stehen in seinem Büro. Und ein Nashorn. Ein Gespräch mit Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) über die Krim-Krise, Europa und die Türkei.
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"Reicht nicht, völlig klar": Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, SPD
Herr Steinbrück, Sie haben drei Kinder. Gehen die zur Europawahl?
Ja.
Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung bei …
Knapp unter 40 Prozent?
Etwas darüber: 43,3. Ihr Tipp diesmal?
Mein Wunsch ist natürlich, dass sie steigt. Aber: keine Ahnung.
Ist es leichter oder schwieriger, in Zeiten der Krim-Krise Wahlkampf zu führen?
Sie könnte mobilisieren, weil vielen Menschen plötzlich wieder bewusst wird, welchen Wert ein einiges Europa insbesondere für den Frieden hat. Man glaubte ja, solche Konflikte wären in die Geschichtsbücher verbannt.
Wolfgang Schäuble, Ihr Nachfolger als Finanzminister, hat eine Parallele gezogen zwischen Putins Vorgehen auf der Krim und der Annexion des Sudetenlandes durch Nazi-Deutschland 1938. Putin gleich Hitler? ?
Das ist, vorsichtig formuliert, alles andere als glücklich. Historische Vergleiche mit Personen oder Ereignissen der Nazi-Zeit entgleiten immer.
Schäuble beklagt nun die "mediale Aufregung". Die sei "unerträglich".?
Naja, da will ich nur mal daran erinnern, wie groß die Aufregung war, nachdem ich zwei italienische Politiker als Clowns bezeichnet hatte, von denen einer inzwischen rechtskräftig verknackt ist. Da kommt Herr Schäuble vergleichsweise glimpflich davon.
Hätten Sie es für möglich gehalten, dass die Krise soweit eskaliert?
Nein. Aber daran ist nicht nur Russland schuld. Auch der Westen hat Fehler gemacht.
Welche?
Wir sollten uns gelegentlich an die Zusagen erinnern, die wir Russland mit Blick auf seine Sicherheitsinteressen 1990 bei den Verhandlungen über die Deutsche Einheit gegeben - und nicht eingehalten haben. Der Westen glaubte auf dem Nato-Gipfel 2008 in Bukarest, er könne aus dem implodierten Sowjetimperium einfach ein paar Bausteine herausbrechen und in die Nato überführen. Diese Stimmen kann man bis in die jüngste Zeit hören. Das ist ignorant und höchst fahrlässig.
Also hätte die Nato nie Polen oder die baltischen Staaten aufnehmen dürfen?
So weit würde ich nicht gehen. Das hätte die Teilung Europas nach dem Glücksfall 1990/91 fortgesetzt. Den mitteleuropäischen Ländern konnte der Beitritt zur EU und der Nato nicht verweigert werden. Aber noch weiter an Russland heranzurücken und die Ukraine quasi vor die Wahl zu stellen, sich einseitig auf Russland oder den Westen festzulegen, war nicht klug.
Gerhard Schröder sprach von Putins "Einkreisungsangst".
Das erinnert mich zu sehr an deutsche Rechtfertigungen von 1914. Aber dass Russland nach den historischen Erfahrungen von 1812, des Krimkrieges, des Ersten und Zweiten Weltkrieges sehr empfindlich ist, konnte jeder wissen.
Steinbrück, noch so ein Putin-Versteher?
Nur weil ich etwas differenzierter an die Sache herangehe? Tut mir leid: Ich will in keine Schubladen gesperrt werden.
(...)
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