Welche Ziele hätte Putin denn erreicht?
1. Wurden die 4 annektierten Provinzen (Donezk, Lughans, Cherson und Saporischja vollständig eingenommen? Nein
2. Hat Putin seine Forderung durchgesetzt, dass die Ukraine die Armee auf max. 85'000 Mann verkleinern muss? Nein
3. Gehört zur Vereinbarung, dass Selenski als Präsident zurücktreten Muss? Nein
Putin hat seine Kriegsziele nicht erreicht, sondern weit verfehlt.
Willst du ernsthaft, dass der Krieg und das damit verbundene Leid weiter geht?
Das Putin ein Kriegsverbrecher ist, dürfte jedem bekannt sein. Nur ist es so, dass der Krieg nicht schneller endet, je lauter du diese Tatsache in die Welt herausschreist.
Jetzt haben sowohl Putin als auch Selenski die Möglichkeit den Krieg zu beenden und genau darauf sollte es ankommen.
Ein Waffenstillstand ohne Wahrheit – Der neue Verrat an der Ukraine
Sie kamen nicht. Weder Marco Rubio, der amerikanische Außenminister, noch Steve Witkoff, Trumps Vertrauter und Architekt eines neuen geopolitischen Zynismus, erschienen zum Londoner Krisengipfel.
Was als entscheidende Verhandlungsrunde zur Beendigung eines der brutalsten Kriege Europas seit 1945 geplant war, wurde in letzter Minute zur bürokratischen Randnotiz degradiert.
Das Treffen in London war ursprünglich für Mittwoch, den 23. April 2025 angesetzt. Nach dem kurzfristigen Rückzug von Rubio und Witkoff wurde es jedoch heruntergestuft und fand lediglich auf offizieller Arbeitsebene und unter Ausschluss der Medien statt. Statt Gipfeldiplomatie also nur flüchtige Protokolle – als ob es sich um eine technische Beratung über Rohölimporte handelte, nicht um den möglichen Frieden in einem verwüsteten Land.
Rubios Ausrede lautete „logistische Gründe“. In Wahrheit war es politische Verweigerung, vielleicht sogar Angst vor der Wahrheit: Dass der US-Vorschlag, Russland die Kontrolle über die Krim zuzugestehen, nicht nur völkerrechtswidrig, sondern auch moralisch bankrott ist.
JD Vance, der Vizepräsident der Vereinigten Staaten, sprach das neue Mantra der amerikanischen Außenpolitik mit der Unverblümtheit eines Börsenmaklers:
„Wir haben ein sehr klares Angebot gemacht – entweder sie nehmen es an, oder wir steigen aus.“
Keine Rede von internationalem Recht. Kein Hinweis auf die UN-Charta. Stattdessen: Transaktionspolitik auf dem Rücken eines geschundenen Volkes.
Wahrheit als Waffe, Wahrheit als Farce
In Moskau sprach Putin über einen „Waffenstillstand zum Schutz von Zivilisten“. Am selben Tag tötete ein russischer Drohnenangriff neun Menschen in einem Bus bei Marhanets. In Washington redete man von „Friedensgesprächen“ – während im Verborgenen ein geopolitischer Kuhhandel vorbereitet wurde. Wer lügt mehr? Die Frage ist falsch gestellt. Die Wahrheit stirbt nicht durch Lügen – sie stirbt durch Gleichgültigkeit.
Was die USA „Friedensrahmen“ nennen, ist ein politisches Placebo. Die zentralen Punkte dieses Vorschlags sind:
Anerkennung der russischen Kontrolle über die Krim – ein klarer Bruch mit zehn Jahren US-Politik und internationalem Konsens.
Waffenstillstand entlang aktueller Frontlinien – faktisch eine Legitimierung russischer Eroberungen seit 2022.
„Territoriale Kompromisse“ – oder, wie Vance es nannte: beide Seiten „müssen Teile des Territoriums aufgeben“. Die Ukraine also ebenso wie der Aggressor.
Schneller Frieden statt Gerechtigkeit – kein Wort über Kriegsverbrechen, kein Plan für Rückkehr oder Reparationszahlungen.
Was bleibt, ist die moralische Verwahrlosung einer Supermacht, die ihren Einfluss erhalten will, koste es, wen es wolle.
Der Preis des Lecks – oder: Wahrheit vor dem Skandal
Das Erstaunlichste ist nicht der Inhalt der Vorschläge. Es ist die Dreistigkeit, mit der sie vertuscht wurden. Während offizielle Stellen mauerten, berichteten investigative Journalist:innen bereits Tage zuvor über Trumps Absicht, Russland die Krim zu überlassen. Ich selbst hatte bereits auch am 19. April 2025 unter dem Link
https://www.facebook.com/share/p/1BZyzHSjtx/ darüber geschrieben. Wahrheit ist manchmal kein Blitz, sondern ein Echo – nur dass es in dieser Welt kaum noch jemand hören will. Heute dann der große Aufschrei, über das, was längst öffentlich war.
Rubio wusste, dass sein Vorschlag abgelehnt werden würde. Deshalb blieb er fern. Und Witkoff? Der Trump-Gesandte reist lieber nach Moskau – zum vierten Mal. Er trifft dort auf Putin, der sich in seinem geopolitischen Geduldsspiel bestätigt sieht. Jeder Schritt der USA, der von Kiew wegführt, ist für den Kreml ein Sieg.
Und Europa? Großbritannien und Frankreich zeigen sich entsetzt. Aber ihr Entsetzen ist leise. Der französische Präsident mahnt zur Einigkeit. Der britische Außenminister betont „technische Fortschritte“. Es ist das leise Schlurfen diplomatischer Füße auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.
Präsident Selenskyj bleibt klar:
„Die Ukraine wird die russische Kontrolle über die Krim nicht anerkennen. Es gibt nichts zu besprechen.“
Yuriy Sak, Berater des ukrainischen Industrieministeriums, sagte zur BBC:
„Es ist naiv zu glauben, wir würden unsere Position zu nicht verhandelbaren Fragen wie der Krim ändern.“
Doch was hilft Standhaftigkeit, wenn die eigene Zukunft in fremden Händen verhandelt wird?
Zwischen Narwa und Marhanets
Während in Marhanets Busse brennen, spielt das britische Verteidigungsministerium ein Szenario für das Jahr 2028 durch: russische Truppen besetzen Narwa, eine Grenzstadt in Estland. Der NATO-Bündnisfall droht – und damit der Atomkrieg. Die Frage, die sich dann stellt, ist dieselbe wie heute: Reagiert der Westen – oder kapituliert er in Zeitlupe?
Trump sagt, er wolle „eine Begeisterung zum Frieden“ sehen. Doch was ist das anderes als ein Vorwand zum Rückzug? Wer einen Waffenstillstand will, ohne Gerechtigkeit zu fordern, will keine Ordnung – er will Ruhe. Eine Ruhe, in der der Aggressor gewinnt.
Verzweiflung ist nicht das Gegenteil von Wahrheit. Zynismus ist es. Und genau dieser Zynismus – in Washington, Moskau, London – bringt uns näher an einen Frieden, der kein Frieden ist. Sondern ein fauler Kompromiss. Ein Schweigen der Gerechten. Und das Ende der Wahrheit.
Eines aber ist unabdingbar:
Es braucht Frieden, weil die Menschen sonst einfach nicht mehr können. Weil Städte ausbrennen, Vorräte schwinden, Körper zerbrechen, und Kinder ohne Zukunft groß werden. Niemand in Kiew, Donezk oder Moskau kann sich endlose Frontlinien leisten. Nicht moralisch, nicht wirtschaftlich, nicht menschlich.
Aber dieser Frieden wird kein sauberer sein. Es wird ein Frieden mit Kompromissen, mit Widersprüchen, mit Wunden, die nicht verheilen. Vielleicht mit einer Grenze, die nie als legitim empfunden wird. Vielleicht mit einer Regierung, die in sich zusammenfällt, wenn sie ihn unterschreibt.
Doch ohne ein Minimum an Realismus, ohne die Bereitschaft, das Unvollkommene zu akzeptieren, gibt es nur die Fortsetzung des Sterbens. Frieden wird nicht gerecht. Er wird irgendwann nur noch notwendig. Und je später er kommt, desto weniger wird von der Wahrheit noch übrig sein, die ihn hätte tragen können.