Besonders viel verdanken wir dem Chronisten Ibn Ishaq, der im 8. Jahrhundert erst in Medina, dann in Bagdad alles Verfügbare über das Leben Mohammeds zusammentrug. Er schreibt auch, was man nicht weiß, was Legenden sein könnten, wo Versionen konkurrieren: ein Werk, verfasst noch vor der bald danach einsetzenden Heiligenstarre des Islam. Denn bald schon waren Zweifel oder Widersprüche am Propheten-Leben nicht mehr erwünscht. Je mächtiger der Glaube wurde, desto glorreicher geriet die Vita, desto weniger Raum blieb für Unklarheiten. Und meist ist in den zahllosen muslimischen Abhandlungen über Mohammed nicht mehr ausschlaggebend, wie es gewesen ist, sondern nur noch: wie es gewesen sein sollte. Musste."Vorläufigkeit und Revidierbarkeit dürfen gerade nicht die Merkmale einer muslimischen Schilderung seines Lebens sein. Die Worte und Taten des Propheten müssen daher aus dem Gefüge der Worte und Taten der Menschen vor ihm und nach ihm herausgetrennt sein", schreibt der führende deutsche Mohammed-Forscher Tilman Nagel. "Im Grundsätzlichen unterscheidet sich die Sicht der Muslime auf Mohammed von derjenigen historisch Interessierter anderer Orientierung."
Anders gesagt: Das Leben dieses Mannes lässt sich nicht im Indikativ erzählen, sondern nur als Geschichte einer Spurensuche jenseits der innerislamischen Glaubenszeugnisse. Die Hauptquellen: Ibn Ishaq, dessen Originalmanuskript leider verlorengegangen ist, aber auch noch in den überlieferten Fragmenten wichtig bleibt. Und natürlich der Koran.