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Die Herrschaft des Horrors - Albanien

snarf

Gonzo
[h=2]Interessanter Artikel aus der heutigen NZZ. Viel Spass:










Die Herrschaft des Horrors[/h][h=1]Albanien tut sich schwer mit der Bewältigung seiner Vergangenheit[/h][h=6]Übersicht Heute, 13:02[/h]
Verehrt wie ein Gott: Kinder berühren die Füsse der – inzwischen entfernten – Statue Enver Hoxhas auf dem Skanderbeg-Platz in Tirana.​
Bild: Barry Lewis / In Pictures / Corbis
[h=5]Während in den Staaten Osteuropas die faktische und moralische Aufarbeitung des Kommunismus zumindest in Teilen begonnen hat, ist aus Albanien kaum etwas zu vernehmen. Zu sehr ist die Gesellschaft von der Hoxha-Zeit geprägt, als dass sie einen freien Blick auf den vergangenen Schrecken wagen würde.[/h]MerkenE-MailDrucken



Von Oliver Jens SchmittVor dreissig Jahren war die Volksrepublik Albanien das Nordkorea Europas. Das Land und seine Bewohner wurden von dem seit 1944 herrschenden Diktator Enver Hoxha von der Aussenwelt abgeschirmt. Die isolierten Albaner wurden indoktriniert, sie seien die Avantgarde des Weltkommunismus, die einzigen Hüter der wahren marxistisch-stalinistischen Rechtgläubigkeit nach dem «Abweichlertum» der Sowjetunion seit Stalins Tod und Chinas Abkehr von der Lehre Maos. Albanien sei daher von Feinden umringt, von «Imperialisten» im Westen, «Monarchofaschisten» in Griechenland, jugoslawischen «Titoisten» im Osten und Norden. Auch im Innern des «belagerten Volkes» würden Gegner lauern, die erbarmungslos zu bekämpfen seien, vor allem «Polyagenten» wie der 1981 als Spion gleich mehrerer Mächte beschuldigte und vermutlich zum Selbstmord getriebene Mehmet Shehu, der letzte Weggefährte Hoxhas aus Partisanenzeiten im Zweiten Weltkrieg und langjährige skrupellose Innen- und Premierminister des Regimes. Die Umzingelungsfurcht fand sichtbaren Ausdruck im Bau Hunderttausender zumeist nur ein bis vier Personen fassender Bunker, von denen aus die Albaner Invasoren zurückschlagen sollten – Kritiker an dem militärisch und ökonomisch unsinnigen Programm waren in den siebziger Jahren hingerichtet worden.
[h=4]Starke Elitenkontinuität[/h]Die Aussenwelt erhielt von den Machtkämpfen der albanischen Kommunisten, von den Lebensverhältnissen ihrer Untertanen kaum Nachricht. Albanien wurde so zum geheimnisvollsten Land Europas, über das selbst die wenigen Spezialisten oft nur Spekulationen anzustellen vermochten. Mit einem Schaudern betrachtete der Westen diese Diktatur, die ihren Nachbarn freilich kaum gefährlich wurde, umso mehr aber das Leben der in Albanien eingesperrten Menschen durchdrang. Nur einige maoistisch-leninistische Splittergruppen, so in der Bundesrepublik Deutschland, verherrlichten das Land als sozialistisches Paradies auf Erden.
Was wissen wir heute über das enveristische Albanien? Die Antwort ist ernüchternd. In Albanien selbst meiden die oft parteigebundenen Historiker die Epoche des Kommunismus. Die offizielle Geschichtsdarstellung der albanischen Akademie spricht von «Nachkriegszeit», um jeder begrifflichen Präzisierung und damit auch ideologischen Wertung zu entgehen. Die Elitenkontinuität in Politik und Wissenschaft ist stark. Wird über die kommunistische Ära gesprochen, dann geschieht das in hoch politisierter und äusserst emotionaler Weise. Was an kritischer Aufarbeitung betrieben wird, verdankt sich der Initiative der wenigen zivilgesellschaftlich engagierten Intellektuellen wie Fatos Lubonja und dessen Zeitschrift «Përpjekja» oder dem jüngst aus dem Leben geschiedenen Ardian Klosi. Ihnen und ihren Mitstreitern schlägt oft blanker Hass entgegen, wenn sie eine Diskussion über die Folgen der jahrzehntelangen Diktatur einfordern.
Der albanische Leser sieht sich einer starken Boulevardisierung der Erinnerung gegenüber, betrieben von sensationsinteressierten Journalisten und ehemaligen Parteikadern, die in Memoiren ihre vermeintlichen Verdienste vor und ihre angebliche Verfolgung nach 1991 beschreiben. Als der Publizist Blendi Fevziu vor kurzem die erste Biografie des Diktators vorlegte, errang das anekdotenreiche Buch einen bedeutenden Erfolg beim Publikum. Sympathisanten des Regimes aber empörten sich lauthals; im kosovarischen Ferizaj wurde das Buch sogar verbrannt, ein Zeichen dafür, dass Enver Hoxha in Kosovo als starker Führer nicht nur in jugoslawischer Zeit Verehrung genoss.
Weitestgehend verschlossen bleiben die Archive des gefürchteten Geheimdienstes Sigurimi, die von den sich unversöhnlich gegenüberstehenden postkommunistischen «Sozialisten» und den trotz anderweitiger Rhetorik ebenfalls vielfach mit dem Hoxha-Regime verbundenen regierenden «Demokraten» seit den neunziger Jahren vor allem zur Diskreditierung des politischen Gegners verwendet werden. Der Nachlass des umfassenden Spitzelwesens des Hoxha-Regimes bildet heute einen riesigen Giftschrank der albanischen Gesellschaft, aus dem sich Gerüchte und Verdächtigungen speisen. Auch im Ausland sind Interesse und Wissen um Hoxhas Diktatur gering. Wie schwer die Einordnung des Systems erscheint, zeigte Anfang Jahr eine Tagung junger Zeithistoriker in Wien: Während für die DDR und die Tschechoslowakei der späten siebziger und der achtziger Jahre die Forschung von «Staatssozialismus» spricht und die Totalitarismustheorie seit längerem als überholt ansieht, erntete die Einschätzung junger albanischer Historiker, Albanien sei sehr wohl als totalitäres System zu betrachten, Erstaunen und auch Ablehnung.
[h=4]Die Gesellschaft umgewälzt[/h]Wie bei anderen kommunistischen Regimen schwanken auch im Falle Albaniens die Deutungen zwischen der Betonung der Gewaltsamkeit des Regimes und den Veränderungen, die eine «Modernisierungsdiktatur» bewirkt habe. Unbestritten ist, dass die Kommunisten ihre Gesellschaft umgewälzt haben: Industrialisierung, eine der radikalsten Kollektivierungen der Landwirtschaft im östlichen Europa, der Aufbau einer Infrastruktur in Bildung, Wissenschaft und Verkehr, die Alphabetisierung der zuvor kaum lesekundigen Bevölkerung, das Verbot der Religionen und die offizielle Gleichstellung der Frau veränderten die 1945 noch stark osmanisch geprägte Gesellschaft grundlegend.
Das Regime errichtete aber auch eine Herrschaft des Schreckens: Es kam in einem Bürgerkrieg (1941–1945) mit Unterstützung von Titos Jugoslawien gegen nichtkommunistische Partisanen an die Macht; es eliminierte die alten kulturellen und gesellschaftlichen Eliten; betrieb Sippenhaft und unterhielt bis in die achtziger Jahre Straflager, in denen Tausende unter schrecklichen Entbehrungen Zwangsarbeit leisteten. Auswanderung wurde verboten, die Binnenmigration radikal beschränkt, das klassische Migrationsvolk der Albaner buchstäblich eingekerkert. Das Regime zwang seinen Untertanen mehrere Richtungswechsel auf: Auf Jugoslawien (bis 1948) folgte die Sowjetunion (bis 1961), dann das maoistische China (bis 1978) als Schutzmacht, die Geld für den industriellen Aufbau und Ideologie lieferten – Geld, das zurückzuzahlen Albanien nicht bereit war, was den «Bruch» mit der jeweiligen Schutzmacht oftmals besser erklärt als das laute ideologische Getöse.
Albanien importierte Maos «Kulturrevolution», verlieh ihr aber auch eigene Züge: Seit den frühen siebziger Jahren wurde der Nationalismus auf einen Höhepunkt getrieben, die Abstammung von den Illyrern zur Staatsdoktrin. Der «neue Mensch» des albanischen Typs sollte also nicht nur wie das sowjetische und chinesische Vorbild alle Hindernisse der Natur überwinden, klassenbewusst, gesund und stark, sondern auch überzeugter Nationalist und Atheist sein. Mit aussergewöhnlicher Brutalität wurde das 1967 erlassene Verbot der Religionen umgesetzt, das Albanien – zumindest offiziell – zum Sonderfall des weltweit einzigen atheistischen Staates machte. Stalinismus und Nationalismus, bei Betonung des Letzteren, bildeten die ideologischen Grundlagen des Regimes. In diesem fehlte es auch nicht an jenen Abrechnungen unter den Parteispitzen, die Historiker am Kommunismus stets faszinierten: Hoxha eiferte bei seinen «Säuberungen» dem Vorbild Stalin nach. Dass seine Opfer selbst verantwortlich für schwere Verbrechen waren, wird in diesem Zusammenhang oft vergessen. Hoxhas Nomenklatura glich in vielem Stalins Kumpanen, einer Pfründen- und Machtgemeinschaft.
In Albanien überwiegt heute das Interesse an Personen, weniger an Fragen sozialer Strukturen. Wie etwa der Bau eines riesigen Stahlwerks die altosmanische Stadt Elbasan in ein Kombinat, ihre Einwohner in Rädchen eines industriellen Mechanismus verwandelte, wird derzeit erst erforscht. Ob die propagandistisch gefeierte Gleichstellung der Frau wirklich eine Verbesserung bedeutete oder nicht einfach eine Doppelbelastung in Familie und Arbeit, harrt ebenfalls noch der Analyse. Wie die Isolierung des Landes, die Durchdringung des Privatlebens die Menschen veränderte, wird allmählich deutlich: In den Familien wurde oft im engsten Kreis aus Angst geschwiegen.
Die Sigurimi hatte eine Herrschaft des Schreckens errichtet. Die Kontrolle des Regimes über die Vergangenheit führte zu Orwellschen Szenen, etwa wenn Belegschaften gestürzte Politiker mit Hassparolen verdammten. «Treue haben wir der Partei und Genosse Enver geschworen, und für sie sind wir bereit, unser Leben zu geben; denn Leben und Glück gab uns die Partei.»
Geheimdienstberichte zeigen auch, wo es winzige Reservate des Privaten besonders in der Spätzeit des Regimes gab: In Grenzgebieten richteten Menschen Antennen zu den Nachbarländern aus, bei Kontrollen sagten sie, der Wind habe sie verschoben. Im Geheimen wurden bisweilen religiöse Riten gepflegt. Dennoch waren die Rückzugsräume äusserst bescheiden, und noch zu Beginn der achtziger Jahre verschärfte die Partei den Kampf gegen die letzten Reste des bäuerlichen Privatbesitzes. So herrschten in Hoxhas Endzeit in Albanien grosse Armut und Mangel, die gut versorgte Nomenklatura im streng abgeriegelten Viertel «Blloku» in Tirana ausgenommen, die sich mit Frischmilch und italienischen Spaghetti verwöhnen liess.
[h=4]Von Hoxhas Erbe geprägt[/h]Um Hoxhas Albanien zu verstehen, müsste man mehr wissen über die Menschen, die ihn unterstützten und den Aufbau des Kommunismus, die gnadenlose Bekämpfung Andersdenkender mittrugen. Hoxhas manichäisches Weltbild erklärt zum Teil die heutige Dialog- und Kompromissunfähigkeit der politischen Elite. Wie sehr sie von Hoxhas Erbe geprägt ist, fällt ihr kaum auf. Denn dazu müsste sie lernen, über die – das heisst auch ihre persönliche – Vergangenheit zu sprechen und eine Sprache für das Geschehene zu finden. Doch hat die Hoxha-Zeit die gesamte albanische Gesellschaft geprägt. Und nicht der Blick auf kommunistische Führer, sondern die Frage, wer die gewöhnlichen Menschen waren, die den Kommunismus trugen, ist der Schlüssel zum Verständnis von Albaniens Vergangenheit und auch Gegenwart. Bis anhin sind die meisten Albaner offenbar entschlossen, nicht in diesen Spiegel zu blicken.
Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt lehrt Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien. Diesen Frühling erschien bei C. H. Beck der Band «Die Albaner. Eine Geschichte zwischen Orient und Okzident».

Albanien tut sich schwer mit der Bewältigung seiner Vergangenheit - NZZ.ch, 21.07.2012





 
Was soll man dazu sagen , es ist klar das enver hoxha fehler gemacht hat und er ließ auch viele umbringen .
Verräter und ich denk mal auch leute die man lieber nicht töten hätte sollen , aber was auch klar war es gab vor-und nachteile .
Es gab auch eine zeit wo der lebensstandart wirklich sehr gut war , die schulen waren gut krankenhäuser und arbeit gab es fast für jeden .

Was ich wirklich traurig finde das IMMER NUR DAS SCHLECHTE von ihm gezeigt wird .
Plot pesë shekuj - Enver Hoxha - Grupi i Hasit - YouTube
 
es war zwar eine diktatur aber ohne enver hoxha würde es wahrscheinlich kein albanien mehr geben
 
Was man von Xhaxhi Enver also sagen kann ist, dass er am Anfang der Stalin war und immer mehr zum Hitler mutierte. Das "Jeder hatte Arbeit"-Argument kann man auch bei Hitler bringen. Tatsache ist, das war alles auf Basis der extremen Verschuldung, weswegen Hoxha sowohl die Russen als auch die Chinesen hintergangen hatte.
 
Xhaxhi Enver hat Albanien und das Volk Sauber gehalten !!

In dieser Zeit war die halbe Welt so aufgebaut wie Albanien. Italien hatte auch den Mussolini, Deutschland hatte Hitler, Rumänien hatte Causchescu und Albanien hatte halt Enver Hoxha und ohne ihn gäbe es Albanien in der Form nicht mehr.
 
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