Dinarski-Vuk
Vuk sa Dinare
Man darf die Auswirkungen keynsianischer Konjunkturpolitik nicht überschätzen. In den westlichen Wohlfahrtsstaaten gibt es eine Reihe automatischer Konjunkturanpassungen. Das ist zum einen vor allem der progressive Steuersatz. Wenn die Wirtschaft schwächelt, und das Volkseinkommen sinkt, dann gibt es automatisch eine Steuersenkung, da hier im Westen Steuersätze mit fallendem Einkommen sinken. Dazu kommt noch die Arbeitslosenhilfe. Wenn große Arbeitslosigkeit ausbricht, erhöht der Staat die Ausgaben automatisch, weil er nun viel mehr soziale Hilfe leisten muss. Dann hat man bspw. in den USA noch riesige Konjunkturpakete beschlossen, die insgesamt 1,5Billionen US-$ groß waren, und wie die automatischen Anpassungen aus einer Kombination aus Steuersenkungen und Ausgabenerhöhung bestanden. Trotz dieser dann insgesamt riesigen Konjunkturanpassungen des Staatshaushaltes konnte die amerikansiche Arbeitslosigkeit um gerade mal 3-5% gesenkt werden. Die Arbeitslosigkeit in Griechenland beträgt 25%, in Spanien fast genau so hoch. Selbst so ein riesiges Konjunkturpaket würde das Problem in diesen Ländern nicht wirklich lösen.
Europas Problem ist das gigantische Nord-Süd-Gefälle im Hinblick der Korruption. Die skandinavischen Länder sind die am wenigsten korrupten Länder der gesamten Welt. Der Süden hingegen gehört zu den korruptesten, Griechenland ist z.B. in etwa so korrupt wie Kolumbien. Dazu gibt es noch ein leichteres, aber auch vorhandenes Gefälle in der Korruption von West nach Ost. Das ist aber nicht so drastisch. Das Nord-Süd-Gefälle im Hinblick der Korruption ist letztendlich das größte Problem Europas und der Eurozone.
Ein derartiges Gefälle hat der US-$ nicht und auch nicht der Yen, der Renminbi oder der Pound. Solange das besteht, wird der Euro nicht von Bestand sein. Und ich bin nicht sonderlich zuversichtlich, dass man diesen Graben überwinden kann. Allerdings wenn, dann nur wenn man "ernst macht" und eindeutig signalisiert, dass Korruption in der Eurozone nicht willkommen ist. Ein Grexit wäre so ein Signal.
Eine Zentralregierung würde dieses Problem auch nicht lösen können, oder nur sehr begrenzt. Jugoslawien hatte auch eine Zentralregierung, diese konnte das Auseinanderfallen letztendlich aber auch nicht verhindern.
Stimmt, das Hauptproblem mit der Korruption hast du gut erläutert und will darauf eingehen. Der Einfluss von Korruption ist in der Wirtschaft zerstörerisch wie Krebs, er frisst an der innersten Substanz einer Wirtschaft und Gesellschaft. Gutes Benehmen wird untergraben und Anreife verfälscht, was zum Ergebnis hat, dass die wirtschaftliche Leistung schwächer wird. Die meisten unterschätzen tatsächlich die Korruption, aber für eine Volkswirtschaft ist sie immer schlecht, egal wie viel oder wenig es gibt.
Von der anderen Seite gesehen ist oberflächlich der Westen nicht korrupt, dass zeigt sich in internationalen Vergleichen. Doch die Realität ist, dass unser Wirtschaftssystem an einem Punkt steht, an dem es von Eigeninteressen dominiert wird. Zum einen sind grosse Firmen ausserordentlich mächtig, zum anderen werden riesige Beiträge für Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben, oft mit dem einzigen Ziel, dass der Status quo nicht angetastet wird. Was eigentlich von Bedeutung wäre, dass es Sicherungsmechanismen gibt, die gegen oligopolitische und monopolitische Verhaltensweisen schützen.
Korruptionsbekämpfung verlangt oft einen Kulturwandel, doch sie unterstreicht wie wichtig es ist, die richtige institutionelle Infrastruktur zu haben. Das erfordert Offenheit und Transparenz bei der öffentlichen Auftragsvergabe und mehr Verantwortlichkeit in Unternehmensvorständen, sowie ein Rechtssystem, das Politikern und Entscheidungsträgern übergeordnet ist. Leider sind alle Balkanstaaten von diesem Szenario "dutzende Lichtjahre" entfernt.
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