Ich hatte das Buch (in der deutschen Fassung heißt es „Kampf der Kulturen“) früher schon mal in Händen – ist ja auch schon fast zwei Jahrzehnte alt und basiert auf tlw. noch älteren Erkenntnissen – habe aber nicht viel davon gelesen.
Ich habe mich jetzt noch einmal kurz schlau gemacht:
Kernaussagen Huntingtons:
Der Faktor Kultur wird in der internationalen Politik massiv an Bedeutung gewinnen.
Im Wesentlichen führte Huntington folgende Gründe für diesen Bedeutungsgewinn an:
Multipolarität und Multikulturalität oder „Wer bist du?“ statt „Auf welcher Seite stehst du?“
Eine identitätsstiftende Polarisierung der Ideologien wie in der Zeit des Kalten Krieges ist nicht mehr da. Menschen suchen Identität (wieder) in ihrer Kultur. Infolgedessen findet tendenziell ein Rückbezug auf Herkunft, Religion, Sprache, Sitten und Gebräuche, Werte und traditionelle Institutionen statt.
Distinktivitätstheoretischer Ansatz
Menschen grenzen sich gegenüber anderen Individuen ab und stabilisieren ihre eigene Identität (u. a.) über eine Definition, wie sie nicht sind. Huntington diagnostiziert auf der Mikroebene eine durch Globalisierungsprozesse intensivere Auseinandersetzung mit dem „Anders sein“, die nach seiner Ansicht dazu führe, dass Menschen sich vermehrt über Distinktion identifizieren. Auf der Makroebene führen seiner Meinung nach Globalisierungsprozesse zu einer selektiven Adaption und Assimilation. Ziel von Assimilation und Adaption ist es, die eigene Kulturseele zu stärken. Kulturfremdes, das nicht nützlich zu sein scheint, wird ignoriert oder abqualifiziert.
Damit wären aber gerade dayko´s Sorgen begründet!
Huntington ist mit seinen Theorien natürlich nicht unumstritten. Der Philosoph Otfried Höffe z.B. widerspricht Huntingtons Ansatz:
„Der heute global entscheidende Konflikt findet nicht zwischen dem Westen und dem Nichtwesten, auch nicht zwischen säkularisierten und religiös geprägten Kulturen statt, wohl aber zwischen Gruppen und Gesellschaften, die sich der normativen Modernisierung aussetzen, und denen, die sich ihr versperren.“
Unter Erdogans Einfluss sehe ich eher Letzteres.
Wenn man mich aber in echt sieht, würde man nicht auf die Idee kommen ich seih Jungfrau wurde mir oft gesagt. Meine Kollegen waren teilweise schockiert als sie das hörten.