Paprika
Jackass of the Week
Der Sieg des griechischen Staates über die Partisanenarmee hat viele Väter und viele Gründe. Entscheidend war das ungleiche Engagement der beiden Großmächte, die sich im Kalten Krieg gegenüber standen: die umfassende Hilfe der USA und der umfassende Interventionsverzicht Stalins, der die Hoffnungen der griechischen Kommunisten nie erfüllte. Am Ende freilich versetzten die Jugoslawen den griechischen Kommunisten den „Gnadenschuss“. Der Bruch zwischen Tito und Stalin stellte die griechischen Kommunisten vor die Wahl zwischen ihrem wichtigsten Bundesgenossen und dem Übervater in Moskau. Ihre orthodoxen Führer optierten für Stalin, und Tito machte die Grenzen dicht.
Das Ende des Bürgerkriegs brachte Griechenland nicht die Diktatur des Proletariats, sondern ein repressives Regime der extremen Rechten und ihres geheimdienstlichen Schattenstaates. Erst Mitte der sechziger Jahre kam eine zage Demokratisierung in Gang, die 1967 durch den Putsch der Obristen gestoppt wurde. Die neuen Diktatoren hatten ihre militärische Laufbahn im Bürgerkrieg begonnen, und sie bekannten sich dazu, indem sie ihre Feinde erneut nach Makronissos verbannten. Als die Junta 1974 fiel, dauerte es noch Jahre, bis die alten Wunden verheilt waren. Erst die Regierung Andreas Papandreous setzte 1982 die gesetzliche Anerkennung der EAM-ELAS als Organisation des nationalen Widerstands durch. 1949 waren die Kämpfer der kommunistischen Armee, die nicht in Gefangenschaft gerieten, ins Exil gegangen. Die meisten von ihnen konnten in den achztiger Jahren aus der Sowjetunion, aus Bulgarien, Polen oder der DDR nach Griechenland zurückkehren. Aber nicht alle.
Etliche slawofone Partisanen oder ihre Nachkommen leben noch heute in Osteuropa oder in der Republik Makedonien. Wenn sie die alte Heimat im griechischen Makedonien besuchen wollen, müssen sie an der Grenze ein Formular ausfüllen, das nach der ethnischen Zugehörigkeit fragt. Wer das Papier belügt, darf einreisen, wer sich zu seiner makedonischen Identität bekennt, muss draußen bleiben. Die Ironie der Geschichte ist zugleich eine bittere Pointe. Manche dieser unerwünschten Makedonier gehörten vor fünfzig Jahren zu den Kindern, deren Verschleppung die Athener Regierung damals als „Kinderraub“ anprangerte. Es sind gewiss nicht viele, und jedes Jahr werden weniger abgewiesen. Aber das Schicksal dieser Menschen zeigt, dass die „balkanische Dimension“ des griechischen Bürgerkrieges seine zäheste Hinterlassenschaft ist.
Niels Kadritzke, 56, ist Journalist und lebt in Berlin
Das Ende des Bürgerkriegs brachte Griechenland nicht die Diktatur des Proletariats, sondern ein repressives Regime der extremen Rechten und ihres geheimdienstlichen Schattenstaates. Erst Mitte der sechziger Jahre kam eine zage Demokratisierung in Gang, die 1967 durch den Putsch der Obristen gestoppt wurde. Die neuen Diktatoren hatten ihre militärische Laufbahn im Bürgerkrieg begonnen, und sie bekannten sich dazu, indem sie ihre Feinde erneut nach Makronissos verbannten. Als die Junta 1974 fiel, dauerte es noch Jahre, bis die alten Wunden verheilt waren. Erst die Regierung Andreas Papandreous setzte 1982 die gesetzliche Anerkennung der EAM-ELAS als Organisation des nationalen Widerstands durch. 1949 waren die Kämpfer der kommunistischen Armee, die nicht in Gefangenschaft gerieten, ins Exil gegangen. Die meisten von ihnen konnten in den achztiger Jahren aus der Sowjetunion, aus Bulgarien, Polen oder der DDR nach Griechenland zurückkehren. Aber nicht alle.
Etliche slawofone Partisanen oder ihre Nachkommen leben noch heute in Osteuropa oder in der Republik Makedonien. Wenn sie die alte Heimat im griechischen Makedonien besuchen wollen, müssen sie an der Grenze ein Formular ausfüllen, das nach der ethnischen Zugehörigkeit fragt. Wer das Papier belügt, darf einreisen, wer sich zu seiner makedonischen Identität bekennt, muss draußen bleiben. Die Ironie der Geschichte ist zugleich eine bittere Pointe. Manche dieser unerwünschten Makedonier gehörten vor fünfzig Jahren zu den Kindern, deren Verschleppung die Athener Regierung damals als „Kinderraub“ anprangerte. Es sind gewiss nicht viele, und jedes Jahr werden weniger abgewiesen. Aber das Schicksal dieser Menschen zeigt, dass die „balkanische Dimension“ des griechischen Bürgerkrieges seine zäheste Hinterlassenschaft ist.
Niels Kadritzke, 56, ist Journalist und lebt in Berlin
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