Mein Name ist Muamer Efendic. Eigentlich hiess ich Mujo Turčitelj, aber mein Lehrmeister in Gornja Maoča hat mir eine Änderung meines Namens erlaubt, mashallah.
Ich befinde mich zur Zeit auf einer Reise. Sie begann in Bosniakistan, wo ich als kleiner Junge aufwuchs. Das Leben war hart, wir lebten in einer kleinen Stadt. Essen kaufen, Waschmaschine reparieren, Serben mit Äpfeln abknallen, all das war an der Tagesordnung. Um ein besseres Leben zu haben, zogen wir nach Deutschland. Als ich zum ersten mal in die Schule ging, sprach mich ein Türke, Burak, vor der Stunde an. "Woher kommst du?" "Bosnien, Bruder", antwortete ich. " Moslem?" fragte er.
Ich antwortete mit ja. "Möge Allah dich reich belohnen mein kleiner Bruder".
Er nannte mich kleiner Bruder weil Bosnien viel kleiner als die Türkei ist. Burak selber war aber 20 cm kleiner als ich und ein Jahr jünger. Wie auch immer, von diesem Tag an begann ich mich islamisch zu kleiden, in die Moschee zu gehen und arabisch zu lernen. Nach einiger Zeit hatten wir Muslime der Stadt einen lokalen Treffpunkt in der Stadt. Burak war unser Anführer. Wir sollten die Stadt, Wohnblock für Wohnblock, mahala für mahala, Bratwurststand für Bratwurststand islamisieren. Ich und Muhsin, auch ein Türke, wurden aber mit der Aufgabe beauftragt, ein Sinti und Romaviertel zu islamisieren. " Vielleicht lernen sie dan waschen, so mit sabun, weist du lan", meinte Muhsin. Wir versuchten es. Als wir an die erste Tür einer verdreckten Holzhütte klopften, kam ein Roma mit Zahnbürste im Mund, Waschlappen über der Schulter und oben ohne heraus. "Selamun Aleykum, Bruder!" schrie Muhsin fast. Voller Begeisterung flüsterte er mir zu: "Moruk guckst du, er hat sogar Zanbesen in Mund". Der Roma stellte sich uns als Johann vor. Er lud uns zum Abendessen ein. Er rief seine Frau, Djelana, sie solle Abendessen kaufen gehen. " Sie haben Geld für ein Abendessen?" fragte ich. "Wenn majn Frau kommt curik von ulica dann ja, gehen dann jagnjetina kaufen bei Goran". Ich wusste es, ein Roma aus Serbien oder Rumänien, vielleicht auch Westtürkei(Bulgarien). " Najn najn, Vlahorumunija". Muhsin und ich beschlossen zu gehen, da wir es nicht mehr ertragen konnten, Johann hatte sich nach eigenen Angaben drei Jahre lang nicht mehr geduscht. Er hatte Läuse und Flöhe auf den Haaren verteilt, wie Reis. Johann verfolgte uns aber und jagte uns durch die halbe Stadt. "Para para!" schrie er. Vallah, warum wollte er wohl Geld von uns? "Para du Abendessen becalen jebem traktor u guza", rief er. Wir hatten nicht mal was gegessen, und Djelana sahen wir im Vorbeirennen am Kiosk zwei, vielleicht drei Zigarettenpackungen kaufen. Sie wank uns lächelnd zu. Zwei, vielleicht drei Zähne fehlten. Ich verstand endlich, diese Leute brauchten keine Islamisierung, es sind schon unsere Brüder und Schwestern. Diese Freundlichkeit, dieser Mut, das können nur Muslime vorweisen, mashallah. 10 Jahre später beschlossen wir, für Johann und Djelana eine Wohnung in Berlin-Neukölln zu kaufen. Johann, der früher Jovan, mal mit J mal ohne, hiess, änderte seinen Namen in Al-Traktor. Seitdem trägt er zum friedlichen Zusammenleben und zum Ansehen Berlin-Neuköllns bei. Diese Etappe habe ich abgeschlossen. Meine türkischen Brüder werden ganz Deutschland bald verwalten. Ich fand Arbeit in meiner Heimat Bosnien, im kleinen Dorf Gornja Maoča.
Dort lasse ich mich zur Zeit zum Hodža ausbilden, bevor es in den Orient geht, inshallah.
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