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Eskalation USA vs. Iran

Als ob Trump in der jetzigen Situation Mühe hätte, wiedergewählt zu werden.

Trump kann eigentlich machen was er möchte, weder wird seine Basis von ihm abrücken, noch wird er neue Wähler dazugewinnen können. Das zeigen seine Umfragewerte eigentlich ziemlich deutlich, die alle konstant negativ sind, relativ egal, was eigentlich gerade in seiner Präsidentschaft passiert. Das ist schon mal ziemlich anders, als bei anderen Präsidenten, wo die Umfragewerte sehr sensibel reagiert haben.

Seine Basis ist an sich aber nicht groß genug, um eine Wahl sicher zu gewinnen. Was Hillary die Wahl gekostet hat war nicht, dass ihre Wähler zu Trump gewechselt sind, sondern, dass viele demokratische Wähler gar nicht gewählt haben. Die Demokraten müssen nur jemanden als Kandidaten aufstellen, der ihre Basis mobilisieren kann, dann haben sie sehr gute Chancen.
 
Trump kann eigentlich machen was er möchte, weder wird seine Basis von ihm abrücken, noch wird er neue Wähler dazugewinnen können. Das zeigen seine Umfragewerte eigentlich ziemlich deutlich, die alle konstant negativ sind, relativ egal, was eigentlich gerade in seiner Präsidentschaft passiert. Das ist schon mal ziemlich anders, als bei anderen Präsidenten, wo die Umfragewerte sehr sensibel reagiert haben.

Seine Basis ist an sich aber nicht groß genug, um eine Wahl sicher zu gewinnen. Was Hillary die Wahl gekostet hat war nicht, dass ihre Wähler zu Trump gewechselt sind, sondern, dass viele demokratische Wähler gar nicht gewählt haben. Die Demokraten müssen nur jemanden als Kandidaten aufstellen, der ihre Basis mobilisieren kann, dann haben sie sehr gute Chancen.
Ich denke trotzdem wenn es ihm bzw. den Republikanern gelingt, einen Krieg gegen Iran richtig zu verkaufen, und er sich dann etwas zurücklehnt und den Beschützer der USA mimt, wird er auch zusätzliche Wähler bekommen.

Iran ist den Falken in Washington ja schon lange ein Dorn im Auge. Es ist aktuell der gefährlichste Feind Israels, was der Sache Auftrieb gibt. Bis 2003 war es Saddam Hussein. Ich mache das den Israelis noch nicht mal zum Vorwurf, dass sie Saddam damals und die Mullahs heute weg haben wollen, schliesslich drohten bzw. drohen die gerne mit totaler Vernichtung.

Und dann ist Iran neben Venezuela eben das einzige der großen Erdöl-Länder, das eine Amerika-feindliche Regierung hat.
 
Was für ein Zufall dass dieses Gebaren von US Seite gerade jetzt stattfindet, während Russland und der Iran in Syrien die entscheidende Schlacht führen.
 
ohne große truppenstationierung kann die usa dort auch nicht viel machen. Sie können Iran höchstens punktuell durch die luftwaffe oder mit raketen angreifen, aber was soll dies bringen. Größere Truppen werden die Usa nicht mehr dorthin bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was bin ich froh, dass es Organe gibt, die sich um die "wichtige Weltpolitik" kümmern. Müßte ich das auch noch übernehmen, hätte ich keinerlei Zeit mehr für Anderes. Nicht mal für dies Post. Und dann wären unzählige Fans und Freaks unglücklich- und das kann ich ihnen nicht antun.

JETZT wißt ihr, warum ich nicht das ganz große Rad drehen will :) :)
Der reinste Philanthropismus:) :)
 
ohne große truppenstationierung kann die usa dort auch nicht viel machen. Sie können Iran höchstens punktuell durch die luftwaffe oder mit raketen angreifen, aber was soll dies bringen. Größere Truppen werden die Usa nicht mehr dorthin bringen.

In Bezug auf die ganze Problematik mit dem Iran, gibt es meines Erachtens viele glaubwürdige Gründe, die iranische Politik zu kritisieren und hinterfragen, vor allem wenn man über die Menschenrechte spricht, aber der beliebteste aller Vorwürfe, Teheran betreibe im Nahen Osten eine Art "Revolutionsexport", ist sehr dünn. Wem gebürgt eigentlich der Dank, dass die im Westen und vor allem in Israel verstärkte iranische Expansion, geopolitischen Machtzuwachs verholfen hat? Natürlich in erster Linie, dank den Fehlern der amerikanischen und israelischen Politik. Jeder noch so kleine Fehler der Gegenseite wird in der realen Geopolitik für eigene Interessen genutzt und kein Machtvakuum geduldet, und nach dem Sturz Saddam Husseins etablierte sich die schiitische Machtelite und die libanesische Hisbollah ist eine politische Quittung für die israelische Invasion anfangs der Achtziger in Libanon.

Irans Achillesferse ist und bleibt ihr Luftraum, bzw. das sie über keine nennenswerte Luftwaffe verfügen, und somit mittels schiitischer Milizen im Irak, Syrien und Libanon eine Art "Vorwärtsverteidigung" und Bollwerk bilden mussten. Das Regime in Teheran hat aus den vergangenen Fehlern gelernt, als sie vom Irak 1980 überfallen wurden und seitdem sichern sie ihr Hinterland mit Hilfe dieser schiitischer Milizen. Man darf nicht vergessen, dass Iran zu Verhandlungsgesprächen bereit waren, als 2003 Khatami ein Angebot unterbreitete, die Hisbollah zu entwaffnen, als Gegenleistung für eine Deeskalation gegenüber Teheran, was von den Amerikanern und Israelis abgelehnt wurde.

PS: Interessant wie das Image der Islamischen Republik Iran seit der Revolution von 1979 und Machtübernahme Khomeinis seit Jahrzehnten in den westlichen Medien und Zeitungen aufrecht erhalten wird und schnell dämonisiert werden und noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass nahezu nirgends an den Vorfall aus 1988 erinnert wird und das Zerwürfnis mit Iran zementiert wurde, als die Amerikaner das iranische Zivilflugzeug über dem Persischen Golf mit fast 300 Toten vom Himmel abgeschossen haben, und zynisch vom damaligen Vizepräsidenten George Bush Senior vor den Vereinten Nationen das amerikanische Militär verteidigte, dass es sich lediglich um einen "kollateralen Zwischenfall" zu Kriegszeiten handelte und sogar den Kapitän des US-Kriegsschiffes Rogers mit der höchsten Medaille auszeichnete. Man kann sich nur denken was passiert wäre, hätten die Iraner ein amerikanisches Zivilflugzeug vom Himmel geholt.
 
In Bezug auf die ganze Problematik mit dem Iran, gibt es meines Erachtens viele glaubwürdige Gründe, die iranische Politik zu kritisieren und hinterfragen, vor allem wenn man über die Menschenrechte spricht, aber der beliebteste aller Vorwürfe, Teheran betreibe im Nahen Osten eine Art "Revolutionsexport", ist sehr dünn. Wem gebürgt eigentlich der Dank, dass die im Westen und vor allem in Israel verstärkte iranische Expansion, geopolitischen Machtzuwachs verholfen hat? Natürlich in erster Linie, dank den Fehlern der amerikanischen und israelischen Politik. Jeder noch so kleine Fehler der Gegenseite wird in der realen Geopolitik für eigene Interessen genutzt und kein Machtvakuum geduldet, und nach dem Sturz Saddam Husseins etablierte sich die schiitische Machtelite und die libanesische Hisbollah ist eine politische Quittung für die israelische Invasion anfangs der Achtziger in Libanon.

Irans Achillesferse ist und bleibt ihr Luftraum, bzw. das sie über keine nennenswerte Luftwaffe verfügen, und somit mittels schiitischer Milizen im Irak, Syrien und Libanon eine Art "Vorwärtsverteidigung" und Bollwerk bilden mussten. Das Regime in Teheran hat aus den vergangenen Fehlern gelernt, als sie vom Irak 1980 überfallen wurden und seitdem sichern sie ihr Hinterland mit Hilfe dieser schiitischer Milizen. Man darf nicht vergessen, dass Iran zu Verhandlungsgesprächen bereit waren, als 2003 Khatami ein Angebot unterbreitete, die Hisbollah zu entwaffnen, als Gegenleistung für eine Deeskalation gegenüber Teheran, was von den Amerikanern und Israelis abgelehnt wurde.

PS: Interessant wie das Image der Islamischen Republik Iran seit der Revolution von 1979 und Machtübernahme Khomeinis seit Jahrzehnten in den westlichen Medien und Zeitungen aufrecht erhalten wird und schnell dämonisiert werden und noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass nahezu nirgends an den Vorfall aus 1988 erinnert wird und das Zerwürfnis mit Iran zementiert wurde, als die Amerikaner das iranische Zivilflugzeug über dem Persischen Golf mit fast 300 Toten vom Himmel abgeschossen haben, und zynisch vom damaligen Vizepräsidenten George Bush Senior vor den Vereinten Nationen das amerikanische Militär verteidigte, dass es sich lediglich um einen "kollateralen Zwischenfall" zu Kriegszeiten handelte und sogar den Kapitän des US-Kriegsschiffes Rogers mit der höchsten Medaille auszeichnete. Man kann sich nur denken was passiert wäre, hätten die Iraner ein amerikanisches Zivilflugzeug vom Himmel geholt.

Ich würde dem Mullah-Regime die Hauptschuld geben, dass aus dem Nahost-Konflikt in den letzten Jahrzehnten ein deutlich größerer Konflikt geworden ist, entlang der gesamten schiitisch-sunnitischen Grenzen (und nicht mehr, wie früher, sich "nur" auf Palästina-Israel beschränkt). Natürlich sind die USA und Israel nicht unschuldig, aber dass nun auch der Krieg in Jemen, Syrien und Irak entfacht ist, daran ist nicht die USA schuld. Das sind nicht zufällig genau diejenigen Länder, in denen Schiiten und Sunniten in einem Staat leben. Die Schiiten werden vom Iran gegen die Sunniten systematisch mobilisiert, um diese Staaten zu destabilisieren, da der Iran - als Gottesstaat - einen natürlichen Herrschaftsanspruch über die gesamte islamische Welt für sich sieht, ähnlich dem IS. Anders ausgedrückt, würden die USA morgen aus dem Nahen Osten abziehen, dann würden die Kriege im Irak, Jemen und Syrien gewiss nicht plötzlich aufhören. Würde sich der Iran zurückziehen, allerdings schon.

Ich würde auch sagen, dass neben der Politik Israels und der USA, auch die Gründung des Gottesstaates maßgeblich zur Radikalisierung der gesamten islamischen Welt (nicht nur der schiitischen), beigetragen hat. Während in den 50ern und 60ern der Nahostkonflikt noch maßgeblich politisch war - in der PLA befanden sich auch zahlreiche christliche Araber - ist er heute fast nur noch religiös. Diese Vermischung eines politischen Kampes gegen einen ausländischen Besatzer (USA/Israel) mit religiösem Recht aus dem Mittelalter war eine "Erfindung" der Mullahs, die ihnen eine neue Dimension politischer Legitimierung zugespielt hat: Sie waren nicht nur der Verteidiger gegen den Imperialismus des Westens, sie hatten darüber hinaus auch eine Legitimation von Gott selbst. Das hat dazu geführt, dass in der sunnitischen Welt, insbesondere in Saudi-Arabien und Saddam Husseins Irak, welches zwar beide grausame Diktaturen, aber keine Gottesstaaten waren bzw. sind, die Regierungen in Zugzwang versetzt wurden, denn das Mullah-Regime war nun auch in den Augen ihres eigenen Volkes stärker legitimiert, als ihre eigenen Regierungen. Saddam Hussein hat darauf mit Krieg geantwortet - wenn der Iran vernichtet wird, dann gibt es auch keine Regierung mehr, die legitimer wirkt, als seine eigene -, während Saudi-Arabien eher schleichend selbst religiös radikalisiert wurde, und der religiöse Flügel immer mehr an Einfluss gewann, und verschiedene Terrororganisationen von reichen Saudis finanziert wurden oder im Falle der Al-Qaeda auch direkt geleitet. Die Entwicklung hat sich zugespitzt, bis im Zuge des Syrienkriegs die Sunniten - als verspätete Antwort auf die Gründung der Schiiten - ihren eigenen Gottesstaat ausgerufen haben.
 
Ich würde dem Mullah-Regime die Hauptschuld geben, dass aus dem Nahost-Konflikt in den letzten Jahrzehnten ein deutlich größerer Konflikt geworden ist, entlang der gesamten schiitisch-sunnitischen Grenzen (und nicht mehr, wie früher, sich "nur" auf Palästina-Israel beschränkt). Natürlich sind die USA und Israel nicht unschuldig, aber dass nun auch der Krieg in Jemen, Syrien und Irak entfacht ist, daran ist nicht die USA schuld. Das sind nicht zufällig genau diejenigen Länder, in denen Schiiten und Sunniten in einem Staat leben. Die Schiiten werden vom Iran gegen die Sunniten systematisch mobilisiert, um diese Staaten zu destabilisieren, da der Iran - als Gottesstaat - einen natürlichen Herrschaftsanspruch über die gesamte islamische Welt für sich sieht, ähnlich dem IS. Anders ausgedrückt, würden die USA morgen aus dem Nahen Osten abziehen, dann würden die Kriege im Irak, Jemen und Syrien gewiss nicht plötzlich aufhören. Würde sich der Iran zurückziehen, allerdings schon.

Ich würde auch sagen, dass neben der Politik Israels und der USA, auch die Gründung des Gottesstaates maßgeblich zur Radikalisierung der gesamten islamischen Welt (nicht nur der schiitischen), beigetragen hat. Während in den 50ern und 60ern der Nahostkonflikt noch maßgeblich politisch war - in der PLA befanden sich auch zahlreiche christliche Araber - ist er heute fast nur noch religiös. Diese Vermischung eines politischen Kampes gegen einen ausländischen Besatzer (USA/Israel) mit religiösem Recht aus dem Mittelalter war eine "Erfindung" der Mullahs, die ihnen eine neue Dimension politischer Legitimierung zugespielt hat: Sie waren nicht nur der Verteidiger gegen den Imperialismus des Westens, sie hatten darüber hinaus auch eine Legitimation von Gott selbst. Das hat dazu geführt, dass in der sunnitischen Welt, insbesondere in Saudi-Arabien und Saddam Husseins Irak, welches zwar beide grausame Diktaturen, aber keine Gottesstaaten waren bzw. sind, die Regierungen in Zugzwang versetzt wurden, denn das Mullah-Regime war nun auch in den Augen ihres eigenen Volkes stärker legitimiert, als ihre eigenen Regierungen. Saddam Hussein hat darauf mit Krieg geantwortet - wenn der Iran vernichtet wird, dann gibt es auch keine Regierung mehr, die legitimer wirkt, als seine eigene -, während Saudi-Arabien eher schleichend selbst religiös radikalisiert wurde, und der religiöse Flügel immer mehr an Einfluss gewann, und verschiedene Terrororganisationen von reichen Saudis finanziert wurden oder im Falle der Al-Qaeda auch direkt geleitet. Die Entwicklung hat sich zugespitzt, bis im Zuge des Syrienkriegs die Sunniten - als verspätete Antwort auf die Gründung der Schiiten - ihren eigenen Gottesstaat ausgerufen haben.

Interessante Ansichtsweise und im Grunde genommen gibt es da wenig zu widersprechen. Will auch nicht den Anwalt der jetzigen iranischen Politik und noch weniger ihrer Ideologie spielen, aber die Hauptlast nur dem Mullah-Regime anzukreiden wäre meiner Meinung nach zu einfach, weil das ganze eben doch eine Vorgeschichte hat. Was oft vergessen wird, bevor überhaupt die Revolution stattfand: Es wurde ein Gesetz über die Nichtweiterverbreitung der Nukleartechnik verabschiedet, womit unter Carter der Export jeder Form von Kerntechnik in Ländern der Dritten Welt zu unterbinden versuchte. Genauso wie heute unter der Trump-Regierung, bediente man sich der mittlerweile ausgelutschten Ausrede, die Technik der friedlichen Nutzung der Kernenergie könne ohne weiteres auch zur Herstellung von Atomwaffen verwendet werden. Was aber beabsichtigte die Carter-Administration wirklich damit? Im Grunde die Abhängigkeit der Staaten vom Erdöl zu verfestigen und ein "technologisches Apartheid" gegen die um ihre Entwicklung bemühten Länder der Dritten Welt zu verhängen. Das war aber noch lange nicht genug: ein Jahr vor der sogenannten Islamischen Revolution hat Carter seinen Kollegen aus der Trilateralen Kommission George Ball zum Leiter einer eigenartigen Sonderkommission einberufen, die eng mit keinem geringeren als mit dem geopolitischen Falken Brzezinski zusammenarbeitete. Es war gerade dieser George Ball der Carter geraten hatte, den Schah im Iran fallen zu lassen und eine fundamentalistische Opposition die sich um Khomeini geschart hatte, von jetzt an zu unterstützen.

Mittels islamistischen Fundamentalismus könnte man den gesamten muslimischen Nahen Osten, den arabischen Halbmond "balkanisieren" und diesen stammesmässig und religiös aufgesplitterte Kleineinheiten zersprengen. Der Plan sah natürlich auch vor, dass diese erzeugte Destabilisierung sehr schnell auch in die muslimischen Gebiete im Kaukasus in der Sowjetunion vordringen wird. Weil der Schah auch 1978 bei den neuen Verhandlungen des abgelaufenen Ölförderabkommen nicht bereit war die britischen Forderungen zu unterstützen, diente vor allem der britische Rundfunk BBC, der Programme in persischer Sprache bis ins hinterste Dorf Persiens ausstrahlte, die Hysterie gegen den Schach innerhalb der Bevölkerung weiter voran anpeitschte. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass die höheren Ränge des US-Establishment und die Londoner Drahtzieher des Khomeini-Putsches Carter über die eigentlichen Hintergründe und Absichten in Unkenntnis gelassen hatten. Die Folgen dieser neuen Energiekrise gepaart mit der Geiselaffäre in der US-Botschaft war dann der Untergang für Carter und Reagan konnte als Sieger vom Platz gehen.

Apropos Revolution, vielleicht ist der Begriff "Islamische Revolution" etwas abweichend und nicht passend für die iranischen Proteste dieser Zeit. Sie mündeten zwar schlussendlich in eine islamische Republik, aber daran beteiligt waren alle möglichen Gruppen: von Kommunisten, Sozialisten, "gemässigte" islamische Gruppen und welche Strömung sich dann durchsetzen wird, war zu Beginn noch ungewiss. Die Revolution stand eigentlich in der Tradition der anti-imperialistischen "Third World Revolution". Ihr eigentlicher Erfolg hing weniger von islamishen Lehren ab als von ihrer Wahrnehmung des Westens. Es war Iran, der unter den ersten islamischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten Reformen eingeführt hat, die sich an den Westen stark anlehnten.

Auch darf man nicht vergessen, dass gerade Israel in den 80er Jahren die zentrale Drehschreibe der Waffenlieferungen an das Khomeini-Regime galt. Als der Krieg zwischen dem Irak und Iran stattfand, war Tel Aviv auf der Seite Teherans. Mehr als 80 Prozent der Waffen, die der Iran unmittelbar nach Kriegsbeginn einkaufte, waren aus Israel. Wenn es um grosse Geschäfte ging, wurden die Amerikaner auf ihre Toten sehr schnell "taub", die durch schiitische Selbstmordattentäter in Beirut, Damaskus, Berlin und Buenos Aires ums Leben kamen. Die "Iran-Contra-Affäre" wurde letztendlich zu Reagans "Watergate-Skandal" und untermauert meine These, dass die Amerikaner nicht nur unschuldig, sondern einer der Hauptakteure waren und das jetzige Chaos erst ermöglich haben, wo wir jetzt einen regionalen (der schnell in einen weltweiten werden kann) Konflikt und Krieg der Machtausübung zwischen dem Iran und Saudis in proxy Kriegen vor den Augen haben.
 
Interessante Ansichtsweise und im Grunde genommen gibt es da wenig zu widersprechen. Will auch nicht den Anwalt der jetzigen iranischen Politik und noch weniger ihrer Ideologie spielen, aber die Hauptlast nur dem Mullah-Regime anzukreiden wäre meiner Meinung nach zu einfach, weil das ganze eben doch eine Vorgeschichte hat. Was oft vergessen wird, bevor überhaupt die Revolution stattfand: Es wurde ein Gesetz über die Nichtweiterverbreitung der Nukleartechnik verabschiedet, womit unter Carter der Export jeder Form von Kerntechnik in Ländern der Dritten Welt zu unterbinden versuchte. Genauso wie heute unter der Trump-Regierung, bediente man sich der mittlerweile ausgelutschten Ausrede, die Technik der friedlichen Nutzung der Kernenergie könne ohne weiteres auch zur Herstellung von Atomwaffen verwendet werden. Was aber beabsichtigte die Carter-Administration wirklich damit? Im Grunde die Abhängigkeit der Staaten vom Erdöl zu verfestigen und ein "technologisches Apartheid" gegen die um ihre Entwicklung bemühten Länder der Dritten Welt zu verhängen. Das war aber noch lange nicht genug: ein Jahr vor der sogenannten Islamischen Revolution hat Carter seinen Kollegen aus der Trilateralen Kommission George Ball zum Leiter einer eigenartigen Sonderkommission einberufen, die eng mit keinem geringeren als mit dem geopolitischen Falken Brzezinski zusammenarbeitete. Es war gerade dieser George Ball der Carter geraten hatte, den Schah im Iran fallen zu lassen und eine fundamentalistische Opposition die sich um Khomeini geschart hatte, von jetzt an zu unterstützen.

Mittels islamistischen Fundamentalismus könnte man den gesamten muslimischen Nahen Osten, den arabischen Halbmond "balkanisieren" und diesen stammesmässig und religiös aufgesplitterte Kleineinheiten zersprengen. Der Plan sah natürlich auch vor, dass diese erzeugte Destabilisierung sehr schnell auch in die muslimischen Gebiete im Kaukasus in der Sowjetunion vordringen wird. Weil der Schah auch 1978 bei den neuen Verhandlungen des abgelaufenen Ölförderabkommen nicht bereit war die britischen Forderungen zu unterstützen, diente vor allem der britische Rundfunk BBC, der Programme in persischer Sprache bis ins hinterste Dorf Persiens ausstrahlte, die Hysterie gegen den Schach innerhalb der Bevölkerung weiter voran anpeitschte. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass die höheren Ränge des US-Establishment und die Londoner Drahtzieher des Khomeini-Putsches Carter über die eigentlichen Hintergründe und Absichten in Unkenntnis gelassen hatten. Die Folgen dieser neuen Energiekrise gepaart mit der Geiselaffäre in der US-Botschaft war dann der Untergang für Carter und Reagan konnte als Sieger vom Platz gehen.

Apropos Revolution, vielleicht ist der Begriff "Islamische Revolution" etwas abweichend und nicht passend für die iranischen Proteste dieser Zeit. Sie mündeten zwar schlussendlich in eine islamische Republik, aber daran beteiligt waren alle möglichen Gruppen: von Kommunisten, Sozialisten, "gemässigte" islamische Gruppen und welche Strömung sich dann durchsetzen wird, war zu Beginn noch ungewiss. Die Revolution stand eigentlich in der Tradition der anti-imperialistischen "Third World Revolution". Ihr eigentlicher Erfolg hing weniger von islamishen Lehren ab als von ihrer Wahrnehmung des Westens. Es war Iran, der unter den ersten islamischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten Reformen eingeführt hat, die sich an den Westen stark anlehnten.

Auch darf man nicht vergessen, dass gerade Israel in den 80er Jahren die zentrale Drehschreibe der Waffenlieferungen an das Khomeini-Regime galt. Als der Krieg zwischen dem Irak und Iran stattfand, war Tel Aviv auf der Seite Teherans. Mehr als 80 Prozent der Waffen, die der Iran unmittelbar nach Kriegsbeginn einkaufte, waren aus Israel. Wenn es um grosse Geschäfte ging, wurden die Amerikaner auf ihre Toten sehr schnell "taub", die durch schiitische Selbstmordattentäter in Beirut, Damaskus, Berlin und Buenos Aires ums Leben kamen. Die "Iran-Contra-Affäre" wurde letztendlich zu Reagans "Watergate-Skandal" und untermauert meine These, dass die Amerikaner nicht nur unschuldig, sondern einer der Hauptakteure waren und das jetzige Chaos erst ermöglich haben, wo wir jetzt einen regionalen (der schnell in einen weltweiten werden kann) Konflikt und Krieg der Machtausübung zwischen dem Iran und Saudis in proxy Kriegen vor den Augen haben.

Die Politik des Nahen Ostens ist heute sehr verworren, aber zu Zeiten des Kalten Krieges gab es da einen sehr klaren roten Faden, der sich durch die amerikanischen Interessen gezogen hat, nämlich wie auch im Rest der Welt die Ausbreitung des Kommunismus verhindern. Da war dann eben an vorderster Front das westlich-kapitalistische Israel gegen, welches als Flugzeugträger in der Region gedient hat, ähnlich wie Südkorea oder Japan in Fernost, oder Deutschland in Europa, und auf der anderen Seite die kommunistische PLA. In diesem Rahmen war der Nahe Osten (anders, als dann später in den 00ern unter George W. Bush) nicht das Ziel der amerikanischen Außenpolitik, sondern nur ein Schauplatz. In diesem Kontext wüsste ich auch nicht, dass man bereits in den 60ern oder 70ern gezielt eine Zersplitterung geplant hätte, denn schließlich hatte man die Länder des Nahen Ostens gar nicht als eigene geopolitische Akteure wahrgenommen, sondern eben wie alle Länder außer den USA und der UDSSR als Figuren auf einem Schachbrett. Deswegen war natürlich auch jedes Mittel recht, den kommunistischen Einfluss kleinzuhalten, auch die Unterstützung von islamistischen Fundamentalisten.

Dieses Verständnis des Nahen Ostens hat sich aber während den 90ern und 00ern gewandelt. Der Nahe Osten war nicht mehr bloß ein Schauplatz, sondern selbst das Ziel der Außenpolitik, bzw. der Ursprung für die Gefahr des Westens. Das begann in den 90ern, als Saddam Hussein Kuwait erobert hat, und damit als erstes Land die amerikanische Hegemonie herausgefordert hat. Das ging dann weiter mit dem Iran, der atomar aufrüsten wollte. Aber wirklich in den Fokus der amerikanischen Politik ist der Nahe Osten natürlich erst nach 9/11 gerückt, da nun der radikale Islamismus und die Bezwingung von diesem als größte Gefahr des Westens galt, und direkt in seinem Ursprung bekämpft werden sollte.

Mit dieser Zeit ist die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten aber auch immer verworrener und undurchsichtiger geworden. Z.B. ist es heute noch eine Frage, die kaum zu beantworten ist, warum genau die USA in den Irak einmarschiert ist. Beim Afghanistan-Krieg ist es klar, die Taliban/Al-Qaeda, die für 9/11 verantwortlich waren, herrschten dort, also wurde ihre Herrschaft über das Land gebrochen. Offizielle Kriegsbegründung war, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen herstellen lässt, und dazu Verbindungen zu Al-Qaeda haben soll, wodurch diese an diese Waffen kommen könnten, und damit Terroranschläge im Westen ausführen. Es ist aber auch hinreichend belegt, dass das so nicht wirklich haltbar gewesen ist, und Rumsfeld, Powell, und Cheney sich dessen bewusst waren. Der Krieg wurde aber trotzdem sehr zielgerichtet vorbereitet. So uneindeutig, wie man den Irak-Krieg begründen kann, so uneindeutig ist auch die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten insgesamt geworden.

Ich würde mal behaupten, dass es eine obergeordnete Doktrin für die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten gar nicht mehr gibt. Zu Zeiten des Kalten Krieges war es noch klar, was das Ziel der USA gewesen ist, nämlich den Kommunismus eindämmen. So ein klares Ziel gibt es aber nicht mehr, stattdessen gibt es viele verschiedene Interessengruppen, die das Handeln der USA in der Region mal in die eine, dann in die andere Richtung stoßen. In dem Kontext ist auch gerade Jimmy Carter zu erwähnen. Er ist ein tiefgläubiger evangelikaler Christ, der als Steigbügel der religiösen Rechten in die höchsten politischen Ränge gilt, die dann v.a. unter Bush Jr. großen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik gewonnen haben. Diese glauben, dass mit der Gründung Israels ein Teil der biblischen Prophezeiungen erfüllt worden ist, es aber erst noch in seinen alten, biblischen Grenzen bestehen muss, damit der Messias auf die Erde zurückkehrt und das himmlische Königreich begründet. Deswegen sind sie in allen Fragen extrem pro-israelisch, wodurch sie eine Allianz mit der israelischen Lobby geschlossen haben. Parallel dazu hat auch in Israel eine Entwicklung stattgefunden, wo die ultraorthodoxen Juden immer mehr Einfluss gewonnen haben. Es ist also durchaus interessant zu sehen, wie bei allen Beteiligten die Religiösen immer einflussreicher wurden, und deren (apokalyptische) Weltanschauung immer stärker zu dem Leitthema des Nahen Osten geworden ist.
 
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