Die Politik des Nahen Ostens ist heute sehr verworren, aber zu Zeiten des Kalten Krieges gab es da einen sehr klaren roten Faden, der sich durch die amerikanischen Interessen gezogen hat, nämlich wie auch im Rest der Welt die Ausbreitung des Kommunismus verhindern. Da war dann eben an vorderster Front das westlich-kapitalistische Israel gegen, welches als Flugzeugträger in der Region gedient hat, ähnlich wie Südkorea oder Japan in Fernost, oder Deutschland in Europa, und auf der anderen Seite die kommunistische PLA. In diesem Rahmen war der Nahe Osten (anders, als dann später in den 00ern unter George W. Bush) nicht das Ziel der amerikanischen Außenpolitik, sondern nur ein Schauplatz. In diesem Kontext wüsste ich auch nicht, dass man bereits in den 60ern oder 70ern gezielt eine Zersplitterung geplant hätte, denn schließlich hatte man die Länder des Nahen Ostens gar nicht als eigene geopolitische Akteure wahrgenommen, sondern eben wie alle Länder außer den USA und der UDSSR als Figuren auf einem Schachbrett. Deswegen war natürlich auch jedes Mittel recht, den kommunistischen Einfluss kleinzuhalten, auch die Unterstützung von islamistischen Fundamentalisten.
Dieses Verständnis des Nahen Ostens hat sich aber während den 90ern und 00ern gewandelt. Der Nahe Osten war nicht mehr bloß ein Schauplatz, sondern selbst das Ziel der Außenpolitik, bzw. der Ursprung für die Gefahr des Westens. Das begann in den 90ern, als Saddam Hussein Kuwait erobert hat, und damit als erstes Land die amerikanische Hegemonie herausgefordert hat. Das ging dann weiter mit dem Iran, der atomar aufrüsten wollte. Aber wirklich in den Fokus der amerikanischen Politik ist der Nahe Osten natürlich erst nach 9/11 gerückt, da nun der radikale Islamismus und die Bezwingung von diesem als größte Gefahr des Westens galt, und direkt in seinem Ursprung bekämpft werden sollte.
Mit dieser Zeit ist die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten aber auch immer verworrener und undurchsichtiger geworden. Z.B. ist es heute noch eine Frage, die kaum zu beantworten ist, warum genau die USA in den Irak einmarschiert ist. Beim Afghanistan-Krieg ist es klar, die Taliban/Al-Qaeda, die für 9/11 verantwortlich waren, herrschten dort, also wurde ihre Herrschaft über das Land gebrochen. Offizielle Kriegsbegründung war, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen herstellen lässt, und dazu Verbindungen zu Al-Qaeda haben soll, wodurch diese an diese Waffen kommen könnten, und damit Terroranschläge im Westen ausführen. Es ist aber auch hinreichend belegt, dass das so nicht wirklich haltbar gewesen ist, und Rumsfeld, Powell, und Cheney sich dessen bewusst waren. Der Krieg wurde aber trotzdem sehr zielgerichtet vorbereitet. So uneindeutig, wie man den Irak-Krieg begründen kann, so uneindeutig ist auch die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten insgesamt geworden.
Ich würde mal behaupten, dass es eine obergeordnete Doktrin für die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten gar nicht mehr gibt. Zu Zeiten des Kalten Krieges war es noch klar, was das Ziel der USA gewesen ist, nämlich den Kommunismus eindämmen. So ein klares Ziel gibt es aber nicht mehr, stattdessen gibt es viele verschiedene Interessengruppen, die das Handeln der USA in der Region mal in die eine, dann in die andere Richtung stoßen. In dem Kontext ist auch gerade Jimmy Carter zu erwähnen. Er ist ein tiefgläubiger evangelikaler Christ, der als Steigbügel der religiösen Rechten in die höchsten politischen Ränge gilt, die dann v.a. unter Bush Jr. großen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik gewonnen haben. Diese glauben, dass mit der Gründung Israels ein Teil der biblischen Prophezeiungen erfüllt worden ist, es aber erst noch in seinen alten, biblischen Grenzen bestehen muss, damit der Messias auf die Erde zurückkehrt und das himmlische Königreich begründet. Deswegen sind sie in allen Fragen extrem pro-israelisch, wodurch sie eine Allianz mit der israelischen Lobby geschlossen haben. Parallel dazu hat auch in Israel eine Entwicklung stattgefunden, wo die ultraorthodoxen Juden immer mehr Einfluss gewonnen haben. Es ist also durchaus interessant zu sehen, wie bei allen Beteiligten die Religiösen immer einflussreicher wurden, und deren (apokalyptische) Weltanschauung immer stärker zu dem Leitthema des Nahen Osten geworden ist.
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