Die FPÖ macht einen Mitarbeiter zum Bauernopfer – das ist unwürdig
Im Prozess um gefälschte Covid-Zertifikate nahm ein FPÖ-Mitarbeiter die Schuld auf sich, um Hafenecker und Co reinzuwaschen – und blitzte damit beim Richter ab
Stellen Sie sich vor, Ihr Chef hat kurzfristig Karten für ein EM-Fußballspiel ergattert und lädt Sie ein, mit ihm, seiner Frau, deren Kind und einem Freund der Familie mit aufs Match zu fahren. Sie freuen sich und sagen zu. Für den Einlass ins Stadion braucht es ein negatives Covid-Testzertifikat, über das Sie verfügen. So weit, so gut.
Stellen Sie sich nun aber vor, Sie begehen während der gemeinsamen Autofahrt zum Stadion eine strafbare Handlung, indem Sie für die vier anderen im Auto sitzenden Personen noch schnell gefälschte Zertifikate bestellen – ohne Rücksprache und deren Wissen. Sicherheitshalber, denn Sie wissen nicht, ob die vier nicht ohnehin über negative Zertifikate verfügen, und fragen auch nicht nach. Sämtliche persönliche Informationen wie Geburtsdaten, die Sie für die gefälschten Zertifikate benötigen, kennen Sie zufällig auswendig.
Gescheiterter Abputzversuch
Klingt absurd? Ist es auch. Und dennoch hat ein Mitarbeiter der FPÖ genau das im Prozess um gefälschte Covid-Zertifikate für ein EM-Spiel in Budapest im Juni 2021 als Zeuge ausgesagt. Zugunsten von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, seiner Frau und eines blauen Gemeinderats; Hafeneckers Sohn war strafunmündig. Der Mitarbeiter nahm die ganze Schuld auf sich, um die Angeklagten vom Delikt der Datenfälschung als Bestimmungstäter reinzuwaschen. Diese wiederum putzten sich an ihm ab. Irgendein Bauernopfer braucht es schließlich.
Im Prozess um gefälschte Covid-Zertifikate nahm ein FPÖ-Mitarbeiter die Schuld auf sich, um Hafenecker und Co reinzuwaschen – und blitzte damit beim Richter ab
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