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Frag Nikos

Wie genau lief eigentlich der Übergang zum Christentum?Und würdest du es im damaligen Kontext als Rückschritt betrachten?

Die ersten Christen waren Juden, die in Jesus den Messias sahen. Deswegen wurde auch die Tanach - Tora, Nevi'im und Ketuvim - als Altes Testament im Christentum übernommen. Die vielen Diasporagemeinden der Juden, haben die Ausbreitung zusätzlich katalysiert. Man kann das Urchristentum quasi als Reformation oder Schisma des Judentums bezeichnen. Die eigentliche Ausbreitung jedoch, fand in der hellenistischen Welt durch Missionare, den so genannten Aposteln statt. So hat Paulus z.B. die Infrastruktur der liberalen und wohlhabenden Pax Romana für seine Missionierung genutzt. Das Christentum traf damals nicht nur auf die bisherigen Religionen, sondern auch auf die Bildungseliten wie Stoiker, Epikureer, Platoniker, etc. die das Christentum lange belächelt und nicht ernst genommen haben. Insgesamt brachte das frühe Christentum soziale Spannungen ins östliche Mittelmeerraum, da es die bisherige Autorität der Römer offen herausforderte.

Es folgten die ersten Christenverfolgungen. So wurde das Christentum in Italien z.B. verboten, weil Christen Kaiserbilder als Götzen ablehnten. Zu den größten Christenverfolgungen kam es unter Nero, seine Nachfolger jedoch schlossen sich dem an. Diese waren aber eher lokal und nicht systematisch. Erst ab der Reichskrise des 3. Jahrhunderts wurden die Verfolgungen staatlich gelenkt. Der Grund weshalb sich das Christentum überhaupt so sehr ausbreiten konnte ist als wenn man Fragen würde, warum sich der Sozialismus im 19. Jahrhundert ausbreitete oder weshalb die Linke sich heute zusehends ausbreitet. Es gab wohl sozioökonomische Gründe, die diese Entwicklung induzierten. So spielte die Nächstenliebe eine zentrale Rolle in den frühen Gemeinden. Vielleicht war das Christentum die soziale Antwort auf die wirtschaftliche Misere der letzten Jahrhunderte des Römischen Reiches und einer Bevölkerung die in einem von Toleranz geprägten System, nach einer festen Orientierung suchte.

Die Wende kam im 4. Jahrhundert mit Konstantin dem Großen. Von da an sah das Römische Reich das Christentum als Mittel zum Zweck, um seinen Niedergang aufzuhalten. Anscheinend blieb Rom auch keine andere Wahl, da der Druck der immer größer werdenden Gemeinschaften, irgendwann nicht mehr zu unterdrücken war. Genau wie die sozialistischen Bewegungen irgendwann, aus kapitalistischen Monstern den modernen Sozialstaat schufen. Es war kein Rückschritt, sondern eine weitere Entwicklung in der sozialen Evolution der Menschheit. Ähnliche Bewegungen entstanden auch an anderen Großballungsräumen des Planeten. So breitete sich zur selben Zeit in Indien der Buddhismus und in China der Konfuzianismus aus. Letzterer wurde zu Beginn auch brutal verfolgt, bis er dann irgendwann Staatsdoktrin wurde.

Für die greco-römische Welt bedeutete dies eine spirituelle Gleichschaltung, die ab diesem Zeitpunkt auch nötig war. Erst der Islam hat nochmal eine Linie im Mittelmeerraum gezogen.
 
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