Šlehtes dojč? Wie lustig!
Menschen auszulachen, weil ihre Aussprache, Rechtschreibung oder Grammatik nicht perfekt ist, ist kleinlich und peinlich. Und es ist definitiv kein guter Journalismus
Die Älteren unter Ihnen kennen bestimmt den alten Sketch von Lukas Resetarits, in dem sich ein türkischer und ein jugoslawischer Gastarbeiter darüber streiten, wer der bessere Gastarbeiter ist: "Ençuligen bite, wo Taliastrase?" – "Kolega, was mus Taliaštrase? Andare baušele!"
Um die gelungene sozialkritische Satire auch vierzig Jahre später verstehen zu können, muss man einiges über Wien wissen, seine Geschichte, seine Menschen und auch über Lukas Resetarits. Ja, viele Gastarbeiter haben tatsächlich so gesprochen. Verben im Infinitiv, deutlich von der Muttersprache gefärbte Aussprache und Betonung, keine Grammatikregeln einhaltend. Und ja, sie mochten und mögen sich untereinander auch nicht immer, aber das ist eine andere Geschichte.
Keine Zeit für Deutsch
Ima arbajten! Geld nach Hause schicken. Keine Zeit für Deutschkurse, das Angebot war damals aber ohnehin dünn. Und viele Chefs wiesen ihre Untergebenen auch gerne in "gebrochenem Deutsch" an, das war auch nicht hilfreich.
Und wie haben die Gastarbeiter geschrieben? Na, genauso "schlecht" natürlich. Einige mit recht unsicherer Hand, weil das Schreiben noch weniger Platz in ihrem Alltag hatte als das Erlernen der korrekten Sprechweise.
Menschen auszulachen, weil ihre Aussprache, Rechtschreibung oder Grammatik nicht perfekt ist, ist kleinlich und peinlich. Und es ist definitiv kein guter Journalismus
www.derstandard.at