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Sie fürchtet um ihr Leben, seit sie 14 ist. Jetzt wird es für Besarta Gecaj (23), Tochter des St. Galler Lehrermörders, noch gefährlicher: Ganz Albanien sucht nach ihr.
Ganz Albanien jagt Tochter von Lehrermörder Gecaj - Schweiz - News - Blick.ch
Sie fürchtet um ihr Leben, seit sie 14 ist. Jetzt wird es für Besarta Gecaj (23), Tochter des St. Galler Lehrermörders, noch gefährlicher: Ganz Albanien sucht nach ihr.
Ded Gecaj wird beschuldigt, den Lehrer Paul Spirig erschossen zu haben. Sass bis heute in Auslieferungshaft. (Foto: ZVG)
Sie war ein verzweifeltes junges Mädchen, damals im Januar 1999. Jahrelang wurde Besarta Gecaj von ihrem Vater tyrannisiert und sexuell missbraucht – bis sie nicht mehr weiter wusste. Sie vertraute sich ihrem Lehrer Paul Spirig (36) an. Am 11. Januar 1999 sucht Vater Ded Gecaj den Lehrer seiner Tochter im St. Galler Realschulhaus Engelwies auf und streckt ihn mit mehreren Schüssen nieder.
Seit jenem Tag lebt Besarta in Angst und Schrecken. Sie fürchtet, dass die eigene Familie ihr etwas antun könnte. Ihre Verwandten sind davon überzeugt, dass sie mit der Aussage die Ehre ihres Vaters und der ganzen Familie beschmutzt hat. Nach dem ungeschriebenen Gesetz des albanischen Kanun, einem weitverbreiteten Gewohnheitsrecht, wird ein solches Delikt durch Blutrache geahndet. Tatsächlich wurden mehrfach Drohungen ausgesprochen.
Besarta heisst heute nicht mehr Besarta. Die mittlerweile 23-Jährige lebt mit neuem Namen und neuer Identität irgendwo in der Schweiz, wird bewacht und geschützt.
Dennoch wird es jetzt richtig gefährlich für die junge Frau. Im albanischen Fernsehen machte ihr Bruder Gjergj einen ungeheurlichen Aufruf. In der Sendung «Njerëz të Humbur» – auf Deutsch «Vermisste Menschen» – forderte er die albanische Bevölkerung förmlich zur Jagd auf seine Schwester auf: «Alle, die ihr möglicherweise begegnet sind, sollen sich bei uns melden.» Gleichzeitig veröffentlichte der Sender erstmals ein Foto von Besarta im Alter von 14 Jahren. SonntagsBlick zeigt das Bild aus Sicherheitsgründen nicht.
Vor den TV-Kameras erzählt der Bruder seine Sicht, weshalb Besarta keinen Kontakt mehr zur Familie habe. «Der Schweizer Staat hat sie uns weggenommen. Damit wird gegen die Menschenrechte verstossen. Wenn die Schweiz meiner Schwester etwas angetan hat, dann steht sie tief in unserer Schuld.» Nur kurz wird erwähnt, was 1999 in St. Gallen passierte. Kein Wort dazu, dass der Vater sich an seiner Tochter vergriffen haben könnte. Stattdessen macht ihr Bruder den Lehrer Spirig zum Täter. Er habe Besarta vergewaltigt, deshalb habe sein Vater ihn erschossen.
Die Sendung hat bei der St. Galler Kantonspolizei grosse Nervosität ausgelöst. Kripo-Chef Bruno Fehr (50): «Durch die Ausstrahlung wurde die Sicherheit der Tochter von Ded Gecaj gefährdet. Wir haben alle möglichen Massnahmen ergriffen, um einen weiteren Schutz gewährleisten zu können.» Fehr hat sogar versucht, die Ausstrahlung zu verhindern: «In einem Schreiben habe ich auf die Konsequenzen hingewiesen.» In der Sendung sagte die Moderatorin: «Wir haben grosse Schwierigkeiten mit der Schweizer Polizei. Sie hat verlangt, dass wir nichts ausstrahlen.» Gezeigt wurde der Brief der St. Galler Kantonspolizei. Deutlich zu sehen: der Name des Kripo-Chefs.
Während die Sendung noch läuft, melden sich tatsächlich Zuschauer per Telefon und E-Mail. Sie wollen im Besitz von Hinweisen über Besartas Aufenthalt sein. Und auch auf der Internetseite wird der Fall heiss diskutiert.
«Die Suche erfolgt gegen den Willen der Tochter», sagt Bruno Fehr. Die Frau könne jetzt nur hoffen, dass sie und ihr Umfeld in Ruhe gelassen werden, so Fehr weiter. Die Vergangenheit dürfte sie ohnehin bald einholen. Lehrermörder Ded Gecaj sitzt im Kosovo in Auslieferungshaft. Die St. Galler Staatsanwaltschaft will ihn in der Schweiz vor Gericht stellen. Ob Besarta bei diesem Prozess aussagen wird, ist aber noch offen.
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