Afroasiatis und Amarok haben es eigentlich bereits auf den Punkt gebracht, was ich meine. Auch wenn ich für einen EU-Beitritt aller Balkanländer bin, heisst das nicht, dass diese Balkanländer alles in ihrer Politik nach der EU richten sollen. Jeder weiss ja, wie die Kopenhagener Kriterien zum Beitritt sind. Man kann die als Partei und Regierung verinnerlichen und sie so den Wählern schmackhaft machen. So entstehen immerhin Visionen und politische Strategien.
Meist begnügt man sich aber mit der Erwähnung der «europäischen Standards» und die Parteivorsitzenden selber haben keine Ahnung, was sie damit meinen. Das müssen die balkanischen Wähler dann selber erraten. Vielleicht deswegen haben viele eine falsche Vorstellung vom Westen. Sie denken, das Leben ist ähnlich einem Schlaraffenland. Hier trägt die politische Klasse eine grosse Verantwortung.
Die Balkaner sind grosszügig gesehen 12 Länder. So viel potenzielle politische Macht hat kaum eine andere Region Europas. 12 Länder sind übrigens auch Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Tschechien und Polen zusammen. Man muss sich nur mal vorstellen, welche Mitbestimmungsmacht die Balkaner zusammen in der EU hätten, wenn sie einer Meinung wären. Aber bis dahin wird es ein langer Weg sein. Und ich gebe zu, das ist recht utopisch. Aber damit will ich nur die Eigenheit des Balkans ansprechen, dessen sich die Balkaner bewusst werden sollten. Natürlich und logisch sind Grossmächte und wirtschaftliche und politische Partner von zentraler Bedeutung. Niemand will die Beziehungen zu denen kappen, aber ich finde all sie nutzlos, solange man nicht einmal mit dem Nachbar spricht.
Was ist das für eine Nachbarschaft, in der kein Dialog herrscht und alle nur Beziehungen zu anderen europäischen Nachbarschaften haben?