Wenn Stone und Clooney für Serbien kämpfen
Hat Serbiens Widerstand gegen ein eigenständiges Kosovo endlich ein schönes Gesicht bekommen? Serbische Zeitungen hatten berichtet, George Clooney und Sharon Stone machten gegen die Unabhängigkeit des Kosovo mobil. Doch die Geschichte war zu schön, um wahr zu sein.
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Die Serben hofften mit ihnen auf prominente Unterstützung
Es war ein Freudentag für viele Serben. Hollywood-Stars machen gegen die Unabhängigkeit des Kosovo mobil, berichtete die Zeitung „Vesti“ Anfang der Woche. George Clooney hatte der „Vesti“-Korrespondentin in Rom bei einem Besuch in Italiens Hauptstadt aufs Band diktiert, dass er gegen ein eigenständiges Kosovo sei, bestätigt das serbische, in Frankfurt am Main ansässige Blatt dieser Zeitung.
Die „Vesti“-Geschichte verbreitete sich binnen Stunden auf dem Balkan und schließlich in ganz Europa. Auch der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ habe Clooney in einem Interview bestätigt, dass er öffentlich gegen die Anerkennung der Unabhängigkeit protestieren wolle, hieß es auf diversen Internetseiten. Mehr noch: Verbündete des „sexiest man alive“ sei die weltberühmte Schauspielerin Sharon Stone. Beide wollten im nächsten Monat eine Demonstration organisieren, und das in Hollywood selbst, berichtete die italienische Zeitung „La Repubblica“ am Dienstag.
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Das Drehbuch wäre wohl zu schön, um wahr zu sein. Stan Rosenfield, Clooneys Agent, teilte jetzt auf dessen Internetseite mit, der Schauspieler habe Statements zu Kosovo „nie getan oder diese autorisiert“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat nicht mit Clooney über Kosovo gesprochen. Und auch Sharon Stones Agentur in New York teilte auf Nachfrage mit, Berichte über ein Engagement gegen die Unabhängigkeit des Kosovo seien „komplett falsch“.
Über Dementi hinweggesehen
Doch Zeitungen wie das serbische Boulevardblatt „Blic“ können nötigenfalls über Dementi hinwegsehen. Und so berichtet man, dass Stone und Clooney gute und sehr persönliche Gründe hätten, sich für die Sache einzusetzen. Einer davon heiße Milica und Dusan. Sie seien enge Freunde von Sharon Stone; die mit dem Erotik-Thriller „Basis Instinct“ berühmt gewordene Blondine habe ihre Kindheit mit den serbischen Freunden verbracht und viel über die Serben und Serbien erfahren. Nähere Details über Milica und Dusan verrät „Blic“ indes nicht.
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Auch Clooney verdanke, so schreibt die Online-Plattform „Javno“, seine Motivation für die serbische Sache seiner persönlichen Verbindung zu Milo Radulovic. Auch diese Behauptung wird nicht untermauert. Zutreffend ist, dass Radulovics Biografie Clooney 2005 zu „Good Night, and Good Luck“ inspirierte, dem Regiedebüt des Schauspielers, das vom Kampf eines TV-Moderators gegen die Hatz auf Kommunisten und andere Linke im Amerika erzählt. Der in den USA geborene Serbe Radulovic wurde während der McCarthy-Ära aus der Armee entlassen, weil sein vom Balkan eingewanderter Vater angeblich ein kommunistischer Agent war. Und noch etwas anderes ist wahr: Clooney wurde gerade zum UN-Friedensbotschafter ernannt und macht sich zunehmend für seine politischen Überzeugungen stark, etwa gegen den Krieg im Irak oder in Darfur. Das also würde zum Thema „Hollywood-Stars machen internationale Politik“ passen.
Für die Chefredaktion von „Vesti“ gelten derweil noch andere Tatsachen. Die „Albaner-Lobby“ in den USA habe Clooneys Agenten Rosenfield veranlasst, in Sachen Kosovo zurückzurudern. Zudem werde ihre Korrespondentin in Rom seit der Veröffentlichung bedroht.