Barney Ross
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Berlin - Spiel mit dem Tabubruch, Rufschädigung, einseitige Parteinahme: Das Echo in den Tageszeitungen auf das neue Gedicht des deutschen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass ist überwiegend verheerend. In seinen Zeilen hat Grass schwere Vorwürfe gegen den Staat Israel erhoben. "Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden", schreibt er. Zudem kritisiert der Schriftsteller die deutsche Außenpolitik - vor allem für den Export deutscher U-Boote.
"Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden", schreibt Literaturnobelpreisträger Günter Grass in seinem neuen Gedicht.
Die "Bild"-Zeitung geht mit Grass ins Gericht: "Dass nun ausgerechnet ein deutscher Schriftsteller den Israelis erklärt, dass der Maulheld (gemeint: Irans Präsident Ahmadinedschad) harmlos und die einzige echte Demokratie im Nahen Osten den Weltfrieden gefährdet, ist inakzeptabel." Im raunenden Ton des Moralisten habe er nur eines verbreitet: politisch korrekten Antisemitismus.
Die "Financial Times Deutschland" kritisiert, dass Grass kein Wort zur Bedrohung Israels durch den Iran findet, dessen Präsident den Holocaust und damit die Ermordung von sechs Millionen Juden leugnet. Für Grass sei Mahmud Ahmadinedschad nur ein 'Maulheld', "der markige Sprüche klopft und dann wohl harmlos sein soll". In jedem Fall sei die einseitige Parteinahme von Grass falsch. "Bleibt zu hoffen, dass Grass' Einlassungen, geschrieben mit 'letzter Tinte', nicht das Vermächtnis eines großen Schriftstellers sind."
Der "Tagesspiegel" aus Berlin verteidigt dagegen die umstrittenen Zeilen: "Zu fürchten ist, zu befürchten auch, dass sich hier einer um den Ruhm schreibt, wenigstens um den Ruf, dass er was zu sagen hätte. Weil er die Weisheit des Alters hätte. Oder weil er eine moralische Instanz wäre. So ist es nicht. Seine Worte sind ein Schlag gegen moralische Integrität."
Die "Leipziger Volkszeitung" fragt, ob Grass ein Antisemit sei. "Nein, das ist Günter Grass nicht", resümiert das Blatt. Die "Sächsische Zeitung" aus Dresden meint, "es ist durchaus das Vorrecht von Schriftstellern und Künstlern, aus dem üblichen politischen Diskurs auszubrechen und Dinge zuzuspitzen". Diesmal habe sich Grass aber verrannt.
"Günter Grass wird zu Recht wegen seines Textes angegriffen", schreibt die "Westdeutsche Zeitung". Es gehe nicht darum, dass ein Deutscher nicht Israel kritisieren dürfte, sondern um seine klischeehafte und faktisch teilweise falsche Darstellung. "Er hat sich, Deutschland und Israel geschadet."
"Das Vokabular stammt aus der Zeit des Kalten Krieges. Ein Angriff mit Atomwaffen wird überhaupt nicht diskutiert", kritisiert der "Donaukurier". "Niemand kann Grass verbieten, seine Gedanken zu äußern", findet dagegen die "Augsburger Allgemeine". Die "Berliner Zeitung" gibt zu bedenken: "Bombenangriffe auf Atomanlagen sind dennoch etwas völlig anderes als die Auslöschung eines Volkes durch den atomaren Erstschlag."
Unterstützung bekam Grass vom Präsidenten der Akademie der Künste, Klaus Staeck. "Man muss ein klares Wort sagen dürfen, ohne als Israel-Feind denunziert zu werden", sagte Staeck der "Mitteldeutschen Zeitung". "Die reflexhaften Verurteilungen als Antisemit finde ich nicht angemessen." Staeck sagte, Grass habe seiner Sorge über die Situation im Nahen Osten Ausdruck verliehen. "Diese Sorge teilt er mit einer ganzen Menge Menschen."
Das Gedicht von Grass war unter dem Titel "Was gesagt werden muss" in den jeweiligen Mittwoch-Ausgaben der "Süddeutschen Zeitung", der "New York Times" und von "La Repubblica" veröffentlicht worden. In dem Gedicht heißt es weiter zu Israel, das Land habe "ein wachsend nukleares Potential verfügbar", das jedoch geheim gehalten und nicht kontrolliert werde.
Zudem stellt Grass infrage, ob Iran tatsächlich über eine Atombombe verfügt. Der Bau einer solchen Waffe werde nur "vermutet". In diesem Zusammenhang kritisiert er auch die Position Deutschlands: "Mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert", schreibt Grass, solle ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden, "dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist".
Der Publizist Henryk M. Broder warf Grass in der vor, "der Prototyp des gebildeten Antisemiten" zu sein. "Grass hatte schon immer ein Problem mit Juden, aber so deutlich wie in diesem 'Gedicht' hat er es noch nie artikuliert. "Broder weiter: "Damit im Nahen Osten endlich Frieden einkehrt und auch Günter Grass seinen Seelenfrieden findet, soll Israel ,Geschichte werden'. So sagt es der iranische Praesident, und davon träumt auch der Dichter beim Häuten der Zwiebel." Er warf ihm zudem vor, im fortgeschrittenen Alter zu seinen Anfängen zurückgekehrt zu sein: "Damals war er ein SS-Mann, heute schreibt er wie einer", sagte Broder.
http://news.de.msn.com/politik/politik.aspx?cp-documentid=161036606
"Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden", schreibt Literaturnobelpreisträger Günter Grass in seinem neuen Gedicht.
Die "Bild"-Zeitung geht mit Grass ins Gericht: "Dass nun ausgerechnet ein deutscher Schriftsteller den Israelis erklärt, dass der Maulheld (gemeint: Irans Präsident Ahmadinedschad) harmlos und die einzige echte Demokratie im Nahen Osten den Weltfrieden gefährdet, ist inakzeptabel." Im raunenden Ton des Moralisten habe er nur eines verbreitet: politisch korrekten Antisemitismus.
Die "Financial Times Deutschland" kritisiert, dass Grass kein Wort zur Bedrohung Israels durch den Iran findet, dessen Präsident den Holocaust und damit die Ermordung von sechs Millionen Juden leugnet. Für Grass sei Mahmud Ahmadinedschad nur ein 'Maulheld', "der markige Sprüche klopft und dann wohl harmlos sein soll". In jedem Fall sei die einseitige Parteinahme von Grass falsch. "Bleibt zu hoffen, dass Grass' Einlassungen, geschrieben mit 'letzter Tinte', nicht das Vermächtnis eines großen Schriftstellers sind."
Der "Tagesspiegel" aus Berlin verteidigt dagegen die umstrittenen Zeilen: "Zu fürchten ist, zu befürchten auch, dass sich hier einer um den Ruhm schreibt, wenigstens um den Ruf, dass er was zu sagen hätte. Weil er die Weisheit des Alters hätte. Oder weil er eine moralische Instanz wäre. So ist es nicht. Seine Worte sind ein Schlag gegen moralische Integrität."
Die "Leipziger Volkszeitung" fragt, ob Grass ein Antisemit sei. "Nein, das ist Günter Grass nicht", resümiert das Blatt. Die "Sächsische Zeitung" aus Dresden meint, "es ist durchaus das Vorrecht von Schriftstellern und Künstlern, aus dem üblichen politischen Diskurs auszubrechen und Dinge zuzuspitzen". Diesmal habe sich Grass aber verrannt.
"Günter Grass wird zu Recht wegen seines Textes angegriffen", schreibt die "Westdeutsche Zeitung". Es gehe nicht darum, dass ein Deutscher nicht Israel kritisieren dürfte, sondern um seine klischeehafte und faktisch teilweise falsche Darstellung. "Er hat sich, Deutschland und Israel geschadet."
"Das Vokabular stammt aus der Zeit des Kalten Krieges. Ein Angriff mit Atomwaffen wird überhaupt nicht diskutiert", kritisiert der "Donaukurier". "Niemand kann Grass verbieten, seine Gedanken zu äußern", findet dagegen die "Augsburger Allgemeine". Die "Berliner Zeitung" gibt zu bedenken: "Bombenangriffe auf Atomanlagen sind dennoch etwas völlig anderes als die Auslöschung eines Volkes durch den atomaren Erstschlag."
Unterstützung bekam Grass vom Präsidenten der Akademie der Künste, Klaus Staeck. "Man muss ein klares Wort sagen dürfen, ohne als Israel-Feind denunziert zu werden", sagte Staeck der "Mitteldeutschen Zeitung". "Die reflexhaften Verurteilungen als Antisemit finde ich nicht angemessen." Staeck sagte, Grass habe seiner Sorge über die Situation im Nahen Osten Ausdruck verliehen. "Diese Sorge teilt er mit einer ganzen Menge Menschen."
Das Gedicht von Grass war unter dem Titel "Was gesagt werden muss" in den jeweiligen Mittwoch-Ausgaben der "Süddeutschen Zeitung", der "New York Times" und von "La Repubblica" veröffentlicht worden. In dem Gedicht heißt es weiter zu Israel, das Land habe "ein wachsend nukleares Potential verfügbar", das jedoch geheim gehalten und nicht kontrolliert werde.
Zudem stellt Grass infrage, ob Iran tatsächlich über eine Atombombe verfügt. Der Bau einer solchen Waffe werde nur "vermutet". In diesem Zusammenhang kritisiert er auch die Position Deutschlands: "Mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert", schreibt Grass, solle ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden, "dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist".
Der Publizist Henryk M. Broder warf Grass in der vor, "der Prototyp des gebildeten Antisemiten" zu sein. "Grass hatte schon immer ein Problem mit Juden, aber so deutlich wie in diesem 'Gedicht' hat er es noch nie artikuliert. "Broder weiter: "Damit im Nahen Osten endlich Frieden einkehrt und auch Günter Grass seinen Seelenfrieden findet, soll Israel ,Geschichte werden'. So sagt es der iranische Praesident, und davon träumt auch der Dichter beim Häuten der Zwiebel." Er warf ihm zudem vor, im fortgeschrittenen Alter zu seinen Anfängen zurückgekehrt zu sein: "Damals war er ein SS-Mann, heute schreibt er wie einer", sagte Broder.
http://news.de.msn.com/politik/politik.aspx?cp-documentid=161036606