Franko
Top-Poster
Hiroshima erinnert an Atombombenabwurf
"Eine Hölle, die kein Wort beschreiben kann"
64 Jahre nach dem Abwurf einer Atombombe über Hiroshima hat die japanische Stadt der Opfer des Angriffs gedacht. Traditionell läutete zur Minute des Bombenabwurfs die Friedensglocke. Hiroshimas Bürgermeister Akiba rief in einem Friedensappell zur Abschaffung aller Atomwaffen auf.
Exakt um 8.15 Uhr Ortszeit läutete die Friedensglocke und die anwesenden rund 50.000 Menschen verharrten in einer Minute des Schweigens. So wurde am Morgen in Hiroshima der 64. Jahrestag des Atombombenabwurfs begangen. Während der Zeremonie wurde eine Liste mit 5000 neuen Namen in den Zenotaph gelegt. Namen von Opfern die im letzten Jahr gestorben sind oder die erst jetzt identifiziert werden konnten. Insgesamt sind in diesem leeren Grab über 263.000 Namen niedergelegt.
Appell für Unterstützung der Überlebenden
In seiner Friedenserklärung rief Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba zu einer Welt ohne Atomwaffen auf: "Diese Waffe, die geschaffen wurde um die Menschheit zu vernichten wurde vor 64 Jahren auf die Menschen von Hiroshima abgeworfen. Aber das Leiden der Hibakusha, eine Hölle, die kein Wort beschreiben kann, dauert an. Strahlung, die 64 Jahre zuvor abgegeben wurde, frisst sich weiterhin durch die Körper der Opfer. Und die Erinnerungen an die Schrecknisse vor 64 Jahren kommen immer wieder ins Bewusstsein, als hätten sie gestern stattgefunden."
Akiba forderte die japanische Regierung auf, die juristischen Auseinandersetzungen aufzugeben und den "Hibakusha", den Opfern der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, entsprechende Unterstützung zukommen zu lassen. Nur zwei Prozent der noch rund 240.000 Überlebenden erhalten kostenlose medizinische Versorgung. Viele Anträge wurden seitens der Regierung abgelehnt, weshalb die Opfer zahlreiche Gerichtsverfahren anstrengten. Die japanische Regierung hat bereits 18 Prozesse verloren, aber wiederholt Revision eingelegt.
Japans Premier erreicht Einigung mit Opferverbänden
Jetzt wird die Zeit knapp. Denn die Überlebenden sind durchschnittlich 76 Jahre alt. Japans Premierminister, Taro Aso, der sich derzeit im Wahlkampf befindet, hatte bereits gestern eine Einigung mit den Opferverbänden erreicht, die die Gerichtsfälle lösen und sofortige Hilfsmaßnahmen ermöglichen soll.
In einer kurzen Ansprache betonte Aso noch einmal, dass Japan trotz des jüngsten Atombombentests Nordkoreas auf solche Waffen verzichtet: "Anlässlich dieses Tages verspreche ich, dass Japan seine drei anti-nuklearen Grundsätze beibehalten wird: kein Besitz, keine Produktion und keine Erlaubnis, Atomwaffen auf japanischem Boden zu stationieren. Und ich versichere, dass Japan weiterhin die internationale Staatengemeinschaft anführen wird, um das Ziel einer Abschaffung aller Atomwaffen und eines dauerhaften Friedens zu erreichen."
Im September 1945 sind nur noch die Überreste der ehemaligen
Industrie- und Handelskammer in der zerstörten Stadt zu sehen.
Japan und die USA - gemeinsam gegen Atomwaffen
Doch die Führungsrolle im Kampf gegen Atomwaffen hat ihm US-Präsident Barak Obama streitig gemacht, als der im April seine Vision von einer atomwaffenfreien Welt bekannt gab. Diese Ankündigung fand in Hiroshima und Nagasaki einen großen Widerhall: Zahlreiche Briefe wurden geschrieben und Unterschriften gesammelt, um US-Präsident Obama zu bitten, einmal an einer der Gedenkveranstaltungen teilzunehmen.
Hiroshimas Bürgermeister Akiba bemühte ebenfalls Obamas Visionen und sprach auf englisch von der "Obamajority": Der Mehrheit, die die Kraft und die Verantwortung hat, Atomwaffen zu beseitigen, und ergänzte: "Yes, we can".
.