Es muss eine ganze Reihe von illyrisch-makedonischen Kriegen um die Grenzgebiete gegeben haben. Nach einem weiteren solchen Krieg musste Amyntas III. von Makedonien 390 v. Chr. in einem Friedensvertrag die Oberherrschaft des illyrischen Königs Syrrhas anerkennen. Zur Bekräftigung des Vertrages heiratete er wenig später Syrrhas Tochter Eurykide. Sie und ihr Vater sind die ersten namentlich bekannten Illyrier. Syrrhas wurde bald darauf von Bardylis gestürzt. Dieser war ein Aufsteiger aus einfachen Verhältnissen. Er soll in seiner Jugend Köhler und Räuber gewesen sein. Dann machte er als tüchtiger Soldat im Heer Karriere und verdrängte schliesslich den König aus aristokratischem Geschlecht. Bardylis konnte sich 385 auch den König von Epirus tributpflichtig machen. In den folgenden Jahren duldete er allerdings, dass die Makedonen allmählich ihre Unabhängigkeit zurückgewannen. Der Grund dafür ist vielleicht, dass Bardylis die ganze Zeit über an der Donau einen von den Griechen nicht registrierten Abwehrkrieg gegen die Kelten führte, die die Donau entlang nach Südwesten vorstiessen. 395 v. Chr. wollte der Makedonerkönig Perdikkas III., ein Sohn der Eurykide, die makedonische Unabhängigkeit vollends wiederherstellen und verlor Schlacht und Leben im Kampf gegen Bardylis. Sein jüngerer Bruder Philip II. musste den Vertrag erneuern und eine Enkelin des Bardylis heiraten. Aber schon im folgenden Jahr kehrte sich das Verhältnis um. Philipp wandte sich zunächst gegen die Päonen und rückte dann mit
10 000 Mann Fussvolk und 600 Reitern weiter auf illyrisches Gebiet vor, wo ihn ein etwa gleich grosses illyrisches Heer erwartete. In einer verlustreichen Schlacht triumphierte er über den Illyrierkönig Bardylis. Die Illyrier mussten die von ihnen besetzten makedonischen Gebiete räumen, die Stämme am Ohërsee die Herrschaft der Makedonen anerkennen. Leider wissen wir von den inneren Verhältnissen des südillyrischen Königreichs, dass unter Bardylis machtpolitisch so klare Konturen hat, viel weniger. Die Ausgrabungen zeigen aber, dass es neben den griechischen Koloniestädten auch eine Reihe illyrischer Städte gab, die ummauert und befestigt waren und durch Handwerk und Handel zum Reichtum des Landes beitrugen. Zu nennen sind, neben dem noch nicht lokalisierten Damastion, Byllis und Amantia im Süden sowie Lissos im Norden des heutigen Albanien. Eine Vorstellung von der Macht und Bedeutung der südillyrischen Könige geben die Königsgräber von Selca e Poshtëm westlich des Ohërsees.