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Iran-Israel Krieg

Israels Gegenangriff war Understatement und klare Botschaft zugleich
Der Militärschlag in Isfahan, nahe an Irans Atomanlagen, blieb weit unter den israelischen Möglichkeiten. Das ist eine Chance, aber keine Garantie auf Beruhigung

War es das jetzt? Einmal mehr beginnt in der Realität des neuen Nahen Ostens, der noch schlimmer ist als der alte, ein banges Warten. Israel hat in der Nacht zum Freitag auf den ersten Angriff von iranischem Territorium aus fünf Tage zuvor militärisch reagiert. Die Antwort erfolgte ebenfalls auf iranisches Territorium: eine Klarstellung, womit der Iran im Falle weiterer Schläge zu rechnen hat.

Der israelische Gegenangriff ist dennoch in mehrfacher Hinsicht unter der Eskalationsschwelle geblieben – immer unter der Prämisse, dass man alles weiß und dass nichts mehr nachkommt: Er war, sowohl was den Einsatz der Mittel als auch was die Anzahl der Ziele anbelangt, kleiner als der iranische. Ein Understatement. Und die Israelis halten, wie meist, ihre Deckung aufrecht und trommeln sich nicht, was die Iraner vor fünf Tagen getan haben, wie die Gorillas auf die Brust.

 
„Die Sowjetunion forcierte im Westen einen neuen Blick auf Israel“
Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf beklagt, dass die Gefahr durch den Iran kleingeredet werde – auch aufgrund der Zustände an US-Universitäten. Der israelfeindlichen Ideologie des Postkolonialismus attestiert er einen „erfolgreichen Marsch durch die Institutionen“ – der einst durch die Sowjetunion gefördert wurde.
Jeffrey Herf ist Historiker und Distinguished Professor an der University of Maryland. Der 79-Jährige forscht zum Antisemitismus in der DDR und der westdeutschen Linken.

WELT: Herr Herf, laut einer Befragung des deutschen Forschungsministeriums sehen zwölf Prozent deutscher Studenten den Hamas-Terror vom 7. Oktober als Teil eines „legitimen Befreiungskampfes“ der Palästinenser. Wie bewerten Sie das?

Jeffrey Herf: Die Barbarei vom 7. Oktober als Ausdruck eines palästinensischen nationalen Befreiungskampfes zu bezeichnen, bedeutet, den Judenhass in seiner klarsten und gewalttätigsten Form zu feiern. Der Angriff vom 7. Oktober hatte überhaupt nichts mit der Befreiung von irgendjemandem zu tun.

 
Was hinter dem Angriff des Iran auf Israel steckt
Nur eine regionale Vorherrschaft wäre längst zu wenig: Das theokratische Regime will den Status einer Nuklearmacht und raus aus der wirtschaftlichen Zwangsisolierung. Das Bündnis mit Peking und Moskau hilft dabei

Der ehemalige deutsche Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer schreibt in seinem Gastkommentar über den Angriff des Iran auf Israel und über die geostrategischen Ziele Teherans.

Mit dem Beschuss durch Hunderte von Drohnen, Cruise-Missiles und ballistischen Raketen vom Iran aus auf Israel in der Nacht zum 14. April hat der Krieg im Nahen Osten eine neue Qualität bekommen. Seit Jahren schon bekämpfen sich der Iran und Israel in einem "Schattenkrieg".

Einem Krieg im Verborgenen, der bis in die Straßen Teherans reicht durch Attentate auf führende iranische Atomwissenschafter und Ingenieure, in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien und im Libanon und im Gazastreifen durch die palästinensische Terrororganisation Hamas und deren Raketenbeschuss auf Israel ebenso wie die schiitische Hisbollah im Libanon. Beide Organisationen werden massiv durch iranisches Geld, Waffen und Ausbildungshilfe seitens des Iran gefördert, ja bilden gemeinsam mit den jemenitischen Huthis eine enge Allianz in der sogenannten Achse des Widerstandes gegen Israel.

 
Verbündete hielten Israel angeblich ab
Nach dem mutmaßlichen Angriff Israels auf eine Basis der Luftstreitkräfte im Iran sind neue Details bekanntgeworden. US-Medien berichteten, Israel habe ursprünglich einen umfassenderen Schlag geplant gehabt, sich nach Appellen von Verbündeten aber für eine begrenzte Attacke entschieden. Teheran betonte unterdessen am Montag neuerlich, den Vorfall nicht weiterverfolgen zu wollen.

Israel habe geplant gehabt, mehrere militärische Ziele im Iran zu bombardieren, auch in der Nähe der iranischen Hauptstadt Teheran, wie die „New York Times“ unter Berufung auf hochrangige israelische Regierungsquellen schrieb. Dabei hätten Kampfflugzeuge zum Einsatz kommen sollen. Nach Appellen aus den USA, Deutschland und Großbritannien habe sich Israel letztlich für einen begrenzten Schlag entschieden.

Israel hatte nach übereinstimmenden Medienberichten am Freitag einen Angriff gegen den Iran ausgeführt. Dabei wurde nach Angaben der „New York Times“ ein Stützpunkt der Luftstreitkräfte in der Provinz Isfahan unweit iranischer Atomanlagen von einer Rakete getroffen. Israel äußerte sich zu dem Angriff nicht offiziell, der Iran spielte ihn herunter.

Zeitung: Zweite Rakete absichtlich zerstört

 
Abwehr-Radar erwischt – Schlag gegen Iran war wohl erfolgreicher als gedacht
Israel habe nur mit Spielzeugen geschossen, lästert die iranische Führung seit Ende vergangener Woche. Doch jetzt sind Satellitenfotos aufgetaucht. Sie zeigen: Was auch immer Israel eingesetzt hat – das System war ausgesprochen treffsicher.
Der israelische Vergeltungsangriff gegen den Iran Ende vergangener Woche hat Satellitenaufnahmen zufolge größere Schäden angerichtet als von der Regierung in Teheran eingeräumt. Das Unternehmen Planet Labs PBC veröffentlichte Satellitenbilder, die am Montagmorgen in der Nähe des Flughafens und Luftwaffenstützpunkts von Isfahan aufgenommen wurden, etwa 320 Kilometer südlich von Teheran.

Demnach ist offenbar das Radarsystem einer Flugabwehrbatterie des Typs S-300 getroffen worden. Damit war die israelische Attacke wesentlich wirkungsvoller als der Angriff Irans auf Israel am 13. April.

„Dieser Schlag zeigt, dass Israel in der Lage ist, das iranische Luftverteidigungssystem zu durchdringen“, erklärte Nicole Grajewski, Expertin für Atomsicherheit bei der Carnegie-Stiftung und Autorin eines in Kürze erscheinenden Buches über Russland und Iran. „Die Präzision des Treffers war bemerkenswert.“

 
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